Weilheim · Lenningen · Umland

„Schmidts Katze“ spielt tot eine wichtigere Rolle als lebendig

Erfolgreiche Premiere im Kirchheimer Sommernachtskino – Regisseur Marc Schlegel und Schauspieler Georg Alfred Wittner sind vor Ort

Zum Prosit auf die Premiere von „Schmidts Katze“ kam es in Wirklichkeit nicht auf der Leinwand, sondern auf der VIP-Bühne. Mit d
Zum Prosit auf die Premiere von „Schmidts Katze“ kam es in Wirklichkeit nicht auf der Leinwand, sondern auf der VIP-Bühne. Mit dabei (von links): Sommernachtskinobetreiber Reimund Fischer, Schauspieler Georg Alfred Wittner, Filmhit-Sänger Raymond Donik und Regisseur Marc Schlegel.Foto-Montage: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Premiere in Kirchhei­m: Erstmals flimmerte „Schmidts Katze“ vor großem Pub­likum über die

Andreas Volz

Leinwand, drei Wochen vor dem Kinostart. Das Publikum auf dem Martinskirchplatz hatte also die Rolle des „Versuchskaninchens“. Wie würde es den Film aufnehmen? Um das zu beobachten, waren Regisseur Marc Schlegel und Schauspieler Georg Alfred Wittner eigens nach Kirchheim gekommen. Von der Atmosphäre des Sommernachtskinos zeigten sich beide von Anfang an beeindruckt.

Georg Alfred Wittner, der im Film den Streifenpolizisten Gerber spielt, will bald auch mal bei Tag nach Kirchheim kommen. Und nächstes Jahr will er wieder im Sommernachtskino vorbeischauen. Immerhin war er dieses Jahr zweimal auf der Leinwand zu sehen: zunächst bei „Elser – Er hätte die Welt verändert“ und jetzt eben auch bei der großen Premiere von „Schmidts Katze“. An diesem Film hatte ihn so manches gereizt – unter anderem die Tatsache, wieder einmal gemeinsam mit Franziska Traub arbeiten zu können, seiner Kollegin aus der Fernsehserie „Ritas Welt“.

Der Film hatte im Vorfeld auch viele andere namhafte Schauspieler überzeugt, sodass sie für weitaus weniger als das übliche Honorar bereit waren mitzuspielen. Das berichtete Jung-Regisseur Marc Schlegel im Vorfeld der Aufführung. Die Film-Premiere in Kirchheim sei für ihn ein besonderer Moment, betonte er. Jahrelang habe er darauf hingearbeitet.

Im Anschluss hat „Schmidts Katze“ auch das Kirchheimer Publikum überzeugt. Die Filmfiguren sind so verschroben wie liebenswert. Selbst Streifenpolizisten, die im Kino oft lächerlich gemacht werden, kommen hier auf beachtliche Sympathiewerte. Ein nettes Detail ist die Szene, in der sich Georg Alfred Wittner als Polizist Gerber auf dem Revier als großer Fernseh-Cop auslebt. In Ermangelung einer ordentlichen Knarre schießt er mit dem Heftklammerapparat um sich – allerdings ohne „Munition“, denn der Reutlinger Schauspieler ist nicht nur selbst Schwabe, er spielt auch einen Schwaben. Die schwäbischen Klischees – auch der Regisseur ist schließlich Schwabe – kommen im Film ebenfalls liebenswert und selbstironisch rüber.

Die Geschichte steckt voller Überraschungen. Immer wieder wechseln sich die Hauptfiguren – Werner Schmidt und Sibylle – darin ab, die Oberhand zu übernehmen und den anderen zu fesseln, einzusperren, zu erpressen oder für seine Zwecke einzuspannen. Außerdem steckt der Film voller Anspielungen: Werners Flucht aus dem Krankenhaus, auf abschüssiger Strecke im gestohlenen Rollstuhl, zitiert die „Mr Bean“-Folge „Der Heimwerker“. Dass Werner in der Bürgerwehr mithelfen soll, seine eigenen Straftaten als Feuerteufel aufzuklären, erinnert an Dorfrichter Adam aus Kleists „zerbrochenem Krug“. Und natürlich darf der unscheinbare Werner am Schluss noch zum „Superhelden“ mutieren und die ohnmächtige Sibylle aus der von ihm gesprengten Sauna heraustragen. Die Sauna als Schauplatz hat sich da bereits gehörig gewandelt: vom behaglichen Rückzugsort, den sich die Mitarbeiter Werner und Uwe mitten im Baumarkt eingerichtet haben, zum bedrohlichen Geisel-Kerker.

Am Ende zeigen Werner und Sibylle, dass sich auch die kleinen Leute, die so gerne an Modellautos und Schneekugeln basteln, gegen die Immobilienmafia und gegen die ominöse fernöstliche Globalisierungsgefahr durchsetzen können. Sie zeigen aber auch, dass sie trotz großer Gegensätze zarte Liebesbande knüpfen können – was ebenfalls für wundervoll ironische Anspielungen an das Genre „Liebesfilm“ genutzt wird.

Und die Katze?  Vierbeinige Katzen gibt es gleich zwei, und beide spielen tot eine längere und wichtigere Rolle als lebendig: Schmidts Hobby, Autos in die Luft zu jagen, ist bei weitem nicht das einzig Makabre an diesem Meisterwerk des Regisseurs Marc Schlegel. Er selbst war am Ende des Abends überaus zufrieden mit dem Erfolg. Das Publikum bedankte sich mit lautem und anhaltendem Beifall, der sogar das Elf-Uhr-Läuten vom Rathausturm übertönte. Was will man mehr? Allenfalls weitere Filme und weitere Premieren dieser Art.