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Schon früh zeigte sich sein Weg

Kirche Seit diesem Monat ist Luca Bähne neuer evangelischer Pfarrer in Notzingen. Schuld daran sind auch ein früherer Klassenkamerad und ein Religionslehrer. Von Peter Dietrich

Seit Anfang September der neue evangelische Pfarrer in Notzingen: Luca Bähne. Foto: Peter Dietrich
Seit Anfang September der neue evangelische Pfarrer in Notzingen: Luca Bähne. Foto: Peter Dietrich

Als Viertklässler bekam der Öhringer Luca ­Bähne eine Einladung: Ein Klassenkamerad nahm ihn mit in die Jungschar. Sie wurde vom Papa des Klassenkameraden geleitet, der hauptamtlich bei der Kirche arbeitete. „Das war meine Erstbegegnung mit dem christlichen Glauben“, sagt Luca Bähne. Er wuchs in die kirchliche Jugendarbeit hinein. Befördert wurde das durch sein musikalisches Talent, er spielte Akkordeon, Orgel und Klavier. Er war und ist zudem für viele Musikstile zu haben, von Orgelmusik von Johann Sebastian Bach bis zu Lobpreis und Gospel. So war er in der Kirche schnell musikalisch sehr aktiv.

Der nächste Schritt: „In der Oberstufe hatte ich einen wirklich guten Religionslehrer. Er hat mich motiviert, dass ich Pfarrer werden könnte.“ Doch es gab eine Alternative: „Ich hätte Musiker werden können.“ Aber als Kirchenmusiker, befand er, hätte er sich zwar mit einer der wichtigsten Ausdrucksformen des Glaubens beschäftigt, aber eben nur mit einer. „Gemeinde ist viel umfassender.“

Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr begann er mit dem Theologiestudium an der Tübinger Eberhard-Karls-Universität. Er wohnte dort im Evangelischen Stift, bis er 2014 heiratete. Er blieb für das ganze Studium in Tübingen, besonders faszinierten ihn die Systematische Theologie mit dem Versuch, Gottes Wesen zu beschreiben, und die Kirchengeschichte. Bei Letzterem war es vor allem die Entwicklung von Martin Luther: „Das war ja ein langer biografischer Prozess, seine Mentoren beeinflussten ihn genauso wie die Diskussionen mit seinen Gegnern.“

Bähne sieht viel Potenzial

Das erste Vikariat führte ihn 2018 nach Reutlingen-Sondelfingen, nun kam die erste Pfarrstelle in Notzingen. Wichtig ist die Nähe zu Reutlingen, wo seine Frau als Grundschullehrerin arbeitet. Zudem wollte Luca Bähne unbedingt vor Ort in einer Gemeinde arbeiten. Er freut sich über die Pfarrstelle mit je einer Kirche, einem Pfarrhaus und Gemeindehaus, an einem kleinen Ort. „Das ist total schön.“ Wobei es nur eine 75-Prozent-Stelle ist, die anderen 25 Prozent ist er Seelsorger an der ­Medius-Klinik Kirchheim. So ist er meis­tens montags und freitags an der Klinik. Sein freier „Pfarrersonntag“ ist daher der Samstag.

Luca Bähne weiß um die spezielle lokale Kirchengeschichte. „Mir ist bewusst, dass nicht immer alles einfach war.“ Aber er freut sich über den Weg, auf dem die Kirchengemeinde sei, und will ihn gemeinsam weitergehen. Auch mit neuen Schritten: Zum ersten Gottesdienst am 20. September fand jeder Notzinger und Wellinger eine Einladungskarte im Briefkasten, mit einem Foto und einem Gruß des Pfarrers - und einem Link zum Begrüßungsvideo.

Luca Bähne freut sich „über das enorme Potenzial an Leuten, die sich in die Kirchengemeinde einbringen wollen“. Er hofft, dass er gemeinsam mit ihnen ganz verschiedene Generationen und Geschmäcker erreichen kann: „Egal, ob jemand lieber SWR 1, 2, 3 oder 4 hört - derjenige soll erleben, dass es dort in der Kirche einen Platz gibt für ihn. Wir müssen nicht jeden Sonntagmorgen gleich gestalten.“ Die verstärkte Zusammenarbeit mit der Gesamtkirchengemeinde Kirchheim, die in den vergangenen Jahren gewachsen ist, schätzt er sehr - so wird er auch mal in Kirchheim predigen und umgekehrt.

Neben der Musik interessiert er sich für Fotografie und liest gerne, ob Thomas Mann oder ­Tolkiens „Herr der Ringe“. Doch in der Mitte steht die Musik, die aktuellen Einschränkungen beim Singen fallen ihm sehr schwer. Warum er Pfarrer geworden ist, das fasst er gerne so zusammen: „Weil ich der Überzeugung bin, dass jeder Mensch Gott braucht. Jeder Mensch ist auf Beziehung angelegt, nicht nur zu Menschen, sondern zu Gott.“ Wie er das in seiner Antrittspredigt erklärt hat? Natürlich mit Musik, mit den Blues ­Brothers und ihrem Song „Everybody Needs Somebody to Love“.