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Rehm schließt Maultaschen-Produktion

Wirtschaft Die Aichwalder Wurstfabrik hat ein Drittel ihres Personals entlassen. Mit diesem Schritt soll der Familienbetrieb ­gesichert werden. Von Greta Gramberg

Die Maultasche wurde für die Frima Rehm aus Aichwald offenbar zur Bedrohung. Dabei war die schwäbische Spezialität aus der Produktion der Aichwalder eines ihrer Aushängeschilder, Rehm-Maultaschen gehörten zu den weitverbreitetsten in den Kühlregalen im Land. Doch ein gutes Geschäft lässt sich damit nach Angaben von Frank Roth, Geschäftsführer des Fleischwarenherstellers, nicht machen. Diese Woche hat Rehm den Produktionszweig eingestellt und ein Drittel des Personals entlassen, etwa 35 Personen.

 

Wir haben uns diese Entscheidung alles andere als leicht gemacht.
Firmenleiter Frank Roth

 

Wie aus der Belegschaft zu hören ist, traf die Nachricht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unvorbereitet. Es herrsche Enttäuschung über die Kommunikation seitens der Geschäftsführung. Dazu will sich Frank Roth, der die Firma gemeinsam mit seinem Onkel Wolfgang Rehm leitet, nicht näher äußern. „Wir haben uns diese Entscheidung alles andere als leicht gemacht“, beteuert er. Ob es Abfindungen oder einen Sozialplan gebe, dazu sagt Roth nichts. Nur, dass es vornehmlich Mitarbeiter aus der Maultaschen-Produktion getroffen und die Firma sich an alle gesetzlichen Vorgaben gehalten habe. Die Entscheidung und die Konsequenzen belasteten die Geschäftsführung auch persönlich. Insbesondere, dass Mitarbeiter entlassen wurden, schmerze.

Gewinnmargen bei Maultaschen seien wahnsinnig gering, erklärt der Rehm-Chef. Und die Entwicklungen bei Rohstoff- und Energiepreisen der vergangenen Monate taten seiner Schilderung zufolge ihr Übriges: Alles, vom Ei über Gemüse und Gries bis hin zum Fleisch, sei teurer geworden. Hinzu kamen die Steigerungen der Energiepreise, die auch von Lieferanten durchgereicht worden seien. Auf der anderen Seite sei es aber nicht gelungen, diese zusätzlichen Kosten in diesem Maße an die Kunden weiterzugeben. „Wenn man dann auch noch ein Produkt hat, dass ohnehin geringe Gewinnmargen hat, dann ist es relativ schnell unwirtschaftlich“, so Roth. Das Geschäft sei „zur Bedrohung des gesamten Unternehmens“ geworden.

In der Sandwichposition zwischen steigenden Preisforderungen weniger großer Schlachtbetriebe, die nicht an die wenigen großen Kunden im Lebensmittelhandel weitergegeben werden können, befindet sich nicht nur Rehm, wie Thomas Vogelsang erklärt, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Wurst- und Schinkenproduzenten. Die Fleischwarenhersteller seien in der Regel kleinere familiengeführte Betriebe. Einige hielten in den vergangenen 20 Jahren dem Wettbewerb nicht stand, die Zahl der Verbandsmitglieder reduzierte sich von 180 auf 120. Vogelsang sind keine aktuellen Geschäftsaufgaben bekannt. Doch infolge der steigenden Inflation seien Käufer zurückhaltender geworden. „Dann lösen Gaspreise erhebliche Sorgen aus. Die Produktion ist sehr energieintensiv durch notwendige Kühl- und Erhitzungsprozesse.“ Wenn nicht schnell Entlastungen kämen, sei das existenzgefährdend.

Rehm hatte seit 1978 Maultaschen hergestellt. Welchen Umsatzanteil sie am Ende ausmachten, will Roth nicht preisgeben. Auch die Frage, ob die Sparte an Mitbewerber verkauft werde, ließ er unbeantwortet. Künftig fokussiere Rehm sich auf die Produktion von Fleischkäse und Dosenwurst. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht entlassen wurden, müssten sich keine Sorgen machen. Eine Insolvenz wie im Jahr 2019 steht Roth zufolge nicht im Raum. „Wir haben die Maßnahmen getroffen, die wir treffen mussten“, so Roth. Man hoffe, dass man so erfolgreich weitermachen könne.