Der Unmut über die deutlichen Verzögerungen bei der Sanierung der Notzinger Ortsdurchfahrten war sowohl im gut besetzten Zuhörerraum bei den anwesenden Gewerbetreibenden und Anwohnern, als auch im Gemeinderatsgremium unüberhörbar.
Unter den Zuhörern waren unter anderem auch zwei Vertreter des Regierungspräsidiums Stuttgart. Bürgermeister Sven Haumacher hatte zur Veranschaulichung der aktuellen Baustellensituation in beiden Ortsteilen ein paar Bilder mitgebracht und erläuterte wie im Anschluss die beiden Geoteck-Vertreter nochmals im Detail, warum das ganze Procedere länger dauert und was in welcher Reihenfolge gemacht wurde und wird.
Die Aussagen Haumachers, die Anwohner der Kirchheimer Straße fänden es gar nicht so schlimm, dass es länger dauere, denn schließlich sei es noch nie so leise gewesen und die Umsätze etwa im Bonus Markt seien ebenfalls ganz gut gewesen - diese Aussagen sorgten für Kopfschütteln und Raunen in den Zuhörerreihen.
Es kommt zu Umsatzeinbußen
An dieser Stelle sei an die Aussage des Bonus-Marketingchefs Tim Töpfer Anfang Dezember erinnert, der deutlich machte, dass ein Durchhalten am Standort Notzingen immer schwieriger werde. „In Notzingen seien ja derzeit auch viele im Homeoffice, die dann vielleicht verstärkt im Ort einkaufen“, sagte Haumacher weiter, der zumindest einräumte, dass die Sperrungen „vielleicht zu Umsatzeinbußen führen können“. Fakt ist - spricht man mit den Einzelhändlern: Die Einnahmen durch Notzinger Kunden allein reichen vorn und hinten nicht aus und die Sperrungen können nicht „vielleicht“ zu Umsatzeinbußen führen, sie tun es deutlich. Verharmlost sollten die Auswirkungen der Bauverzögerung jedenfalls nicht werden.
Kritik gab es auch aus den Reihen des Gemeinderats. Von dem Zeitpunkt an, an dem es zum Schaden an der Wasserleitung in der Kircheimer Straße kam, hätten viele das Gefühl gehabt, dass nichts mehr vorangehe, so Alfred Bidlingmaier von der CDU. „Erst hieß es dann noch, es werde vor Weihnachten asphaltiert, jetzt wird es März. Auf der Autobahn wird so etwas bis 23. Dezember gemacht. Wenn es zu kalt ist, wird eben erwärmt.“
Der spätere Einbau des Asphalts habe nichts mit dem Wetter zu tun, sondern bautechnische Gründe, was die notwendigen umfassenden Vorarbeiten angehe, erläuterte Johannes Martin. Im Februar habe das Asphaltwerk der Firma Waggershauser zudem zu, erfuhr man außerdem. Das sei schon immer ein sehr eng gestrickter Zeitplan für den Asphalt gewesen. Wenn dann verschiedene Unwägbarkeiten dazu kämen, könne dieser nicht mehr eingehalten werden, ergänzte Horst Unger.
Ja, es sei schon viel im Laufe der Sanierung dazugekommen, aber bei einer solch langen Verzögerung von gut einem halben Jahr kämen schon Fragen auf, betonte Hans Prell (UKW). Wichtig sei daher umso mehr eine bessere Kommunikation. Er bekomme Angstschweiß, wenn er nur daran denke, dass nach der Winterpause im Januar vielleicht der große Wintereinbruch komme und das Ganze noch länger dauere. „Für die Anwohner und Gewerbetreibenden ist das so langsam nicht mehr hinnehmbar“, betonte Prell und bekam dafür Applaus aus den Zuhörerreihen.
Auch Ulrich Blattner von der SPD wurde deutlich: „Es interessiert die Leute nicht, wann wo mit welcher Maschine gearbeitet wird, sondern wann die Straßen wieder offen sind. Die bisherige Informationspolitik ist, höflich ausgedrückt, unter aller Kanone. Die Projektleitung muss sich darum kümmern, dass es voran geht, die Bevölkerung gleichzeitig informieren und die Verzögerungen erläutern.“ Er habe es bereits Anfang November im Mitteilungsblatt geschrieben, dass der Asphalt dieses Jahr wohl nicht mehr eingebaut werde, erwiderte Sven Haumacher.
Was denn mit der Zufahrt passiere, wenn die Straße im weiteren Bauverlauf direkt vor dem Bonus aufgerissen werde, wollte Dr. Irmtraut Schneider (UKW) wissen. Der Markt müsse dann von hinten via Kelterstraße angesteuert werden. Das hänge von den einzelnen Bauabschnitten ab, meinte Martin: „Klar wird es Einschränkungen geben.“ Rudolf Kiltz von der CDU sagte, manches sei vielleicht schiefgelaufen, die Bauzeit sei aber von Anfang an zu eng getaktet gewesen. Unwägbarkeiten könnten immer kommen, die ein Ingenieurbüro vorab nicht absehen könne: „Hoffen wir, dass die Straßen die nächsten Jahrzehnte gut bleiben, wenn sie jetzt komplett saniert werden.“
Für die kommenden Bauabschnitte bis September 2021 sollte der Bauzeitenplan nun passen, erklärte Johannes Martin auf Nachfrage von Vera Morlok-Gommel (UKW), zumal es in den nächsten Abschnitten um keine Wasserleitung mehr gehe.