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Schäubles Hoffnungsträgerin kommt aus Kirchheims FDP

Politik Die Bundestagsabgeordnete Renata Alt berichtet über ihren Einstieg in die parlamentarische Diplomatie.

Kirchheim. Renata Alt hat die Aufgabe ihres Lebens gefunden: Ende September wurde sie erstmals für die FDP in den Bundestag gewählt. Seither mischt sie munter in der Außenpolitik mit, als hätte sie nie etwas anderes getan. Beim Jahrespressegespräch in ihrem Wahlkreisbüro erzählt sie von Missionen nach Moskau, Griechenland oder auch nach Kamerun.

Ihr Schwerpunkt heißt Konfliktbearbeitung und Krisenprävention. Im entsprechenden Unterausschuss ist sie Obfrau der FDP-Fraktion, und im Auswärtigen Ausschuss ist sie Berichterstatterin für die ehemalige Sowjetunion mit Zentralasien, die Visegrád-Länder, den Westbalkan und Jemen.

Allein diese Aufzählung lässt an etliche Krisenherde denken. Aber den ersten Konflikt, mit dem es Renata Alt zu tun bekam, hat ihr ausgerechnet der Deutsche Bundestag beschert: Drei bisherige Parlamentariergruppen hat er zu einer einzigen zusammengefasst, zur deutsch-tschechisch-slowakisch-ungarischen - und das, ohne die betreffenden Länder vorab über die Fusion zu informieren.

Bundestag löst Staatsaffäre aus

Renata Alt hat als Vorsitzende dieser Parlamentariergruppe gleich diplomatische Verwicklungen auf den Tisch bekommen: „In Ungarn ist das eine Staatsaffäre, Tschechen und Slowaken sehen es ähnlich.“ Im Gespräch mit den Botschaftern der drei Länder hat sie versucht, die Wogen zu glätten. Und mit einer Mischung aus Verschmitztheit und Stolz erzählt sie: „Bundestagspräsident Schäuble hat mir geschrieben, dass er seine Hoffnungen in meine diplomatischen Fähigkeiten setzt.“

Zur Diplomatie trägt auch die Sprache bei. Slowakisch ist Renata Alts Muttersprache. Außerdem spricht sie Mährisch. Auch Russisch ist ihr wohlvertraut, was wiederum den Zugang zur polnischen Sprache erleichtert. Bleibt ein kleines Problem: „Auf Ungarisch kann ich nur die Höflichkeitsfloskeln.“

Diplomatie liegt ihr sehr am Herzen. „Als Donald Trump gewählt wurde, wusste ich: Jetzt schlägt die Stunde der Diplomatie.“ Was über Jahrzehnte hinweg gegolten hat, gelte plötzlich nicht mehr. Auch der Brexit wirke sich auf die Diplomatie aus: „Britische Diplomaten haben sehr viel für die EU-Diplomatie geleistet. Da werden wir uns noch umschauen.“

Etwas weniger diplomatisch äußert sich Renata Alt über die Krise der beiden deutschen Unionsparteien: „Das hat den Plenarbetrieb gestört. Das fand ich ungeschickt und rücksichtslos.“ Aber es habe gezeigt, dass es für die FDP richtig war, „nicht mit diesem Partner in eine Koalition zu gehen“.

Innenpolitisch setzt Renata Alt darauf, dass der Bundeshaushalt Zeichen setzt und nicht einfach jedes Ressort mit der Gießkanne bedient: „Wir müssen an die Zukunft denken. Bildung, Mobilität, Digitalisierung sind da besonders wichtig.“ Vom Breitbandausbau will sie lieber gar nicht reden: „In Moskau hatte ich überall WLAN. In Deutschland habe ich das Gefühl, das Funkloch reist mit mir mit.“

Vielleicht sind es auch diese Themen, wegen denen es ihr wichtig ist, das Mandat im Kirchheimer Gemeinderat zu behalten, solange es sich mit der Arbeit im Bundestag vereinbaren lässt: „Viele Politiker sind irgendwann viel zu abgehoben, weil sie nichts mehr über die Bedürfnisse der kommunalen Ebene wissen.“Andreas Volz