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Schiffbrüchig im Meer der Gedanken

Schreiben Zwei Literaturpreise hat Elaine Donderer schon gewonnen. Im Alter von 17 Jahren veröffentlichte die Kirchheimerin ihr erstes Buch. Von Jana Stark

Elaine Donderer im Garten an ihrem Lieblingsplatz. Hier liest und schreibt sie gern. Foto: Carsten Riedl
Elaine Donderer im Garten an ihrem Lieblingsplatz. Hier liest und schreibt sie gern. Foto: Carsten Riedl

Mit ihren Gedanken fühlt sich Elaine Donderer manchmal wie eine Schiffbrüchige, die im Meer treibt und Halt an etwas Stabilem, etwas Dauerhaftem sucht. Ihr persönlicher Rettungsring, der sie davor bewahrt, nicht in all den Emotionen zu ertrinken, sind ihre „besten Freunde“ - die Worte. Wenn sie schreibt, können all die Gedanken abfließen und in Geschichten und Gedichte übergehen. Statt wie Sand in tosendem Wasser herumzuwirbeln, ordnen sich die Dinge in ihrem Kopf wieder.

In Gedichten findet Elaine Donderer zwar keine Antworten auf all ihre Fragen, jedoch geben sie ihr einen „einigermaßen akzeptablen Umgang mit den Grenzen des menschlichen Verstands“. Mit dieser Erkenntnis versuchte die Abiturientin, sich irgendwie über die Sprache auszudrücken.

Im Laufe der Zeit entstand ein Sammelsurium an Gedichten, das wohlbehütet in einem kleinen, blauen Büchlein versteckt lag und das nur wenige Leute zu Gesicht bekamen. Einer von diesen Menschen war ihre Oma. Sie prägte Elaine Donderer entscheidend, indem sie ihr schon als kleines Mädchen Geschichten und Gedichte vorlas und damit ihre Begeisterung für Sprache weckte.

Pseudonym: Elaine Knopf

Eine andere dieser Personen war ihre Deutschlehrerin. Sie ermutigte Elaine Donderer, ihre Gedichte in einem Buch zu ordnen und zu veröffentlichen. Unter dem Pseudonym Elaine Knopf kann man ihr Buch „Ein Schiffbrüchiger meiner Gedanken“ seit Januar im Internet oder in der Buchhandlung Zimmermann in Kirchheim kaufen. Dort finden sich Auszüge ihrer Werke, die sie im Alter von zwölf bis 17 Jahren geschrieben hat. Die Gedichte handeln von Sehnsucht, Zweifel, Wünschen und Glück. Es sind alles alltägliche Themen, in denen sich jeder wiederfinden kann.

Elaine Donderers Gedichte über ihre eigenen Gefühle und Gedanken lassen den Leser nicht kalt. Vielmehr kann jeder seine Gedanken damit verknüpfen. Eine Anmerkung in ihrem Buch fasst das gut zusammen: „Ein guter Freund hat mal zu mir gesagt, jeder würde mich verstehen, aber keiner würde wissen, was ich meine. Wir alle leben unsere eigene Geschichte.“

Motivationslöcher gibt‘s nicht

Während der Entstehung des Buchs kannte Elaine Donderer so etwas wie Motivationslöcher nicht. Sie schreibt sowieso nur, wenn sie gerade in der Stimmung dazu ist. „Wenn ich glücklich bin, schreibe ich nicht so viel. Angenommen, ich hätte eine Schreibblockade, dann sollte ich mich von etwas Traurigem mitreißen lassen, um wieder schreiben zu können“, sagt sie.

Schreibt oder liest Elaine Donderer gerade nicht, unternimmt sie viel mit Freunden, geht Rad fahren, wandern und spielt mit ihren Katzen. Dieses Jahr hat sie das Abi­tur gemacht. Aber mit Lernen ist jetzt erst mal Schluss. Zumindest in Klassenzimmern oder Hörsälen. Denn Elaine Donderer will Ende des Jahres ein Jahr lang mit dem Rucksack nach Asien verreisen. Dort wird sie mit Freunden herumreisen, ein Praktikum machen, ihr Englisch verbessern und einfach neue Eindrücke gewinnen. Während ihrer Rucksackreise will die junge Autorin viel schreiben. „Danach gibt’s vielleicht ein zweites Buch“, verrät die Kirchheimerin.

Was sie nach der großen Reise vorhat, weiß Elaine Donderer auch schon. In die Niederlande nach Maastricht soll es gehen. Dort will sie International Business studieren. Komisch, dabei liegen ihre Interessen und Stärken doch bei der Sprache. „Ich wüsste nicht, über was ich schreiben sollte. Deshalb will ich erst etwas Interessantes machen, worüber ich später schreiben kann“, sagt sie.

Und das wird ihr sicher gelingen, denn zwei Preise hat Elaine Donderer jetzt schon gewonnen: Den Isolde-Kurz-Preis des Kirchheimer Schlossgymnasiums und des Literaturbeirats sowie den zweiten Platz beim landesweiten Schreibwettbewerb „Zeichen setzen“ für Schüler.

Leseprobe

Gedicht zum Thema Sehnsucht von Elaine Knopf

Monotones Summen, grelles Licht wenn ich die Augen schließe - dein Gesicht.

Der Ventilator brummt, ach! wie wünsch ich, dass mein Herz verstummt, dass meine Augen fallen zu und ich schlaf in voller Ruh.

Und Angst müsst ich dann auch nicht haben, denn die Träume von dir fänden mich nicht im grellen, kalten Neonlicht.