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Öko, saisonal und lokal – auch für den Hund

Auch „der beste Freund des Menschen“ will artgerecht fressen

Famous Frisco liebt seine Hundekekse.
Famous Frisco liebt seine Hundekekse.

Kirchheim. Rund zehn Millionen Deutsche leben mit Hund im Haushalt. Vergleicht man diejenigen, die einen Hund im Haushalt haben,

mit der Bevölkerung insgesamt, zeigt sich ein klares Bild: Hundebesitzer, insbesondere Rassehundehalter, sind eine gut situierte, selbstbewusste und anspruchsvolle Zielgruppe.

Dabei gilt der Hund als der beste Freund des Menschen – und das zeigt sich auch am Engagement rund ums eigene Haustier. Nach Angaben des Sozialforschungsinstitutes Sinus Sociovision ist der Besitz eines (Rasse-)Hundes der „Ausdruck eines aktiven, sozial und kulturell engagierten Lebensstils“. Charakteristisch ist dabei ein „hohes Qualitätsbewusstsein, die Lust auf das Authentische, Kennerschaft und Stilgefühl, intensive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und nicht zuletzt eine umwelt- und gesundheitsbewusste Lebensführung“.

Was sich hier abgehoben liest, findet einen konkreten Ausdruck in der aktuellen Bewegung rund um die Ernährung – für Mensch und Tier. Eine Flut von Kochsendungen und neuen Zeitschriften rund um Kochen, Heimat und Gemüsegarten, die Umwandlung von grünen Rasen- und Thuja-Einöden zu Nutzgärten, all das ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die immer länger werdenden Zutatenlisten auf den Produkten der Lebensmittelindustrie. Und was bei Menschen in puncto Lebensstil und Ernährung in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, beginnt auch bei der Ernährung unserer Haustiere ein Umdenken – nicht zuletzt weil Hunde und Katzen zunehmend unter Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Nahrungsmittelallergien leiden.

Viele verzweifelte Hundehalter, aber auch Frauchen und Herrchen, die bei sich selbst auf naturbelassene Ernährung achten, suchen nach Alternativen zu industriell hergestellten Tierfutter. Rege in der Diskussion – von den einen hoch gelobt, von den anderen angefeindet und als gefährlich beschrieben – ist das sogenannten Barfen.

Barf steht für biologisch artgerechte Rohfütterung oder auf Englisch Biologically Available Raw Food. Beim Barfen verzichtet der Hundehalter auf die Fütterung von Fertigprodukten und serviert seinem vierbeinigen Liebling stattdessen rohes Fleisch und Fisch, dazu Gemüse, manchmal auch – je nach Überzeugung – (glutenfreie) Getreide. Durch diese Futterauswahl soll die Ernährung von Wölfen, den Urahnen der Hunde, nachgeahmt werden.

Doch was kommt nun in den Futternapf? Vor allem rohes Fleisch und Gemüse, denn darin stecken viele Vitamine, Spurenelemente, Nährstoffe und Mineralien. Zudem wird alles püriert, weil ein Hund erst dann Obst und Gemüse verwerten kann. Dann fehlt nur noch ein Schuss Öl, damit die fettlöslichen Vitamine aufgenommen werden können. Auch Knochen mit etwas Fleisch dran gehören auf den Barf-Speiseplan. Einzige Ausnahme: Schweinefleisch sollte auf keinen Fall roh gefüttert werden, da es zu einer Infektion mit dem gefährlichen Aujeszky-Virus kommen kann.

Gegner dieser Fütterungsart führen ins Feld, dass Hunde – und auch Katzen – schon lange domestiziert sind und die Futtermittelindustrie lange Jahre der Forschung darauf verwendet hat, das optimale Nahrungsangebot für Welpen, aktive Hunde, dicke Hunde oder Senioren-Hunde herauszufinden. So könnten keine Mangelerscheinungen entstehen. Foto: Judith Reischl