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„‘s Prinzle“ schwätzt urschwäbisch

Dialekt Die Journalistin, Autorin und Filmemacherin Gudrun Mangold hat den „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry auf ihre ganz eigene Art übersetzt. Von Iris Häfner

Wer kennt ihn nicht, den kleinen Prinzen aus der Feder des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry? „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, heißt wohl der berühmteste Satz des wundervollen Werks, das schon viele Herzen berührt hat. So auch das von Gudrun Mangold. Die Journalistin, Autorin und Filmemacherin aus dem Ländle kennt kein Heimweh. „Dafür habe ich immer Fernweh“, verrät die Tochter des verstorbenen

 

Das mit dem Dialekt war ein Spiel, es kam ganz von selber.
Gudrun Mangold

 

Obstbauspezialisten und Remstal-Rebellen Helmut Palmer, den viele von seinen Schnittkursen oder vom Kirchheimer Wochenmarkt kennen. Seit geraumer Zeit ist sie in Südfrankreich auf beruflichen Streifzügen unterwegs. Sie ist neugierig auf die Menschen, taucht ein in Land und Landschaft. „Es ist egal, wo ich meinen Laptop aufschlage“, erklärt Gudrun Mangold, die seit ihrem Studium ihr festes Zelt in Heidelberg aufgeschlagen hat.

So erfuhr sie auf einem ihrer Streifzüge in Südfrankreich eher zufällig, dass sie sich ganz in der Nähe von Château de la Môle aufhielt. Es liegt in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Dieses Schloss gehörte einst der Großmutter von Antoine de Saint-Exupéry, wo der Autor einige Zeit auch in seinen Kinder- und Jugendtagen lebte. Da war die Neugier von Gudrun Mangold geweckt. Das Anwesen war von der Adelsfamilie gerade verkauft worden und die Journalistin konnte nicht nur Kontakt mit dem neuen Besitzer aufnehmen, sondern auch mit den Verwandten des berühmten Autors. „Das Schloss in den Maurischen Bergen lag zu der Zeit im Dornröschenschlaf. Ich konnte das ganze Gebäude allein durchstreifen, war im Kinderzimmer von Antoine de Saint-Exupéry. Es hat ausgesehen, als ob die Bewohner erst gerade weggegangen wären“, schwärmt Gudrun Mangold von diesem Erlebnis. Sehr zu ihrer Freude hat sie alles wiedergefunden, was es zu Zeiten von Antoine de Saint-Exupéry gegeben hat – und was auch Eingang in das berühmte Buch gefunden hat: die Schafe oder die Mauer mit dem Rosenstock.

Urschwäbisch statt geglättet

Irgendwann war die Idee da, den kleinen Prinzen ins Schwäbische zu übersetzen. „Das war ein längerer Prozess, er ging über Jahre“, erklärt sie. Auch wenn sie von Fernweh geplagt wird, so liebt sie doch ihren schwäbischen Dialekt. Dialekt und Mentalität gehören für sie ein stückweit zusammen. „Das mit dem Dialekt war ein Spiel, es kam ganz von selber“, sagt Gudrun Mangold. So hat sie sich das französische Original zur Hand genommen – und ist gleich in „ihre Sprache“ gefallen. „Es ist ganz und gar urschwäbisch, kein geglättetes Schwäbisch, wie man es oft liest“, erklärt sie. Mit dieser Besonderheit ist sie bewusst ein Risiko eingegangen. „Die Frage ist, ob es angenommen wird, denn es entspricht nicht den Lesergewohnheiten – aber ich habe ein gutes Gefühl und mir hat die Arbeit richtig Spaß gemacht“, sagt Gudrun Mangold.

Druckfrisch liegt nun „s’ Prinzle – urschwäbisch übersetzt von Gudrun Mangold“ vor. „D’ Schbroch ischt d’ Ursach, dass ma sich et vrschdoht“, philosophiert der schwäbische Fuchs im Buch – und schwätzt munter drauflos. Wer des Schwäbischen mächtig ist, wird ganz schnell feststellen, dass er oder sie einen völlig neuen Zugang zu dieser Weltliteratur bekommt. Über das ein oder andere Wort zu stolpern, gehört zu dieser Lektüre dazu. Schließlich ist der Dialekt regional aufgestellt, die Menschen haben ihren individuellen Zungenschlag. Zudem ist es auch ungewohnt, die „Schbroch, wo mr schwätzt“, gedruckt zu sehen. Daraus ergeben sich aber ganz eigene Momente, ein Schmunzeln und ab und zu ein herzhaftes Lachen gehören zum Lesegenuss mit dazu.

 

Info „s‘Prinzle“ von Antoine de Saint-Exupéry (Autor) und Gudrun Mangold (Übersetzerin) auf Urschwäbisch ist mit zahlreichen Aquarellen erschienen in der Edition Gudrun Mangold/Verlag „Der Palmengarten“.