Schlierbach. Viel wurde an dem Schlierbacher Markenzeichen in den letzten Jahrzehnten herumoperiert. In den 70er-Jahren wurde der See aufgefüllt und die Wassertiefe auf rund 80 Zentimeter verringert: Grund war eine Kuh, die im See ertrunken war. Die Nebenwirkungen der letzten See-OP waren dann in jedem Sommer spür- und vor allem riechbar: In dem flachen Gewässer vermehrten sich die Algen explosionsartig, und in der Folge begann der See zu stinken.
Rund 750 000 Euro kostet nun die erneute Vertiefung und Renaturierung des Sees. Im Herbst letzten Jahres waren die Bagger angerückt. Die Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss: Der See hat nun an seiner tiefsten Stelle eine Wassertiefe von rund 2,50 Metern und wird seit drei Wochen langsam wieder mit Wasser aufgefüllt. Im und am See sollen viele neue Pflanzen dafür sorgen, dass in dem See zukünftig ein natürliches Gleichgewicht herrscht, um übermäßigen Algenwuchs zu verhindern.
Auch um den See herum tut sich einiges: Aktuell werden der Weg rund um den See und der Fußweg zur Hattenhofer Straße renoviert. Ab Mitte Mai soll am Nordostufer des Sees noch ein in die Wasserfläche herausragendes Holzdeck dazu einladen, die Füße im Wasser baumeln zu lassen. Sitzgelegenheiten rund um den See komplettieren den Neustart. Glück hatte die Gemeinde bei den im Seegrund vermuteten Altlasten, denn bei der Auffüllung in den 70er-Jahren war teerbelastetes Straßenabbruchmaterial verwendet worden. „Tatsächlich konnten wir aber rund 98 Prozent des jetzt angefallenen Aushubs auf unseren Auffüllplatz bringen“, sagte Bürgermeister Paul Schmid. Nur der letzte Rest musste als Sondermüll entsorgt werden, was der Gemeinde eine Einsparung von 50 000 Euro gegenüber der Planung beschert hat.
Einen kleinen Teil dieser eingesparten Summe möchte Bürgermeister Schmid nun in zwei Infotafeln investieren, die am See aufgestellt werden sollen. Eine Tafel soll über die Seebiologie informieren. Auf der anderen Tafel soll das Radwegenetz rund um Schlierbach dargestellt werden. „Das ist ja nun das interessante: Der See wird im überörtlichen Netz zu einem zentralen Ausgangspunkt für Radtouren in die Nachbargemeinden“, freut sich Schmid.
Nun warten alle Beteiligten gespannt darauf, wie sich die Natur den tiefer gelegten See zurückerobern wird und sich wieder ein natürliches Gleichgewicht im See einstellt. Immerhin: Noch während die Bagger am Werk waren, sind die ersten Frösche zurückgekommen und haben in den ersten Pfützen im See gelaicht. Die händische Umzugsaktion des Froschlaichs in das daraufhin abseits der Baustelle angelegte Notbiotop hat der quakende Nachwuchs gut überstanden: Mittlerweile tummeln sich dort viele Kaulquappen. In zwei bis drei Wochen soll der See seinen endgültigen Wasserstand erreicht haben. Auch die letzten Arbeiten sollen bis Ende Mai abgeschlossen sein. Einen genauen Termin kann Bürgermeister Paul Schmid zwar noch nicht nennen, aber: „Wir machen dann sicherlich eine kleine Einweihungsfeier.“