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Prozess gegen Unternehmer geht weiter

Justiz Das Landgericht hat im Betrugs- und Insolvenzverfahren gegen einen Lenninger jetzt die Beweisaufnahme eröffnet.

Kirchheim/Lenningen/Stuttgart. In dem Prozess geht es um angeblich betrügerisch erlangte Darlehensgelder und um ein sogenanntes Kick-Back-Betrugsverfahren. Der hauptangeklagte 57-jährige Lenninger Unternehmer der Druck-Industrie ist von der Stuttgarter Schwerpunktstaatsanwaltschaft wegen Insolvenzverschleppung und besonders schwerer Gläubigerbegünstigung mit einem Schaden über mehrere Hunderttausend Euro angeklagt worden. Geholfen habe ihm sein 64-jähriger Steuerberater aus Esslingen. Drei weitere Beschuldigte sitzen ebenfalls auf der Anklagebank.

Am gestrigen Verhandlungstag wurde ein 59-jähriger Unternehmer – ebenfalls aus der Digital-Druck-Industrie – in den Zeugenstand geladen. Der Mann überraschte Gericht und Staatsanwaltschaft mit seiner Mitteilung, wonach er im Jahre 2017 und 2018 vom damaligen Lenninger Unternehmer angesprochen wurde, mit der Offerte, sein Unternehmen an ihn zu verkaufen. „Der Mann kam mit einem Berater zu mir und schlug vor, die Firma weit über Wert anzusetzen und zu verkaufen.“ Dabei, so der Zeuge, habe der Angeklagte gesagt, dass rund 25 Millionen Euro fließen, dann aber fünf Millionen Euro an ihn direkt und an seinen Berater abgezweigt werden würden. „Da habe ich geahnt, dass es sich um Betrug handelt“, so der Zeuge. Deshalb habe er dieses Angebot nicht angenommen, weil es ihm zu undurchsichtig war. Unter „Kick-Back“ versteht der Strafrechtler einen Verkauf von Immobilien oder Anlagen zu einem überhöhten Preis, bei dem die Überfinanzierung an den Käufer als verdeckter Gewinn zurückerstattet wird. In späteren Gesprächen soll der Angeklagte den Zeugen eingeladen haben, sein Unternehmen in Lenningen zu besichtigen. Dort habe man zwar eine abgedeckte Maschine gesehen, von einer Produktion aber weit und breit nichts. 

Zu den massiven Vorwürfen haben die fünf Herren noch keine Angaben gemacht. Die Große Wirtschaftsstrafkammer wird – es sind 18 weitere Verhandlungstage terminiert – zahlreiche Zeugen und Sachverständige vernehmen. Das Urteil wird nicht vor Ende Mai erwartet. Bernd Winckler