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Ohne Räder geht‘s auch

Pädagogik Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Kinder in Dettingen in den Naturkindergarten gehen können. Ihr fester Stützpunkt wird bei den Gartenfreunden im Eulengreuth in einem Holzhaus sein. Von Iris Häfner

In direkter Nachbarschaft zu den Gartenfreunden wird der Dettinger Naturkindergarten sein Quartier aufschlagen.  Foto: Carsten R
In direkter Nachbarschaft zu den Gartenfreunden wird der Dettinger Naturkindergarten sein Quartier aufschlagen. Foto: Carsten Riedl

Durch Pfützen hüpfen, im Matsch spielen und Tarzan in den Bäumen spielen, das wird es künftig unter pädagogischer Aufsicht in Dettingen geben. Der Gemeinderat entschied sich bei zwei Enthaltungen einstimmig, einen Naturkindergarten unter Federführung der Gemeinde einzurichten. Der feste Stützpunkt wird ganz in der Nähe der Gartenfreunde im Eulengreuth sein. So können Synergien bezüglich der Infrastruktur genutzt werden - auch wenn die wetterfesten Kids laut ihres Konzepts autark unterwegs sind.

Der Bedarf besteht

„Wir sollten Nägel mit Köpfen machen, es scheint einen Bedarf zu geben“, redete Bürgermeister Rainer Haußmann nicht lange um den heißen Brei herum. Bereits im Frühjahr vergangenen Jahres war im Gemeinderat angesichts der zu erwartenden steigenden Kinderzahlen die Überlegung laut geworden, einen Waldkindergarten einzurichten. Der ist dank der minimalen Infrastruktur schnell umsetzbar und auch kostengünstiger als die konventionellen Kindertageseinrichtungen. Ein Bauwagen dient in der Regel als festes Quartier, in dem hauptsächlich die Materialien untergebracht sind, mit denen die Kinder spielen können. Außerdem ist er im Notfall, etwa bei Starkregen, Sturm oder Gewitter, ein sicherer Rückzugsort. Ansonsten streifen die Kleinen mit ihren Erzieherinnen durch Wald, Feld und Flur und erkunden die Natur, um einen eigenen Bezug zu ihr herzustellen.

Der Gemeinderat sah dieses pädagogische Konzept als gute Ergänzung zum bestehenden Angebot an. Deshalb schrieb die Verwaltung sämtliche in Frage kommenden Eltern an, um erfahren zu können, ob in Dettingen überhaupt Interesse an diesem besonderen Kindergarten besteht. Es nahmen zwar nur 40 Eltern an der Bedarfsumfrage teil, doch deren Rückmeldungen zeigten, dass grünes Licht für den Naturkindi gegeben werden kann. „Wir gehen davon aus, dass eine Ü 3-Gruppe mit 20 Kindern schon zu Beginn voll besetzt werden könnte“, sagte Rico Frick, stellvertretender Leiter des Haupt- und Ordnungsamts. Jetzt stehen weitere Prüfungen an, weil der Standort im Vogel- und Naturschutzgebiet liegt. Rainer Haußmann zeigte sich optimistisch, dass es dafür eine Genehmigung geben wird, denn schließlich ist in nächster Nähe mit dem Parkplatz und der Gartenanlage bereits in die Natur eingegriffen worden. Auch der Schnittgutplatz liegt dort. „Das ist aus naturschutzrechtlicher Sicht der optimalste Standort, auch wenn noch ein paar Hürden zu nehmen sind“, sagte Hauptamtsleiterin Amelie Betz. Ein weiterer Vorteil: Der Stützpunkt des Naturkindis liegt in relativer Nähe zum Ortskern.

Es muss kein Bauwagen sein

Die Frage nach der Behausung löste die Verwaltung pragmatisch. Es muss nicht der für den Waldkindi übliche Bauwagen sein. In Dettingen wird es wie in Bissingen eine „Zimmermannskonstruktion“ geben. Das in der Größe mit einem Bauwagen vergleichbare Häuschen ist fast komplett aus Holz gebaut und sieht dem „Original“ echt ähnlich. Die Lieferzeit beträgt etwa vier Wochen und ist damit deutlich kürzer als beim klassischen Bauwagen - und mit etwa 75 000 Euro zudem günstiger. „Das Ganze ist portabel, halt ohne Räder“, sieht Rainer Haußmann keinerlei Nachteile bezüglich der Konstruktion.

Außer Frage steht für ihn, dass die Gemeinde die Trägerschaft des Naturkindergartens übernimmt. Läuft alles nach Plan, soll es im September 2020 losgehen. Dann ist das nötige Personal eingestellt, die Genehmigung in trockenen Tüchern und das Häuschen aufgestellt. Als „Zuckerle obendrauf“, sieht Amelie Betz das künftige Angebot für die Kinder.