Wasser ist ein unglaubliches Element. Seine größte Dichte hat es bei vier Grad Celsius und ohne wäre kein Leben auf der Erde denkbar. Es hat aber auch noch eine andere, nicht zu unterschätzende Qualität: Wasserkraft ist eine durch und durch ökologische Energieerzeugungsform. Aus diesem Grund besuchte Andreas Schwarz, Abgeordneter des hiesigen Wahlkreises und Fraktionsvorsitzender der Grünen, das Wasserwerk auf dem einstigen Berger-Areal in Dettingen. Herr über Haus, Wehr und Trafostation ist Reinfried Kirchner. Ursprünglich aus Linsenhofen stammend, liegt ihm als Sohn eines Müllers das Handwerk mit dem Wasser einfach im Blut. Um seine Mühle im Blick zu haben, ist er vor Jahren in die direkte Nachbarschaft gezogen und hat diesen Schritt noch keine Sekunde bereut. Die Begeisterung für seine Arbeit mit dem Wasser kann er nicht verbergen: Nicht zu bremsen ist er bei der Führung in den frühen Abendstunden.
„Wir suchen nach Potenzial im Land, um die Energiewende schaffen zu können. Wir müssen mit unserer Topografie arbeiten“, sagte Andreas Schwarz und zeigte sich außerordentlich interessiert an dem, was der Wasserwerker zu berichten hatte. Frei nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“, wie es Dettinges Bürgermeister Rainer Haußmann am rauschenden Bach ausdrückte, werden 60 Wohneinheiten mit der Wasserkraft aus dieser Mühle mit Elektrizität versorgt. Einstmals produzierte sie Strom für die Tuchfabrik Berger. Flussabwärts befindet sich eine zweite, etwas größere Anlage, die Gottlob Hummel betreibt.
Seit Menschengedenken wird die Wasserkraft entlang der Lauter genutzt, sie hat eine lange Tradition. „Früher waren über 60 Anlagen entlang der Lauter zwischen Gutenberg beziehungsweise Schlattstall und Wendlingen in Betrieb. Allein in Gutenberg gab es neun Mühlen. Die Lauter war einer der meist genutzten Bäche im Land“, erklärte Reinfried Kirchner. Die Eckdaten machen deutlich, weshalb: Knapp 26 Kilometer lang ist die Lauter von der Quelle bis zur Mündung in den Neckar und schafft dabei die stolze Höhendifferenz von knapp 310 Metern. „Die Lauter läuft deshalb in der Kategorie Gebirgsbach“, sagte Gottlob Hummel zur Verwunderung aller. Im Einzugsbereich der Lauter gibt es viel Wald. „Der nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie langsam ab. Deshalb ist die Fließgeschwindigkeit relativ konstant im Gegensatz zur Lindach. Die kommt schnell und nimmt auch schnell wieder ab“, erläutert Reinfried Kirchner.
Andreas Schwarz interessierte vor allem die Frage, ob an der Lauter weiteres Potenzial für dezentrale Energiegewinnung besteht. Die Antwort lautet eindeutig ja. Er ist zuversichtlich, die Klimaziele zu erreichen. „Beim Ozonloch ist es uns auch gelungen, das Problem zu lösen“, sagte er. Um so erstaunter war er, als er erfuhr, dass sowohl den Wasserwerk-Betreibern als auch der Gemeinde Dettingen seitens des Landratsamts Steine in den Weg gelegt werden. Es geht um die Durchgängigkeit des Baches, sprich: Flussbewohner sollen von der Mündung bis zur Quelle schwimmen können, weshalb hohe Abstürze aufgrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie beseitigt werden müssen. Seit fünf Jahren wartet Dettingen bislang erfolglos auf das O.K. vom Landratsamt, obwohl die Planung steht. Dadurch verteuert sich die Maßnahme sehr zum Frust der Beteiligten. Außerdem kann sich Rainer Haußmann an der Lauter Wasserwirbelkraftwerke vorstellen. „In Österreich und der Schweiz kommen darin Fische lebend durch - im Landratsamt Esslingen wird das anders gesehen“, ärgert sich der Schultes über mangelnden Pragmatismus. „In der Umsetzung sehe ich das Problem, das nehme ich als Alarmsignal wahr. Es besteht Handlungsbedarf“, sagte Andreas Schwarz.