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Promillesteige: Bürger wenden sich gegen die Schließung

Verkehr Weil die Promillesteige zwischen Hülben und Dettingen an der Erms gefährdet ist, kochen bei Autofahrern die Emotionen hoch. Eine Eingabe für den Erhalt hat bereits 3800 Unterstützer. Von Christina Hölz

Jan Bayer kommt weder aus Dettingen an der Erms, noch aus Hülben. Er lebt in keiner der Gemeinden, die durch die Promillesteige verbunden sind. Jan Bayer ist Grabenstetter, beruflich viel „on Tour“ und wie etliche Autofahrer aus dem Kreis Reutlingen regelmäßig auf der drei Kilometer langen Gemeindeverbindungsstraße von Dettingen auf die Alb unterwegs. Das hat ihn dazu bewogen, auf der Online-Plattform „Open Petition“ aktiv zu werden, nachdem er von der drohenden Schließung des Albaufstiegs erfahren hat.

Der Grabenstetter hat dort eine Eingabe gestartet, die er an den Landkreis Reutlingen richtet: Bayer fordert, die Steige zwischen Dettingen und Hülben als Kreisstraße zu erhalten. Wörtlich schreibt er: „Der Kreis soll die Promillesteige übernehmen. Da durch die Schließung in Bad Urach und den umliegenden Gemeinden ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und viel Stau entsteht, ist das sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt nicht wirklich förderlich. Durch den Erhalt der Straße ist in Bad Urach und anderen Gemeinden wieder ein geringes Verkehrsaufkommen zu erwarten.“ Die Wege für Pendler zur Arbeit würden dann kürzer. Die Petition hat voll eingeschlagen: Inzwischen haben sich der Aufforderung mehr als 3800 Unterstützer angeschlossen – gut 3000 davon wohnen im Kreis Reutlingen.

 

Nun hoffe ich darauf, dass die Bürger Beachtung finden.
Michael Hillert
Der Rathauschef von Dettingen an der Erms erinnert an seinen Vorstoß, die Steige zur Kreisstraße hoch zu stufen.

 

Der Link zur Petition wird von Handy zu Handy und Mailadresse zu Mailadresse verschickt. Das Thema bewegt, Bürger und Pendler sind alarmiert. 18 Millionen stehen für die Sanierung im Raum.

Wie berichtet, steht der viel vom überörtlichen Verkehr befahrene Albaufstieg zwischen den beiden Gemeinden vor dem Aus. Der Zustand der Promillesteige ist schlecht. Der Hang droht abzurutschen, Geröll fällt auf die Straße, die Fahrbahn ist marode. Ohne weitere Baumaßnahmen kann die Straße nicht offen gehalten werden, sagt Dettingens Bürgermeister Michael Hillert. Er beruft sich auf Ansagen der Verkehrsbehörde.

Die Kosten liegen bei 18,3 Millionen Euro

Dass es so weit kommen würde, davor hatten die Dettinger Verwaltungsvorderen immer wieder gewarnt. Der Betrag, der nun für eine Sanierung im Raum steht, hat aber auch Michael Hillert und seinen Gemeinderat überrascht: Mindestens 18,3 Millionen Euro muss die Gemeinde laut einer Studie investieren, allein, um die Straße verkehrssicher zu machen. Diese Summe könne Dettingen nicht aufbringen, sagt der Rathauschef. Seine Verwaltung sei bereits damit befasst, die Straße stillzulegen.

Unterstützer für die Promillesteige kommen auch aus dem Kreis Esslingen

Wie sich jetzt zeigt, wollen sich viele Bürger damit nicht abfinden. Fürs Quorum auf der Online-Plattform braucht es 2300 Unterstützer – diese Zahl haben die Unterzeichner schon weit überschritten. Darunter sind auch Bürger aus dem Kreis Esslingen, dient die Steige doch etwa auch Bürgern aus Lenningen und Erkenbrechtsweiler als Verbindung ins Ermstal.

Michael Hillert fühlt sich durch die Petition in seiner Aussage bestärkt: „Diese Straße geht nicht nur die Dettinger etwas an.“ Rein rechtlich sei die Eingabe des Grabenstetters zwar nicht relevant – das Verwaltungsgericht hatte ein Hochstufen der Steige zur Kreisstraße ja bereits 2015 abgelehnt. Politisch bedeutsam ist die Aktion aber sehr wohl, in Wahlkampfzeiten sowieso. Jetzt müsse sich der Kreistag wohl mit dem Antrag aus der Bürgerschaft auseinandersetzen. Bereits vor zehn Jahren hatten Michael Hillert und sein Stellvertreter, FWV-Kreisrat Dr. Rolf Hägele, im Gremium für eine Aufstockung der Promillesteige geworben. Vergeblich. „Nun hoffe ich, dass die Bürger Beachtung finden.“

„Andere Albaufstiege zahlen die Landkreise“

Seinen Kropf leerte der Rathauschef jetzt auch im Gemeinderat: Dettingen habe sich frühzeitig um eine Lösung bemüht, weil sich bereits vor Jahren abgezeichnet hat, dass die marode Straße zum Problem wird. „Dabei werden alle Albaufstiege im Kreis Reutlingen vom Landkreis finanziert – und alle Albaufstiege im Kreis Esslingen vom dortigen Landkreis. Nur Dettingen soll diesen Aufstieg alleine finanzieren.“ Genau das wird die Kommune Stand heute nicht tun. Eine öffentliche Debatte unter den Gemeinderäten gab es am Donnerstag nicht – Fakt ist aber: Im Haushaltsplan für 2024 steht kein Geld für die Sanierung der Promillesteige bereit. tb