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Paul Magino sagt Adieu

Personalie Dekan Paul Magino wird am heutigen Donnerstag im Münster St. Paul in Esslingen und im Anschluss daran mit einem Fest im Pfleghof in den Ruhestand verabschiedet.

Paul Magino sitzt gemütlich im Pfarrgarten in Wendlingen – vielleicht ein kleiner Vorgeschmack auf den Ruhestand? Foto: drs/Bernhard Wuchenauer

Als Pfarrer ist Paul Magino seit 1993 in Wendlingen tätig und übernahm 2006 zusätzlich die Leitung der Kirchengemeinde in Köngen und Unterensingen. Zunächst als stellvertretender Dekan und dann in zwei Amtszeiten als Dekan hat er über zwei Jahrzehnte hinweg die Geschicke im katholischen Dekanat Esslingen-Nürtingen mitgeprägt.

Wie kann man jemandem, der wenig Einblick in katholische Strukturen hat, erklären, was ein Dekanat ist?

Paul Magino: Häufig wird das Dekanat mit einer Sandwich-Position umschrieben. Auf der einen Seite spielt sich das kirchliche Leben in seinen Grundvollzügen natürlich vor Ort in den Kirchengemeinden ab; vor Ort, wo die Menschen auch leben. Aber eine Kirchengemeinde allein kann nicht alles leis­ten, was für die Menschen nötig ist. An diesen Stellen agieren wir mit unseren Einrichtungen und ergänzen die Arbeit der Kirchengemeinden. In Beratungsstellen, bei der Klinikseelsorge, Erwachsenenbildung, Jugendreferat, Familienpastoral und in unserer Familienpflege ergänzen wir als Dekanat die Kirchengemeinde vor Ort. Auf der anderen Seite sind wir als Dekanat eine Einrichtung der Diözese und tragen Sorge, dass Konzepte aus dem Bischöflichen Ordinariat vor Ort umgesetzt und gelebt werden können. Diese Sandwich-Position ermöglicht es uns, in die Kirchengemeinde hineinzuwirken und auch ein Stück weit die Konzeptionsentwicklungen der Diözese mitzugestalten.

Sie waren ja nicht nur als Gemeindepfarrer oder auf der Dekanatsebene aktiv, sondern über viele Amtsperioden hinweg waren Sie auch Mitglied des Diözesanrates sowie des Pries­terrats. Dort sogar als Sprecher. Was war Ihre Motivation für diese zusätzlichen Aufgaben?

Magino: Eigentlich habe ich ja erst 15 Jahre nach meiner Priesterweihe zum ersten Mal die Leitung einer Kirchengemeinde übernommen. Die Erfahrungen aus diesen 15 Jahren in unterschiedlichen Bereichen wollte ich mir auch als Gemeindepfarrer bewahren. Mein Mitwirken innerhalb des Pries­terrats, des Diözesanrats und im ZdK – Zentralkomitee der deutschen Katholiken – habe ich immer so verstanden. Für mich ist darüber hinaus auch klar, dass wir als katholische Kirche nicht alleine unterwegs sind. Deswegen war es mir ein Anliegen, enge Kontakte mit den ökumenischen Kolleginnen und Kollegen zu pflegen sowie mit Akteuren in der Politik vernetzt zu sein. Die Menschen sowie deren Situationen und Bedürfnisse in den Blick zu nehmen – diese Aufgabe nehmen Politik wie auch die Kirchen wahr. Deshalb ist es gut, wenn wir im engen Austausch miteinander sind.

Gibt es ein Leitbild, ein Lebens­motto, das Sie antreibt? Oder eine Bibelstelle, die Sie zu diesem Handeln motiviert?

Einen Leitsatz für mein ganzes Leben habe ich im Grunde nicht. Aber die biblische Aufforderung „Macht euch die Erde untertan“ verstehe ich als Auftrag an mich persönlich: Gestalte die Welt mit an dem Ort, wo du gerade bist; und teile dort dein Leben mit den Menschen. Das ist dann schon so ein Grundsatz, der sich bei mir durch mein Leben durchzieht. Für mich war dieses Mitwirken aber immer aus meinem christlichen Glauben heraus motiviert.

Wenn wir nochmals auf Ihre Aufgabe als Dekan zurückkommen: War Ihnen da ein besonderer Stil oder eine bestimmte Haltung wichtig?

Mir war es immer wichtig, dass wir das Dekanat als Team leiten. Auch der Dekanatsrat, in den ja Vertreter von allen Seelsorgeeinheiten wie auch von anderen Gruppierungen gewählt sind, trägt die Verantwortung für die Erfüllung der Aufgaben des Dekanats mit. Der enge Austausch mit den gewählten Vorsitzenden des Dekanatsrats habe ich als Bereicherung erlebt, weil sie ihre Erfahrungen in den Kirchengemeinden und ihre Sicht in die Überlegungen einbringen. Auch wenn diese gemeinsame Verantwortung in der Dekanats-Ordnung noch klarer hätte formuliert werden können, hat es uns im Dekanat Esslingen-Nürtingen nicht davon abgehalten, diese gemeinsame Verantwortung zu leben.

Wenn Sie den Blick in die Zukunft lenken: Welche Entwicklungen nehmen Sie derzeit schon wahr, die zukünftig wohl die Kirchengemeinde wie auch das Dekanat Esslingen-Nürtingen beschäftigen werden?

Die strukturelle Größe Seelsorgeeinheit ist größtenteils mit Leben gefüllt, aber ich vermute, dass wir noch weiter über „Regionalisierungen“ im Dekanat nachdenken müssen. Also ob beispielsweise die Zusammenarbeit von nebeneinanderliegenden Seelsorgeeinheiten noch intensiviert werden kann. Das könnte einerseits Synergie-Effekte haben und andererseits – und das finde ich den wichtigeren Punkt – könnten dadurch die Pastoralteams größer werden. Das scheint mir auch der einzig sinnvolle Weg zu sein, um mit dem sich schon abzeichnenden Personalmangel umgehen zu können. Welche strukturellen Folgen sich daraus ergeben, ist für mich zweitrangig. Also erst steht die Frage: Was brauchen wir, um leben zu können? pm