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Ohne den Glauben ans Fundament läuft nichts

Konzert In der Notzinger Jakobuskirche macht der Liedermacher Andi Weiss rund 100 Zuhörern Mut. Wer lebt, mache auch Fehler, aber das gehöre dazu. Von Peter Dietrich

Autor, Musiker und Logotherapeut: Der Münchner Andi Weiss in der Notzinger Jakobuskirche. Foto: Peter Dietrich
Autor, Musiker und Logotherapeut: Der Münchner Andi Weiss in der Notzinger Jakobuskirche. Foto: Peter Dietrich

Was will einer im Rückblick über das eigene irdische Leben sagen? Der Liedermacher Andi Weiss hat sich genau das überlegt und ein Lied daraus gemacht: „Ich habe gelebt, ich habe getanzt, ich habe trotzdem gelacht.“ Wieder einmal hatte der Treffpunkt „Kirche & Kultur“ Andi Weiss in die Notzinger Jakobuskirche eingeladen - und auch in Zeiten des Coronavirus waren rund 100 Zuhörer gekommen. Ihnen machte Andi Weiss viel Mut zum Leben.

Eigentlich sollte sein neues Programm ja „Mutbürger“ heißen. Doch dann legte die Ehefrau ihr Veto ein, denn sie fand das nicht besonders kreativ. Der neue Name kam nun vom kleinen Sohn, der noch ein Eis wollte. Als der Papa sagte, das nächste Eis gebe es erst morgen, antwortete der Sohn: „Morgen ist jetzt“. Prompt war der Name geboren, und der Papa weiß genau, dass nun das eine oder andere Eis als Lizenzgebühr fällig wird.

Der Sohn sorgte auch dafür, dass auf der neuen CD statt der geplanten 17 Lieder nun 18 Hits drauf sind. Der Papa hatte mal eine Liedzeile im Gehirn, aber irgendwie wurde kein Song daraus. Er hatte aber diese Zeile seinem Sohn vorgesungen, und der hat ein prima Gedächtnis. Ein Dreivierteljahr später wurde in der Familie über die neue CD gesprochen, und der Sohn fragte: „Kommt da auch das Lied mit dem goldenen Papier drauf?“ Er konnte die Liedzeile noch immer vorsingen. Da setzte sich der Papa hin und machte doch noch ein komplettes Lied daraus.

Druckfehler waren halb so wild

Immer wieder wird Andi Weiss, Jahrgang 1977, gefragt, ob das denn alles stimme, was er bei seinen Auftritten so alles erzähle. Wie könne ein Mensch nur so viele Begegnungen haben? Jeder habe sie, sagte er, er müsse sie nur mit offenen Augen wahrnehmen. Mit offenen Augen hätte wohl der Lektor des Begleitbuchs zur CD „Gib alles, nur nicht auf“, nochmals in dieses schauen sollen, bevor es gedruckt wird. Andi Weiss erzählte, wie er in letzter Minute noch Fehler korrigiert hatte, ihm aber doch welche durchrutschten. Er ärgerte sich und wollte das Buch am liebsten einstampfen, gab dann aber die Druckfehler auf Facebook ganz offen zu und bekam viele Rückmeldungen, so schlimm sei das auch nicht.

Es wurde ihm zur Lehre: „Jeder schreibt an seinem Lebensbuch. Will ich die Seiten weiß lassen, aus Angst, Fehler zu machen? Will ich mich für die Fehler schämen, das Lebensbuch verstecken? Der Weg zur Reife braucht auch unreife Stücke.“

Andi Weiss berät und begleitet Unternehmen und einzelne Menschen. Er erzählte anonym von einem Klienten, auf dessen beruflichen Träume als Jugendlicher der betrunkene Vater nur geantwortet hatte: „Das wirst du alles eh nie schaffen.“ Der Sohn nahm diesen vernichtenden Satz ins Leben mit, aber mit dem Vorsatz, dem Vater das Gegenteil zu beweisen. Er arbeitete sich mit Erfolg nach oben, wurde Unternehmer. „Ich bewundere Menschen, die über sich selbst hinauswachsen.“ Der Liedermacher betonte aber, dass der Wert des Menschen nicht von seinem Können, seiner Leistung abhänge. Jeder sei von Gott bedingungslos geliebt.

„Wenn du nicht weißt, wo du hinwillst, werden es dir andere sagen“, forderte Andi Weiss aber zur Zielstrebigkeit auf, erzählte dazu ein Erlebnis in Indien, als er sich vor dem Hotel die Füße vertrat. Ein Inder hatte das Touristenopfer sofort erkannt: „Was suchst du?“ Er wollte den Deutschen, der dort ein Projekt für Mikrokredite besuchte, in seinen illegalen Laden in der nächsten Straße locken. Da wusste Weiss, ganz plötzlich, was er suchte - den Weg zurück ins Hotel.

Die Melodien von Andi Weiss sind eingängig, so konnte der Künstler die Zuhörer bei den beiden Zugaben zum Mitsingen auffordern, und es gelang. Die Begleitung am Keyboard harmoniert sehr gut mit den einfühlsamen Texten. Die Lieder klingen aber musikalisch alle sehr ähnlich, hier wäre ein wenig mehr Abwechslung erfrischend.

Das Konzert endete mit einer letzten Ermutigung: „Gehen Sie in Ihr Leben und waschen Sie sich die Hände. Gehen Sie in Ihr Leben und erlauben Sie sich, fröhlich zu sein.“