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Ruoff-Stiftung präsentiert ihr neues Programm

Kunst Auch 2023 dürfen sich Kunstfreunde auf ein spektakuläres Programm der Stiftung freuen. Leiterin Susanne Ackermann und Kurator Nikolai B. Forstbauer stellten nun die geplanten Ausstellungen vor. Von Gabriele Böhm

Nachdem 2022 in der Galerie der Fritz und Hildegard Ruoff Stiftung vor allem jüngere Künstlerinnen und Künstler vertreten waren, geht es in diesem Jahr um renommierte Kunstschaffende sowie Jubiläen. „Wir sind froh, dass die Ausstellungen ab Mai 2022 wieder ohne Einschränkungen stattfinden konnten“, blickte Oberbürgermeis­ter Dr. Johannes Fridrich zurück. Die Ruoff Stiftung zu erhalten, sei eine Herausforderung, die man sehr gerne annehme. Sein Dank galt dem Freundeskreis der Stiftung, den zahlreichen Ehrenamtlichen und Susanne Ackermann, die „mit Herz und Seele“ beteiligt sei.

 

Langsam kehren wir zur Normalität zurück.
Susanne Ackermann
Kulturamtsleiterin

 

„Langsam kehren wir zur Normalität zurück“, sagte Susanne Ackermann, die als Kulturamtsleiterin auch Geschäftsführerin der Ruoff Stiftung ist. In der Pandemie habe sich die Stiftung jedoch nie zurückgezogen, sondern durchgeführt, was möglich war. „Wir sind immer sichtbar geblieben.“ Jetzt jedoch freue man sich auf das neue Jahr. Die Führung durch die Wohnung Ruoff am morgigen Sonntag, 15. Januar, habe man aufgrund des großen Interesses gleich zweimal ansetzen müssen.

Wasserspeier werden Poesie

Der Ausstellungsreigen beginnt mit der Hamburger Künstlerin Annette Streyl (Jahrgang 1968), gelernte Steinbildhauerin und ehemalige Meisterschülerin von Franz Erhard Walther. Sie entwickelte, wie Kurator Nikolai B. Forstbauer erläuterte, aus bereits vorhandenen und neu geschaffenen Werken ein Panorama aus Bildern und Plastiken für die Räumlichkeiten der Stiftung. Ihr Thema ist unter anderem die Auseinandersetzung mit älterer Kunst. So werden erschreckende gotische Wasserspeier zu poetischen, neu interpretierten Objekten. Das „Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Jan Vermeer wird in eine abstrakte Collage transferiert.

Der Kritiker, Ausstellungsmacher, Kurator und Publizist Günther Wirth (1923 – 2015) war Hildegard und Fritz Ruoff lange freundschaftlich verbunden. Vorgestellt werden seine Gedichte sowie Porträts, die Kunstschaffende von ihm anfertigten. „Was wir zeigen möchten, sind die gelebten persönlichen Beziehungen in diesem Haus, die sich auch auf das gegenseitige künstlerische Werk auswirkten“, so Ackermann.

Margarete Oehm lernte 1923 im Alter von 25 Jahren den Maler Willi Baumeister kennen und interessierte sich als Malerin und Zeichnerin für das neue künstlerische Menschenbild, wie es die Üecht-Gruppe um Baumeister und Oskar Schlemmer vertrat. Drei Jahre später, nach der Hochzeit mit Willi Baumeister, beendete Margarete Oehm ihr künstlerisches Schaffen. Die Ausstellung in der Ruoff Stiftung ist ihre erste Retrospektive, zu der auch die Familie Baumeis­ter anwesend sein wird. „Wir erleben eine starke junge Frau und ihre intensive Kunst“, verspricht Susanne Ackermann.

Blick in Künstlerwerkstatt

Peter Härtling, der am 13. November seinen 90. Geburtstag feiern würde, bekam 1945 Kontakt zum Ehepaar Ruoff. Die Ausstellung, laut Ackermann ein „Höhepunkt in der Stadt und der Stiftung“, zeigt Fotoarbeiten, Briefwechsel sowie Werke von Fritz Ruoff, die dieser Peter Härtling zum Geschenk machte. Ferner erhalten Besucher einen Einblick in die Werkstatt des Autors bis hin zu seiner Auseinandersetzung mit der „Winterreise“ von Schumann. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach wird ein „Spuren“-Heft zu Härtling erscheinen (Autor: Nürtinger-Zeitung-Redakteur Andreas Warausch), das zur Vernissage vorliegt.

Nach dem Sujet „Landschaft“ im Werk von Fritz Ruoff sind nun Tiere an der Reihe, zu denen das Ehepaar Ruoff eine besondere Beziehung pflegte. Fritz Ruoff malte und zeichnete Haus- und Wildtiere, die er auf seinen einsamen Spaziergängen entdeckte, seine Ehefrau befreundete sich mit Nachbarkatzen und ging begeistert auf Hunde zu. Die Wertschätzung für Tiere drückt sich in expressionistischen, abstrakten Werken und auch in poetischen oder spielerischen Bildern in vielen unterschiedlichen Techniken aus.

Zu den Ausstellungen werden jeweils Führungen und Begleitprogramme angeboten. 2024 soll es um das Thema Fotografie und jüngere internationale Kunst gehen.

 

Alle Informationen zum Programm finden Interessierte online unter www.ruoff-stiftung.de.