Weilheim · Lenningen · Umland

Pfeffermühle statt Pfefferspray

Kabarett „Letzte Patrone“ heißt das Programm des Kabarettisten Django Asül, das er in der Kirchheimer Bastion spielte. Doch seine letzte Patrone hat dieser Mann noch lange nicht verschossen. Von Peter Dietrich

*
Foto: Peter Dietrich

Django Asül sollte seinen Job noch eine Weile machen, das wäre sonst ein herber Verlust fürs Publikum. Er muss es auch, denn seine designierte Nachfolgerin ist für die Geschäftsübergabe noch etwas zu jung. Aber für ihre sechs Jahre ist die Nichte enorm auf Zack. Wollte sie doch glatt, so berichtete Django Asül, einen Wohnzimmertisch kaufen. Warum das? Um endlich den elterlichen Spruch „so lange du deine Füße unter meinen Tisch stellst“ nicht mehr hören zu müssen.

Schlagfertig und rotzfrech ist der Bühnenprofi mit seinen mehr als 20 Jahren Erfahrung. Wer mit ihm ein kleines Pausengespräch wagt, sollte vorsichtig sein: Ganz schnell könnte er sich im zweiten Teil des Programms wiederfinden. Seinen ersten Teil begann Django Asül mit ein wenig Kirchheimer Lokalkolorit. Die Bastion empfand er als Vorbild für die Elbphilharmonie, gegenüber Kirchheim und seinem Schloss könnten die Wittelsbacher einpacken. In diesem Schloss habe man wohl früher am Wochenende die SPD-ler eingesperrt, vermutete er.

Gut lokal verankert ist Django Asül auch in seinem niederbayerischen Heimatort. Was für die Kabarettistin Simone Solga ihr Aschersleben ist, das ist für Django Asül Hengersberg im Landkreis Deggendorf. Auch wenn dort nichts passiert, geht inzwischen auch in Hengersberg die allgemeine Angst um, weshalb Django Asül eine Bürgerwehr gegründet hat. Doch was will einer, der nicht mal ein Deo benutzt, mit Pfefferspray? Dann lieber eine Pfeffermühle. Und was will einer mit diffusen Ängsten mit einer Pistole, er weiß ja gar nicht, wohin er schießen soll. Nötig sei, befand Django Asül, eine Schrotflinte. Vor der örtlichen Apotheke hat er Kunden auf Drogen gecheckt und als Bürgerwehr die Erfahrung gemacht: „Macht macht sexy.“

Django Asül bietet eine spritzige Mischung aus guter Beobachtung, bewusst fehlender politischer Korrektheit und manchmal einer Absurdität nach Karl Valentins Art, hinter der aber ganz viel Vernunft steckt. Immer wieder schlüpft er in fremde Rollen, wird etwa zum Stammtischkumpan, der seine dumpfen Vorurteile mit Kängurus erklärt. Er erzählt aus der Schule und von den null Punkten in Kernphysik in seinem Abitur. Sechs Jahre später habe er den Lehrer wieder getroffen, erzählt er mit Genugtuung: „Da hat der schon Eintritt zahlen müssen.“ Er bekennt sich als Autoliebhaber, der schon als Drittklässler vom 250-PS-BMW geträumt habe. Heute sehe er das anders: „Innerorts reicht es.“ Doch ist er kein Freund von Suff - also SUV: „Man sollte CW-Wert und Gewicht bei Autos beachten, nicht nur bei Frauen.“ Die Zukunft mit selbst fahrenden Autos hält Django Asül für gefährlich: „Dann hat die Frau mit dem Handy gespielt und du landest statt beim Sport bei den Schwiegereltern.“

„Der Türke an sich ist ein feiner Kerl, ich war selber mal einer“, schärfte Django Asül seinen Zuhörern ein. Die Balkanroute beschrieb er als „arabischen Jakobsweg“, der im „bayerischen Gazastreifen“ enden könne. Die Syrien-Aufklärung der deutschen Tornados bestehe darin, Handzettel abzuwerfen, die vor Terrorismus warnen. Wo der Stützpunkt sei, sei egal, deutsche Tornados könnten ohnehin nicht fliegen.

Ökonomen, befand Django Asül, seien Leute, die anderen bei der Arbeit zuschauen und dann ein Buch darüber schreiben. Ein ganz bestimmtes Buch hat er sich genauer angesehen, „Die Millionärsformel“ von Carsten Maschmeyer. Entscheidend sei, habe er darin ganz erstaunt gelernt, das Delta zwischen Einnahmen und Ausgaben. Jeden Tag fünf Euro zur Seite legen, okay, aber wie diese zu sieben Prozent Zinsen anlegen? Da Django Asül die Formel für leistungslosen Reichtum also noch nicht gefunden hat, muss er weiterhin Kabarett machen. Möge er weiterhin auf ein so dankbares Publikum wie in der Kirchheimer Bastion treffen. „Sie klatschen schon, wenn ich es unfallfrei auf die Bühne schaffe“, bedankte er sich.