Weilheim · Lenningen · Umland
Piwis finden kaum Abnehmer

Weilheim Die Weinbergbesitzer setzen auf der Limburg nur wenige pilzwiderstandsfähige Rebsorten ein. Die Hobbywinzer vertrauen größtenteils auf die bewährten Reben. Von Thomas Krytzner

Wenn man an die Weinberge in Weilheim und Hepsisau denkt, hat man in erster Linie traditionelle Sorten wie Spätburgunder und Silvaner vor Augen, die Grundlage für den Bertold-Wein sind. Nur Weinkennern sind Rebsorten wie Regent, Prior oder Baron ein Begriff. Und das wird sich in der Region auch nicht so schnell ändern, da ist sich Michael Schöne sicher. Der Hobbywinzer ist seit fünf Jahren im Verein der Weinbergbesitzer und seit gut einem Jahr dessen Vorsitzender.

 

Nur alte Reben werden ersetzt 
Michael Schöne
Vorsitzender der Weilheimer Weinbergbesitzer
 

Dabei sind pilzwiderstandsfähige Sorten – sogenannte Piwis – keine Erfindung der heutigen Zeit. Diese gibt es schon mehr als hundert Jahre. Bestes Beispiel dafür sind die jetzt bekannten Rebsorten auf der Limburg, am Egelsberg und in Hepsisau. Als nämlich die Reblaus fast sämtlichen Reben den Garaus zu machen drohte, brachte die Kreuzung mit amerikanischen Wildarten die ersehnte Rettung. Diese verhinderten die weitere Verbreitung des aus den USA eingeschleppten Mehltaus und der Reblaus. Für die Wengerter an der Limburg waren und sind die resistenteren Rebsorten ein Segen. „Wir sind mit unserem Weinberg im Naturschutzgebiet“, erklärt Michael Schöne, „da dürften wir keine Mittel spritzen.“ Eine Ausnahmeregelung vom Regierungspräsidium Stuttgart erlaubt bisher noch die Verwendung von zugelassenen Mitteln. „Das wird jährlich kontrolliert und zugleich die Biodiversität geprüft“, weiß Michael Schöne. Rund um Weilheim gibt es noch 23 aktive Winzer, davon bauen zwei am Egelsberg und einer in Hepsisau an. Um dem falschen und echten Mehltau Herr zu werden, spritzen die Hobbywinzer präventiv alle zehn bis 14 Tage, damit sich der Pilz nicht ausbreitet. Manchmal nützt aber auch die ganze Vorbeugung nichts, wie sich Michael Schöne erinnert: „Vor zwei Jahren war ein nasses Jahr, da hatten wir gegen Mehltau kaum eine Chance.“

Umso mehr müssten die Weilheimer Weinbauern doch deshalb auf Piwis setzen. Doch: nur zögerlich wechseln die Winzer ihre Reben aus und das hat seinen Grund: „Wenn man Reben seit Jahren im Bestand hat, wäre es nebst der entstehenden Kosten auch viel Arbeit, diese zu ersetzen“, betont der Vorsitzende der Weinbergbesitzer. Erst wenn die Reben am Ende ihres Lebenszyklus sind, werden sie ersetzt. Bis jetzt sind das gut 14 Ar, nämlich neun Ar Prior und knapp fünf Ar Sovignier Gris, die zu den bereits vorhandenen vier Ar Regent dazu gekommen sind. Michael Schöne nennt Gründe für die Zurückhaltung der Wengerter: „Wir sind Hobbywinzer mit höherem Altersdurchschnitt. Auf Piwis setzen eher die jüngeren Weinbauern.“ Mit Augenzwinkern erklärt er, mit den „jungen“ seien die Winzer im Alter zwischen 55 und 60 Jahren gemeint.

Dennoch verkennen die Winzer die Vorzüge der pilzwiderstandsfähigen Rebsorten nicht. „Während die alten Sorten während des Jahres bis zu 14 Mal vorbeugend gespritzt werden müssen, sind die Piwis nach lediglich zwei Spritzungen gut geschützt“, schwärmt Michael Schöne. Das sei einerseits besser für die Natur und andererseits spare man Geld, Zeit und Arbeit. Die Hoffnung der Hobbywinzer beruht jedes Jahr auf trockenes Wetter. Michael Schöne präzisiert: „Der Wein mags eher trocken. Gerade im vergangenen Jahr sind wir mit dem Sommer gut weggekommen. Für so wenig Regen hatten wir einen guten Ertrag.“

Den Klimawandel bekommen aber auch die Weinbauern zu spüren, wie Michael Schöne bestätigt. „Als ich vor fünf Jahren bei den Weilheimer Weinbergbesitzern begann, startete die Lese im Oktober. Letztes Jahr begann sie bereits Anfang September.“ Damit es aus den Weilheimer Weinbergen auch dieses Jahr wieder leichten spritzigen Sommerweißwein und gehaltvollen Rotwein gibt, hoffen die Winzer auf ein gutes Jahr.