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Psychosoziale Notfälle: Grünes Licht für bessere und schnellere Hilfe

Seelsorge Der Landkreis beteiligt sich an einer Koordinierungsstelle für die Psychosoziale Notfallversorgung.

Esslingen. Nach dem Amoklauf in Winnenden und Wendlingen haben sie sich um Lehrer, Schüler und Eltern gekümmert, in diesem Juni waren sie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal unterwegs: Die Einsatzkräfte der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) aus dem Landkreis sind Seelsorger oder Psychologen, viele von ihnen kommen aber auch aus dem Ehrenamt.

Gemeinsam kümmern sie sich darum, dass Überlebende, Angehörige, Augenzeugen, Ersthelfer und auch Einsatzkräfte ihre Erlebnisse verarbeiten können. Sie wollen den Folgen der psychischen Belastung vorbeugen und die Betroffenen unterstützen.

Jetzt sollen die Organisationen vor Ort in der Arbeitsgemeinschaft PSNV gebündelt werden. Unter ihrem Dach wird die Arbeit der Einsatzkräfte koordiniert und zusammenführt. Der Ausschuss für Technik und Umwelt des Kreistags hat nun einstimmig grünes Licht dafür gegeben, dass sich der Kreis ab kommendem Jahr zu einem Drittel, jedoch mit maximal
15 000 Euro, an den Sach- und Personalkosten der hauptamtlichen Koordinierungsstelle beteiligt. Die Entscheidung gilt vorerst einmal für fünf Jahre.

Kirche und Kreis tragen Kosten

Die anderen beiden Drittel übernehmen die Katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Evangelische Landeskirche Württemberg. Die 50-Prozent-Stelle wird dem Evangelischen Kirchenbezirk Nürtingen angegliedert, der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim stellt das Büro zur Verfügung. Von der Gründung der Arbeitsgemeinschaft und der neuen Stelle verspricht sich der Arbeitskreis PSNV vor allem eine Entlastung des Ehrenamts. Der neue Stelleninhaber oder die neue Stelleninhaberin soll ein Bindeglied zwischen allen Beteiligten sein. Außerdem sollen die Alarmierung und Koordination standardisiert werden.

Die psychische Hilfestellung in Notfällen hat im Kreis Esslingen eine lange Tradition. 1994 wurde unter Leitung von Kurt Spieth und der Trägerschaft des DRK-Kreisverbands Esslingen zusammen mit den Kirchen der erste Notfallnachsorgedienst in Baden-Württemberg gegründet. Die Evangelische und Katholische Kirche sowie die beiden DRK-Kreisverbände Esslingen und Nürtingen-Kirchheim kümmern sich um die direkt Betroffenen, wie Überlebende, Angehörige, Augenzeugen oder Ersthelfer. Um die seelische Unterstützung der Einsatzkräfte bemühen sich neben dem DRK auch einige Feuerwehren, der Malteser Hilfsdienst und die Polizei.

Bislang haben die beiden DRK-Kreisverbände die Einsätze für direkt Betroffene ehrenamtlich koordiniert. Das waren allein im vergangenen Jahr im Landkreis 150. Damit kam es zu einer doppelten Belastung des Ehrenamts. Gleichzeitig war die Organisation deutlich aufwendiger, wenn Helfer aus dem anderen Zuständigkeitsbereich alarmiert werden mussten.

Sieben Kreise sind schon dabei

Im Land haben bereits sieben Kreise, darunter Ludwigsburg, Reutlingen, der Rems-Murr-Kreis und der Stadtkreis Stuttgart, eine hauptamtliche PSNV-Stelle eingerichtet. Sechs dieser Stellen werden ebenfalls zu jeweils einem Drittel von den jeweiligen Kreisen finanziert. Claudia Bitzer