Weilheim · Lenningen · Umland

Online immer und überall?

Abschalten geht gar nicht mehr. Wer nicht on ist, der verpasst das Leben.

PRO von Melissa Seitz

Ein Städtetrip nach Berlin steht auf meinem Wochenendprogramm. An jeder Ecke locken Restaurants. Da fällt die Entscheidung schwer, wo ich heute Abend essen soll, und ein erster Blick auf die Speisekarte macht mich nicht schlauer. Doch zu was hat man denn ein Smartphone? Internetbrowser öffnen, „bestes Restaurant in Berlin“ eintippen, und schon zeigt es ein Steak-Restaurant in der Innenstadt an. Dort angekommen, läuft genau das Lied im Hintergrund, dessen Titel ich schon seit Langem suche. Smartphone raus, eine Musik-App starten und in Sekundenschnelle erscheint das gesuchte Lied auf dem Display. Der Magen ist voll, Zeit für ein wenig Bewegung. Mein Handy lotst mich zu einem der angesagtesten Clubs Berlins. Und die Rezensionen enttäuschen mich nicht. Menschenmassen stehen in der Warteschlange, und es dauert nicht lang, bis eine Gruppe von Studenten mich anspricht. Schnell werden Facebook-Namen ausgetauscht, damit man sich auch am nächsten Abend zusammentun kann. Und dann geht die Partynacht los. Für mich ist klar: Ohne Smartphone geht nichts mehr.

 

CONTRA von Irene Strifler

Wir sind längst krank und verhaltensgestört durch den Einfluss moderner Kommunikationsmittel, Strahlung hin oder her. Abschalten geht in Wahrheit gar nicht mehr, weder technisch noch geistig. Facebook-Zugriffzahlen beweisen: Morgens gilt der erste Blick dem Handy, abends der letzte. Dazwischen tyrannisiert uns das Gerät den ganzen Tag. Vergessen wir es doch einmal, fühlen wir uns wie ein Baby ohne Schnuller und können uns kaum beruhigen. Ohne Handy sind wir nichts. Bei der Fahrt mit der S-Bahn schaut heute keiner mehr in die Landschaft oder ins Gesicht des Gegenübers, sondern aufs Display. In Schulstunden und Konferenzen schalten wir den Ton ab, registrieren aber mit wachsender Unruhe das Vibrieren in der Hosentasche. Gierig holen wir nach erzwungener Online-Abstinenz nach, was wir versäumt haben. Und Verabredungen treffen wir nur noch vage, denn wir schmeißen ja eh noch mal alles um via Whats­app und stehen ständig in Kontakt per Facebook. Echt krank!