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Oberboihingen: Flüchtling nach Gambia abgeschoben

Asyl Der 21-Jährige stand kurz vor seinem Hauptschulabschluss und wollte im Herbst eine Maurerlehre beginnen.

Hier lebte der Gambier, bis er in Abschiebehaft kam. Foto: Ralf Just

Oberboihingen. In dieser Woche ist in Oberboihingen ein junger Mann aus Gambia abgeschoben worden. An diesem Fall sind mehrere Dinge tragisch, wie Martin Lohmann von der Arbeiterwohlfahrt berichtet. Lohmann betreut das Flüchtlingswohnheim in Oberboihingen. Mohammed S. war hier integriert. „Er spricht Deutsch, er besuchte die Hauptschule, die er diesen Sommer abschließen wollte. Er wollte zudem im Herbst eine Ausbildung als Maurer beginnen“, sagt Lohmann.

Der junge Mann habe eine wahre Odyssee hinter sich. Er sei über Libyen nach Europa gekommen. Genauer: nach Sizilien. „Bevor die Fahrt übers Meer begann, teilte ihm der Schlepper mit, er sei derjenige, der das Boot steuern müsse“, weiß Lohmann aus Gesprächen mit dem Gambier. Auf Sizilien wurde der junge Gambier deswegen verhaftet, weil man ihn für einen Schlepper hielt. „Er verbrachte vier Jahre auf Sizilien in einem Gefängnis. Dann schlug er sich nach Deutschland durch“, sagt Lohmann. Bei seiner Ankunft war Mohammed traumatisiert.

Der Gambier hatte zum ersten Mal eine Perspektive für sein Leben. Nun sind diese Pläne passé. In Gambia hatte sich Mohammed gegen die religiös motivierte Tradition der Beschneidung von Frauen eingesetzt. Er wurde daraufhin von Familienmitgliedern geächtet und von Bewohnern seines Dorfes verfolgt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge betrachtet dies nicht als hinreichenden Asylgrund.

In Gambia wird er nun nach seiner Ankunft von der Caritas in Empfang genommen. Zurück zu seiner Familie kann er nicht mehr. Über die weltweit engagierte katholische Hilfsorganisation wollen Martin Lohmann sowie deutsche und gambische Freunde mit Mohammed in Verbindung bleiben. Doch der erfahrene Sozialarbeiter schüttelt den Kopf über diese Abschiebung. „Wieder trifft es keinen Straftäter, sondern einen Mann, der den klaren Willen zur Integration hatte“, sagt er. Sylvia Gierlichs