Kirchheim. Bei der abschließenden Fragerunde fragte eine Zuhörerin: „Aber manchmal flippen Sie schon noch aus, oder?“ Barbara Fischer-Reineke lachte. Gerade gestern sei ein Tag gewesen, an dem alles schieflief - beim Aufstehen den Zehen gestoßen, dann zu spät beim Termin und zu guter Letzt auch noch ein saftiger Strafzettel. Früher, da wäre sie wie ein HB-Männchen ausgetickt. Heute versucht sie, gelassen zu bleiben.
Es liegt in der eigenen Hand, wie man reagiert. Die Autorin ist überzeugt: Sie kann selbst beeinflussen, wie sie sich fühlt. Sie muss es wissen. Eine unglückliche Ehe, zwei Burn-outs, Depressionen, sogar Selbstmordgedanken, all das konnte die ehemalige Journalisten überwinden. Ihre Erfahrungen gibt sie als Individualpsychologische Beraterin weiter und hat eine Methode zum Glücklichsein entwickelt - die Pool-Methode, bei der jeder Mensch die Wahl hat, ob er im kalten oder warmen Pool schwimmen will. Im kalten sind Emotionen wie Wut, Angst und Neid. Im warmen Pool Emotionen wie Liebe, Heiterkeit und Gelassenheit.
Vier Schritte sind es in ihrem Buch „Arschbombe ins Glück“, die helfen, glücklich zu sein. Ein Beispiel: Der Chef staucht einen vor versammelter Mannschaft zusammen. Der erste Schritt ist die neutrale Selbstbeobachtung: Wie fühlt man sich in der Situation? Dieser Blick findet nichts positiv und nichts negativ, sondern erkennt einfach „Aha, das macht mich wütend“. Wichtig ist, sich für seine Gefühle nicht zu schämen, betonte Fischer-Reineke.
Im zweiten Schritt folgt das Machtwort: Nein, so will ich mich nicht fühlen, und im dritten trifft man bewusst eine Wahl. Will man weiterhin mit der üblichen Reaktion reagieren, eingeschnappt und gereizt? Oder will man glücklich sein? So kann man im vierten Schritt Gefühle aktiv herstellen. Dabei tauscht man die negativen Gefühle mit positiven aus - Wut mit Gelassenheit oder Scham mit Humor. Es gab verwundertes Gemurmel und schwäbische Skepsis. „Dass es da Widerworte gibt, habe ich erwartet“, sagte Fischer-Reineke lachend. Es bedarf der Übung, betonte die Autorin. Ihr Publikum solle sich vorstellen, es liegt 50 Zentimeter hoch Neuschnee, und man läuft zum Briefkasten. Das erste Mal ist es mühsam, aber je öfter man den Weg geht, desto einfacher wird es.
Schade nur, dass für die praktischen Beispiele zu wenig Zeit blieb, doch eines hatte das Publikum in jedem Fall gelernt: Aufregen lohnt sich nicht. Auch, weil laut Fischer-Reineke eine Stressattacke uns zehn Jahre älter macht. „Dann wären wir ja schon längst tot“, hörte man eine Teilnehmerin ganz hinten lachen. Monika Läufle