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Rosenloh: Sorge vor Hochwasser treibt Holzmaden um

Extremwetter In Holzmaden macht sich Verunsicherung breit. Die Befürchtung: Die großflächige Versiegelung im geplanten Weilheimer Gewerbegebiet Rosenloh könnte zu Überschwemmungen führen. Von Bianca Lütz-Holoch 

Steigt durch das Gewerbegebiet Rosenloh die Hochwassergefahr in Holzmaden? Das befürchten zumindest der Gemeinderat und Bürger aus Holzmaden. Die Stadt Weilheim dagegen beschwichtigt. Ein Überblick über die Argumente.

 

Seit die Anlage steht, gab es nicht eine Situation, in der sich Wasser angestaut hätte.
Jens Hofmann
Weilheims Stadtbaumeister vertraut auf das Rückhaltebecken
 

Wenn das 30 Hektar große, geplante Gewerbegebiet Rosenloh in Weilheim tatsächlich kommt, wird auch ein guter Teil der Fläche versiegelt. Die Frage, wohin Niederschlagswasser dann abfließt und ob Holzmaden dann Überschwemmungen drohen, treibt vor allem Bewohner des Nachbarorts um. „Ich nehme in den Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern wahr, dass das ein sensibles Thema ist“, sagt Holzmadens Bürgermeister Florian Schepp. Aus seiner Sicht ist das absolut nachvollziehbar. „Das ist ein Stück weit historisch bedingt“, sagt er. „Holzmaden hat in der Vergangenheit schon erhebliche Hochwasserlagen erlebt.“

Entsprechend hatte die Gemeinde das Thema auch in ihrer offiziellen Stellungnahme zum Flächennutzungplan im Bereich Rosenloh aufgegriffen. „Die Ableitung und der Abfluss des Niederschlags- und Oberflächenwassers muss gewährleistet sein“, heißt es da. Und: Eine Zuleitung in den Seebach auf oder oberhalb der Urweltgemeinde werde kritisch gesehen.

Das bekräftigt Michael Thiehoff, Mitglied des Holzmadener Gemeinderats. „Es ist uns wichtig, dass das Starkregenmanagement funktioniert und die Hochwassergefahr minimiert wird.“ Aus der Bürgerschaft wurden zudem Bedenken laut, was die Geländeneigung und die Aufnahmekapazität des mit der Neubaustrecke entstandenen Regenrückhaltebeckens an der ICE-Trasse betrifft. Die Staumauer und das Becken wurden bereits in den neunziger Jahren geplant – einer Zeit, in der es längst nicht so viele Starkwetterereignisse gab wie in den vergangenen Jahren.

Kein Argument gegen Rosenloh

Was Michael Thiehoff und Florian Schepp betonen: Es gehe Holzmaden nicht darum, Rosenloh zu verhindern oder Argumente gegen das Gewerbegebiet zu finden. „Wir als Gemeinde stehen dem Projekt Rosenloh sehr positiv gegenüber“, versichert Florian Schepp. „Wir wünschen uns allerdings, dass unsere Belange als direkte Angrenzerkommune auch weiterhin mit gedacht werden“, sagt er. Für Michael Thiehoff heißt das: „Man muss vorher alles genau berechnen und bei der Planung dann auch berücksichtigen.“

Das sichert Weilheims Stadtbaumeister Jens Hofmann zu. „Wir haben das Gebiet vermessen lassen, und es werden alle relevanten Punkte untersucht – auch in Bezug auf das Regenwasser.“ Ergebnisse liegen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vor: „Wir stehen am Anfang der technischen Detailplanung, in deren Verlauf sämtliche erforderlichen Belange untersucht werden“, so Hofmann.

Erst würde die Bahnstrecke überflutet

Er kann zwar verstehen, dass es in Holzmaden Befürchtungen gibt – er teilt sie jedoch nicht. „Alles, was an Wasser Richtung Holzmaden abfließt, geht zum Hochwasserrückhaltebecken “, erläutert Jens Hofmann. Erst wenn das Becken ganz voll ist, wird weiteres Wasser über einen Überlauf abgeführt, der etwas mehr Wasser durchlässt. Eine Überschwemmung ist nur dann möglich, wenn das nicht mehr reicht. „Und dann würde zuerst die Bahnstrecke überflutet, bevor das Wasser durch die Unterführung Richtung Holzmaden fließt“, so Hofmann.

Eine hundertprozentige Sicherheit, dass das niemals passieren wird, gibt es nicht. Fünf Jahre lang – die Anlage steht seit zwei Jahren, die Bauzeit betrug drei Jahre – hat er die Wassersituation mittlerweile beobachtet: „Seit das Rückhaltebecken steht, gab es nicht eine Situation, in der sich überhaupt Wasser angestaut hätte“, verdeutlicht er. Nicht mal einen Probestau konnte die Stadt bisher durchführen. „Dafür müsste das Becken zu gut einem Drittel gefüllt sein“, sagt Jens Hofmann. Und das war bisher nie derFall.

Schutz für Holzmaden

Dass die Verwaltung entsprechende Vorkehrungen im Gewerbegebiet Rosenloh trifft, ist für den Stadtbaumeister ohnehin selbstverständlich. „Wir werden nachweisen müssen, dass keine Verschlechterung eintritt“, sagt er. Aus seiner Sicht hat sich die Lage für die Urweltgemeinde durch das Überlaufbecken entscheidend verbessert. „Früher war Seebach-Durchlass nicht gedrosselt“, so Hofmann. Das Wasser hätte dann ungebremst durch die Unterführung schießen können. „Holzmaden hatte also nie einen besseren Schutz.“ Das bewertet auch Florian Schepp so. „Durch das Regenrückhaltebecken ist die Situation deutlich entschärft worden.“ Er plant, noch dieses Jahr ein Gutachten zu Risiko und Folgen eines Starkregenereignisses für Holzmaden in Auftrag zu geben. „Bis dahin sind die Planungen für das Gewerbegebiet Rosenloh sicher auch fortgeschritten und wir können das Szenario hier mit betrachten“, sagt der Holzmadener Bürgermeister.

 

Das Becken fasst über 80 000 Kubikmeter Wasser

Die Hochwasserschutzanlage am Seebach ist ein komplexes Bauwerk. Das Rückhaltebecken fasst über 80 000 Kubikmeter Wasser. Der so genannte Grundablass, durch den das Wasser aus dem Becken abfließt, hat einen festen Querschnitt von einem halben Quadratmeter. Durch ihn passen maximal 4,16 Kubikmeter pro Sekunde. Erst wenn das komplette Becken vollgelaufen ist, wird weiteres Wasser durch einen Überlauf abgeführt – bis zu 17 Kubikmeter pro Sekunde.

Bei Hochwasser fahren die Züge unterhalb des Wasserspiegels. Die Staumauer hat an der Seite zur Bahnstrecke eine Höhe von sieben Metern und ist dort auch sichtbar. An der Südseite dagegen ist die Wand mit Erde angeschüttet.