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Schluss mit Kanutouren auf der Lauter

Freizeit Die Betreiberfamilie Schmack gibt das Angebot nach 45 Jahren auf. Die niedrigen Wasserstände sind der Grund für die Einstellung des Angebots, das von vielen Gästen geschätzt wurde. Von Joachim Lenk

Mittelalterliche Burgen, weiße Burenziegen, farbenprächtige Eisvögel, Bisamratten und flinke Forellen: Man sieht viel entlang der Lauter. Es ist ein Genuss, mit dem Kanu das Gewässer von Münsingen-Buttenhausen aus das Große Lautertal im Landkreis Reutlingen hinunterzufahren. Langsam schwimmt das Boot Richtung Burg­ruine Hundersingen. Ein paar Meter weiter kündigt sich der erste „Wasserfall“, eine renaturierte Staustufe, an. Bis zur ersten Anlegestelle in Bichishausen vergehen knapp eineinhalb Stunden. Auf der Strecke gibt es sechs Brücken. Dann heißt es: Kopf einziehen.

Mit diesen erlebnisreichen Bootsfahrten, die seit nunmehr 45 Jahren im Großen Lautertal angeboten werden, ist jetzt Schluss. „Saison 2023 – Unsere letzte Saison“, steht auf der „Kanutouren im Wilden Süden“-Homepage zu lesen. Wegen mangelnder Nachfrage? Ganz bestimmt nicht. Die Anmeldungen sind in der Vergangenheit von Jahr zu Jahr gestiegen.

Und warum werden dann keine Touren mehr angeboten? „Seit Jahren stellen wir fest, dass das Wasser unterm Kiel beständig weniger wird. Einerseits liegt das an der breiter werdenden Lauter, andererseits am sinkenden Niederschlag“, sagt Juniorchef Vincent Schmack. Die häufigen Grundberührungen der Kanus schädigten den Fluss, weshalb die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Reutlingen mit den Betreibern in Kontakt getreten ist.

Bootfahren bieten die Schmacks nur im Sommer an. Zwischen Münsingen-Buttenhausen und der Kreisgrenze bei Hayingen-Anhausen ist die Große Lauter zum Schutz der Natur außerhalb der Ortschaften und der gekennzeichneten Badeplätze zwischen dem 15. März und dem 30. Juni vollständig sowie von Anfang Juli bis Ende September an Samstagen und Sonntagen für den Bootsverkehr gesperrt, informiert Katja Walter vom Landratsamt Reutlingen. Das Landratsamt hat ein Auge darauf, dass die FFH-(Flora-Fauna-Habitat-) Verordnung eingehalten wird. Für 2023 wurde mit den Schmacks bereits vereinbart, die befahrene Strecke zu verkürzen, um die kritischsten Bereiche mit der geringsten Wassertiefe auszusparen.

Seit mehreren Jahren hat sich gezeigt, dass die Lauter bei den häufig vorkommenden niedrigen Wasserständen nicht mehr durchgehend für eine Befahrung mit Kanus geeignet ist. Im vergangenen Jahr wurde das Problem schon mit der Unteren Naturschutzbehörde, der Unteren Wasserbehörde und den Betreibern des Kanuverleihs thematisiert.

Betrieb nur mit Einschränkungen

Auch unter Einbeziehung der Stadt Münsingen hat man gemeinsam Möglichkeiten geprüft, weiterhin einen eingeschränkten, jedoch für den Verleiher planbaren Betrieb zu ermöglichen. Es zeichnete sich allerdings schon nach ersten Messungen ab, dass künftige Bootstouren nur mit Einschränkungen und somit Unsicherheiten bei der Planung realisierbar wären, erklärt die Landratsamtssprecherin Walter.

Aktuell gibt es noch kein ausdrückliches Verbot, die Behörde ist aber dabei, eine entsprechende Verordnung zu erarbeiten. Eines ist sicher: Für Bootstouren auf der Lauter gelten in Zukunft deutlich strengere Restriktionen als bisher.

Deshalb habe man sich dazu entschlossen, den Betrieb nach dieser Saison einzustellen. Eine Entscheidung, die „sehr schwergefallen ist“, sagt Vincent Schmack. Man möchte Kanutouren im Einklang mit der Natur anbieten und keinen Kampf mit der Naturschutzbehörde führen, die langfristig eine Pegelregelung plane. Deshalb habe man bereits vor fünf Jahren die Touren auf der Donau zwischen Zwiefaltendorf und Öpfingen eingestellt.

Das Bootshaus in Bichishausen, eine beliebte Gastronomie direkt an der Lauter, das die Familie Schmack seit mehr als zwei Jahrzehnten betreibt, bleibt indes weiterhin geöffnet. Es ist seit Jahren von April bis Oktober ein beliebtes Ziel, nicht nur für die Kanufahrer, die dort die entschleunigte Tour auf der Lauter mit all ihren Sehenswürdigkeiten und Erlebnissen noch einmal Revue passieren lassen. Das Lokal mit Gartenwirtschaft ist auch bei Ausflüglern, die zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto oder dem Motorrad im Gro­ßen Lautertal unterwegs sind, ein beliebter Treffpunkt.