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Polizeistatistik: Vor allem der Enkeltrick macht Sorge

Polizei Die Kriminalstatistik verzeichnet trotz eines Anstiegs insgesamt den zweit­niedrigsten Stand an Straftaten in den vergangenen 20 Jahren.

Mehr geht nicht: Die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten liegt im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen bei 100 Prozent.  Symbolfoto: Carsten Riedl

Die Kriminalitätsbelastung im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen liegt mit 3991 Straftaten pro 100 000 Einwohner um 12,5 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Sie befindet sich dennoch markant unter dem landesweiten Durchschnitt und weiterhin unter dem Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie.

Im vergangenen Jahr registrierte das Polizeipräsidium Reutlingen fast 50 000 Straftaten. Das entspricht zwar einem deutlichen Anstieg von 12,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was aber auf die ausgelaufenen Corona-Restriktionen und einer Normalisierung des öffentlichen Lebens zurückzuführen ist. Die Anzahl der insgesamt erfassten Straftaten liegt dennoch auf dem zweitniedrigsten Stand der letzten 20 Jahre und weit unter den Fallzahlen der Jahre vor Corona.

Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen erhöhte sich leicht auf 42,3 Prozent. Ohne die Verstöße gegen das Aufenthalts-, Asylgesetz oder Freizügigkeitsgesetz EU, die fast ausschließlich nur von Ausländern begangen werden können, liegt der Prozentsatz allerdings bei 38 Prozent.

Bei Wohnungseinbrüchen ist ein Anstieg der Fallzahlen um 14,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Mit insgesamt 371 Wohnungseinbrüchen war dies aber die zweitniedrigste Fallzahl seit 20 Jahren. In 43,7 Prozent aller Fälle blieb es zudem beim Einbruchsversuch. „Dieser insgesamt positive Trend ist ein Beleg dafür, dass unsere Bekämpfungsstrategie langfristig wirkt“, betont Polizeipräsident Udo Vogel. Dabei verhinderten auch präventive Aspekte wie aufmerksame Nachbarn, verschlossene Fenster und ein technisch gut gesichertes Wohngebäude viele Einbrüche.

Bei den Straftaten gegen das Leben wurden 2022 mit 49 Fällen gleich viele Delikte wie im Jahr zuvor verzeichnet. Die Aufklärungsquote erhöhte sich nochmals um zwei Punkte und erreichte mit 100 Prozent den höchstmöglichen Wert. Polizeipräsident Vogel verdeutlicht: „Das Polizeipräsidium Reutlingen legt weiterhin einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Straftaten im öffentlichen Raum. Wir setzten hier nicht nur auf Polizeipräsenz und Kontrollen, sondern insbesondere auch auf Maßnahmen zur Gewaltprävention und Stärkung des Opferschutzes.

Messerangriffe im öffentlichen Raum beeinträchtigen das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung immens, insbesondere wenn die Opfer schwer oder tödlich verletzt werden. In den vergangenen drei Jahren kam es im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen zu einer deutlichen Zunahme dieser Delikte. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Fallzahlen mit 101 Straftaten um 42,3 Prozent an.

Gleichwohl sind im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen keine örtlichen Brennpunkte erkennbar. Die ebenfalls das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stark beeinträchtigenden Sexualstraftaten sind im Vergleichszeitraum um insgesamt 7,4 Prozent angestiegen. Ein Großteil davon entfällt mit fast 50 Prozent auf den Deliktsbereich der Verbreitung pornografischer Schriften, zu dem auch die Kinder- und Jugendpornografie gehört. Im Gegensatz zum Landestrend war im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen ein Rückgang bei den Sexualstraftaten im öffentlichen Raum zu verzeichnen. Mit 196 erfassten Straftaten wurde hier ein Fünfjahrestief erreicht.

Cybercrime und Enkeltrick

Mit fortschreitender Vernetzung und Digitalisierung gewinnt das Kriminalitätsphänomen „Cybercrime“ auch für die polizeiliche Arbeit immer mehr an Bedeutung. Im Jahr 2022 wurden 3120 Straftaten (2021: 2785) unter dem Sonderkenner „Cybercrime“ erfasst. Damit stieg die Anzahl der Delikte um zwölf Prozent wieder in etwa auf das Vor-Corona-Niveau. Wiederholt stechen im Bereich Cybercrime die sogenannten „Ransomware“-Angriffe auf Firmen, Behörden und andere Institutionen heraus.

Trotz aller präventivpolizeilichen Bemühungen und regelmäßigen Warnmeldungen an die Bevölkerung gab es auch im Jahr 2022 einen markanten Anstieg um 510,8 Prozent bei Delikten des sogenannten „Callcenter-/Telefonbetrugs“. Bei 508 Taten erbeuteten die Täter insgesamt über 3,8 Millionen Euro. Damit hat sich die Schadenssumme im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Neben dem rein materiellen Schaden sind die nicht seltenen psychischen und sozialen Belastungen dieser Kriminalitätsform nicht zu unterschätzen. lp