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Querdenken und Vordenken der Künstler

Vernissage Zeitgenössische Kunst ist derzeit im Dettinger Rathaus zu bewundern. Dort macht die Ausstellung „25 Jahre Stipendiaten Kulturpark Dettinger“ halt. Von Iris Häfner

Nicht nur schwarz-weiß sondern ganz schön bunt ist die Stipendiaten-Ausstellung.  Foto: Carsten Riedl
Nicht nur schwarz-weiß sondern ganz schön bunt ist die Stipendiaten-Ausstellung. Foto: Carsten Riedl

Gleich mehrere Hingucker gibt es im Dettinger Rathaus noch bis zum 28. Juni zu bewundern. Die Glasscheibenwand des Bürgerbüros links neben dem Haupteingang schmückt der „LeerMeerMann“. Es scheint eine Art Zwitterwesen zu sein. Den Six-Pack-Bauch des Torsos schmücken auch noch zwei Brüste. Blickfang ist jedoch das an eine Meerjungfrau erinnernde blau schimmernde Kleid, dessen Ausläufer am Boden drapiert sind.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten - und über Kunst erst recht. Das wurde bei der Vernissage deutlich. Aus Anlass 25 Jahre Stipendiaten Kulturpark Dettinger in Plochingen schickt das Landratsamt zahlreiche Exponate auf die Reise durch den Kreis. Dettingen ist die achte Station; insgesamt in 13 Orten sind die Bilder, Installation und Skulpturen zu sehen. Der Landkreis Esslingen fördert im dreijährigen Turnus Künstler und hat so einen interessanten Querschnitt zeitgenössischer Kunst vorzuweisen.

„Vor eineinhalb Jahren haben wir uns um die Ausstellung beworben. Wenn es um Stipendiaten vom Kulturpark Dettinger geht, müssen die Exponate nach Dettingen“, sagte Bürgermeister Rainer Haußmann. Zumal der Landkreis Esslingen großen Wert auf Kunst lege und dadurch eine he­rausragende Position innehabe. Ob es sich dabei um das Beste aus 25 Jahren handelt, darüber kann sich jeder selbst sein Bild machen. „Ist das Kunst oder kann das weg?“, zitierte er, versprach den Besuchern aber tolle Eindrücke in der „funktionalen Kiste“, wie er nicht ohne Stolz sein Rathaus bezeichnete.

Diesen Ball nahm Peter Keck, Pressesprecher des Landkreises und auch für den Bereich Kunst zuständig, auf. „Diese Ausstellung passt gut in dieses Haus“, sagte er. Die Werke hingen kompakt und seien dadurch untereinander im Dialog. Auch die Skulpturen seien darin eingebunden. „Seit 1976 sammelt der Landkreis zeitgenössische Kunst“, erinnerte er an die Historie. Je tiefer die Ausstellung in den ländlich Raum geht, etwa auf die Schurwaldhöhen, desto mehr spüre man die Herausforderung, die Betrachter an die moderne Kunst heranzuführen, dass sie sich mit ihr auseinandersetzen. Diesem Vorgang ist auch er ausgesetzt: „Heute kann es dir passieren, dass du nur eine CD in die Hand gedrückt bekommst. Aber wir brauchen Künstler, die querdenken und vordenken. Sie reflektieren, was die Zeit mit sich bringt.“ Kunst soll Teil des täglichen Lebens sein. „Deshalb raus aus den Museen und rein in die Schulen, Rathäuser, Büros und Krankenhäuser“, sagte Peter Keck.

Die Künstlerin und aktuelle Stipendiatin Ines Skirde regte in ihrer kurzen Ansprache zum Nachdenken an. Für die musikalische Unterhaltung sorgte das Saxofon-Trio des Musikvereins Dettingen mit Corinna Lay, Nathalie Kiedaisch und Raphael Lahn. Die Organisation des Abends hatte die „kultur ecce“ inne.

 

Info Die Ausstellung „25 Jahre Stipendiaten Kulturpark Dettinger“ ist bis zum 28. Juni im Rathaus in Dettingen zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen.