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„Oft wird einfach zu viel geredet“Tipps für ein gutes Klima am Arbeitsplatz

Wohlbefinden Diana Bothe ist seit April ausgebildete „Feelgood-Managerin“. Sie unterstützt Mitarbeiter und Führungsetagen dabei, eine bessere Unternehmenskultur umzusetzen. Von Katja Eisenhardt

Glaubt fest daran, dass kleine Veränderungen die Freude an der Arbeit erhöhen können: Diana Bothe.Foto: Katja Eisenhardt
Glaubt fest daran, dass kleine Veränderungen die Freude an der Arbeit erhöhen können: Diana Bothe.Foto: Katja Eisenhardt

Ein Jahr lang hat die Kirchheimer Bilanzbuchhalterin und Expertin für Steuerrecht jedes Wochenende die unterschiedlichen Seminare des Weiterbildungsprogramms in Stuttgart besucht. Auf dem Stundenplan der angehenden Feelgood-Manager stehen dabei etwa die Themenblocks Kommunikation, Business Coaching, Gesprächsführung, Mediation, Burn-out-Prävention oder auch die Arbeitsplatzgestaltung. „Die Ausbildung hat einen großen Praxisbezug. Es gibt dann beispielsweise Workshops zur Moderation und Kommunikation“, ergänzt ­Bothe. Grundsätzlich gehe es beim Feelgood-Management darum, Firmen und Organisationen bei Bedarf dabei zu unterstützen, die Zusammenarbeit im Unternehmen zu verbessern, falls nötig zur Konfliktlösung beizutragen und für eine gute Unternehmenskultur zu sorgen.

Der Feelgood-Manager hat ein offenes Ohr für alle im Unternehmen. „Für ein gutes Arbeitsklima braucht es zufriedene, motivierte Mitarbeiter. Das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Beteiligten eines Unternehmens muss funktionieren, es muss klar sein, wer für was zuständig ist“, beschreibt Diana Bothe ihr neues Aufgabenfeld. Als Feelgood-Managerin unterstützt sie Mitarbeiter und Führungskräfte bei der gemeinsamen Erarbeitung von Lösungen und Konzepten, „sie müssen dabei aber vor allem auch selbst aktiv werden.“

Doch wie kommt man auf die Idee, Feelgood-Managerin zu werden – ein Beruf, der im Vergleich zu den USA hierzulande noch nicht so verbreitet ist? „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und dann hat mich eine Mandantin auf die Ausbildung aufmerksam gemacht. Ich fand das Konzept sofort inte­ressant, denn eine gute Unternehmenskultur ist mir persönlich sehr wichtig. Ich bin in der Gastronomie groß geworden, das ist ein Arbeitsumfeld, in dem oftmals große Unzufriedenheit herrscht. Gerade in der Gastronomie ist der Ton häufig sehr rau“, weiß Bothe. „Manchmal reichen schon ganz kleine Veränderungen, um das Arbeitsklima zu verbessern. Ganz wichtig ist, dass die Mitarbeiter gehört werden, dass sie und ihre Leistung anerkannt und ernst genommen werden. Sei das nun im kleinen Betrieb oder im Großunternehmen.“

Ganz wichtig ist, dass der Arbeitgeber hinter diesem Konzept steht und auch bereit ist für Veränderungen. Auch die Unternehmensleitung wird von der Feelgood-Managerin auf Wunsch unterstützt. „Das fängt bei der Beratung fürs Schalten einer Stellenanzeige an: Wichtig ist dabei ein klares Profil des Unternehmens. Was muss der neue Mitarbeiter an Qualifikationen mitbringen, wo wird er konkret eingesetzt und wo macht es Sinn, die Anzeige überhaupt zu schalten? Das sind Fragen, mit denen wir uns dann gemeinsam beschäftigen. Denn es passiert nicht selten, dass neue Mitarbeiter sehr schnell unzufrieden sind oder gleich wieder kündigen, weil die tatsächlichen Anforderungen im neuen Job sich nicht mit jenen der ursprünglichen Stellenanzeige decken, auf die sie sich beworben haben. Und diese Mitarbeiterfluktuation kostet Unternehmen nicht nur viel Geld, sondern vor allem auch Zeit und Nerven“, beobachtet Diana Bothe.

„Gute Leute zu finden ist schwierig, man muss ihnen auch etwas bieten und das hat nicht immer mit Geld zu tun.“ Hier könne das Feelgood-Management ein wichtiger Baustein zur Stärkung der Arbeitgebermarke sein. Von zentraler Bedeutung sei Transparenz im Unternehmen, Offenheit untereinander und Mitspracherecht für die Angestellten. „Eine gute Personalführung ist sehr zeitintensiv, hierbei kann ich mit der Vermittlung verschiedener Methoden unterstützen“, erklärt die Feelgood-Managerin.

Vor zwei Jahren sei ihr neuer Aufgabenbereich hierzulande noch sehr belächelt worden, „mittlerweile kommt das aus der Nische heraus, gerade Start-up-Unternehmen nehmen die fachliche Unterstützung gern in Anspruch.“ Bei vielen anderen müsse erst noch ein Umdenken stattfinden: „Die Vorgesetzten müssen dazu bereit sein, Führung neu zu denken und manchmal auch aus ihrer Komfortzone herauskommen, um die bisherige Unternehmenskultur umzugestalten. Das ist ein kontinuierlicher Prozess“, so Bothe. Aktuell ist sie alle 14 Tage für einen Tag in zwei Unternehmen mit je circa 40 Mitarbeitern im Einsatz, in denen es viel Potenzial für Feelgood-Management gibt und die Geschäftsführung die Prozesse befürwortet und unterstützt. „Egal in welchem Bereich – Störungen und Konflikte sind überall ähnlich, da kann man viel tun, um das zu verbessern.“ Das fängt oft schon bei schnell umsetzbaren Veränderungen wie kurzen Auszeiten in einem Ruhebereich zwischendurch an, auch die Arbeitsumgebung und deren Gestaltung müsse stimmen. Je nach Bedarf würden dann individuelle Lösungen gemeinsam erarbeitet. „Ganz oft fehlt es schlicht an der Kommunikation. Oder es wird zu viel geredet und zu wenig getan.“

„Manchmal reichen kleine Veränderungen, um das Arbeitsklima zu verbessern.

Diana Bothe

Transparenz und Offenheit sind wichtig.

Wertschätzung Erfolge sollten gemeinsam gefeiert werden.

Mitspracherecht Mitarbeiter müssen mitgestalten dürfen.

Sinnverständnis Mitarbeiter müssen einen Sinn in ihrer Arbeit sehen.

Rücksprache Eine gute Feedbackkultur erleichtert die Arbeit.

Fehlerkultur Fehler dürfen gemacht werden, es muss aber offen damit umgegangen werden.

Freude Kleine Auszeiten oder Angebote wie der gemeinsame Sport, Kochen oder das gemeinsame Frühstück mit Kollegen tragen zum Wohlfühlklima bei.

Taten Nicht nur über Veränderungen reden, auch handeln.

Willkommen Eine Willkommenskultur erleichtert neuen Mitarbeitern den Start.

Arbeitsplatz Mitarbeiter sollten einbezogen werden.eis