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Pflege liegt am Boden

Diskussion über die Reform des Pflegeberufegesetzes

Zu einer Diskussionsrunde um die vorgesehene Reform des Pflegeberufegesetzes hatte die Organisation „Pflege am Boden“ eingeladen. Dabei stand der Bundestagsabgeordnete und Sozialexperte Michael Hennrich Rede und Antwort.

Kirchheim/Nürtingen. Cornelia Zink, Lehrerin für Pflegeberufe und Vertreterin der Organisation „Pflege am Boden“, konnte in der Fritz-Ruoff-Schule auf dem Nürtinger Säer 20 Vertreter aus verschiedenen Pflege- und Krankenberufen begrüßen. Die Organisation „Pflege am Boden“ wurde 2013 in Osnabrück gegründet und ist nach eigenen Angaben in 80 Städten in Deutschland präsent.

„Die Situation im Pflegebereich liegt in Deutschland am Boden, und das wollen wir mit unserem Namen demonstrieren“, umriss Zink die Ziele ihrer Organisation. Eingeladen worden war zu dem Thema „Generalisierung – eine Chance für den Pflegeberuf?“.

Seit Ende November liegt der Entwurf zur vorgesehenen Reform des Pflegeberufegesetzes vor. Dieser sieht eine gemeinsame Pflegeberufsausbildung für die bisher getrennten Ausbildungen in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege vor.

In ihrem Vortrag stellte die Referentin die Vor- und Nachteile des neuen Gesetzes aus der Sicht ihrer Gruppe vor. Hochwertigere Ausbildung, die Gesamtkompetenz wird erhöht und ein gleicher Status zwischen Alten- und Krankenpfleger seien die positiven Aspekte – und dass Schüler früher mit der Altenpflege in Berührung kommen. Schmalspurausbildung, keine klaren Ausbildungsinhalte, Halbierung der Praxisanteile und bürokratisch und kompliziert nannte sie als negative Inhalte der Reform.

Michael Hennrich sagte in der anschließenden, lebhaft geführten Diskussion, man wolle durch die Reform das Pflegesystem verbessern und attraktiver machen: „Das ist eine immense Herausforderung die da auf uns zukommt.“ Der Pflegebereich biete zukunftssichere Jobs. Er forderte die Anwesenden auf, zu dem Thema ihre Meinungen zu äußern, da man sich in Berlin noch nicht darüber einig sei, ob man eine Generalisierung oder Spezialisierung wolle.

Hans Schollenberger, Leiter der Schule für Pflegeberufe in Nürtingen, sieht aufgrund des zukünftigen Pflegebedarfs in der Gesellschaft die generalistische Ausbildung als dringend notwendig an.

Isabell Flaig, Leiterin der Häuser der Senioren Nürtingen und Kirchheim, berichtete aus der Praxis. Sie bemängelte die vorgesehenen Ausbildungsstufen des neuen Gesetzes. Im Pflegebereich gebe es keine Hierarchien. Helfer müssten genau so fit sein wie eine examinierte Kraft. Sie sprach sich dafür aus, Alten- und Krankenpflege zusammenzufassen und die Kinderpflege abzugrenzen.

Altenpflege sei ein anspruchsvoller Beruf, der zu wenig Wertschätzung genieße und zu schlecht bezahlt werde, bemängelte ein Teilnehmer, der aktuell den Beruf des Altenpflegers erlernt. Eine Altenpflegerin kritisierte, dass vom Arbeitsamt vermittelte unqualifizierte Kräfte aus anderen Branchen das Niveau im Pflegebereich verschlechterten. Dem widersprach Isabell Flaig: „Ungelernte sind oft nicht schlechter als Examinierte, wichtig ist, dass man mit dem Herzen dabei ist“. Wenn man am Ende nur mit hoch qualifizierten Kräften arbeite, könne man das nicht mehr bezahlen. Eine gute Mischung beim Personal sei wichtig.

Der Sozialexperte der CDU zog als Fazit des zweistündigen Workshops: Die Kinderkrankenpflege solle nicht mit der geplanten Generalisierung vermischt werden. Alten- und Krankenpflege könnten prinzipiell zusammengelegt werden, wenn die Inhalte klar definiert würden.

„Stellen Sie uns dafür Inhalte zusammen und dann können wir uns gerne im Februar wieder treffen“, lud er die Praktiker zu einem weiteren Termin ein.