Weilheim · Lenningen · Umland

Schreiben für die Freiheit

Hilfe Amnesty veröffentlicht Einzelschicksale, um an politische Verfolgungen zu erinnern.

Briefe

Kirchheim. Jeden Monat stellt Amnesty International drei Fälle vor, in denen über das Schicksal von Menschen informiert wird, die wegen ihres Eintretens für Menschenrechte verfolgt, von Hinrichtung bedroht oder einfach „verschwunden“ sind. Amnesty bittet darum, sich in Briefen an die Verantwortlichen für diese Menschen einzusetzen. Eine Flut von Briefen aus der ganzen Welt setzt die politisch Verantwortlichen unter Druck und bewirkt nicht selten, dass Gefangene freigelassen oder dass ihr Verfahren wieder aufgenommen wird. So hilft die Solidarität vieler Menschen auch den Opfern von Menschenrechtsverletzungen und ihren Angehörigen bei ihrem Kampf um Gerechtigkeit. Vorformulierte Briefe können im Weltladen in der Dettinger Straße in Kirchheim abgeholt werden.

Bhima Koregaon 9

Die indischen Behörden haben 2018 im Zuge des harten Vorgehens gegen Menschenrechtsverteidiger neun bekannte Aktivisten festgenommen. Die Polizei behauptet, die Aktivistinnen Sudha Bharadwaj und Shoma Sen sowie die Aktivisten Rona Wilson, Surendra Gadling, Mahesh Raut, Arun Ferreira, Sudhir Dhawale, Vernon Gonsalves und Varavara Rao seien an Gewalt zwischen Dalits und Hindu-Nationalisten im indischen Bundesstaat Maharashtra beteiligt gewesen.

Nach der Festnahme kam es zu einer Verleumdungskampagne, die auch als „Bhima Koregaon 9“ bekannt ist. Die Regierung warf ihnen vor, sie seien gegen Indien aktiv. Doch in den Gemeinden, in denen die Aktivisten tätig sind, sieht man das völlig anders. Die „Bhima Koregaon 9” sind für viele Nationalhelden, die sich mutig für die Rechte der Menschen im Land einsetzen. Die neun Aktivisten wurden auf der Grundlage des indischen Antiterrorgesetzes angeklagt. Amnesty International ist der Ansicht, dass die strafrechtliche Verfolgung der Betroffenen politisch motiviert ist und darauf abzielt, Regierungskritiker zu unterdrücken.

43 Studierende in Mexiko

Am 26. September 2014 nahm die Polizei in Ayotzinapa 43 Studierende willkürlich fest und fuhr sie in Polizeifahrzeugen weg. Seither fehlt jede Spur von ihnen. Fünf Jahre danach warten die Familien der Verschwundenen noch immer auf Auskunft über den Verbleib ihrer Angehörigen. Zu Beginn des Jahres richtete die mexikanische Regierung eine Untersuchungskommission für den Fall Ayotzinapa ein, die am 15. Januar 2019 ihre Arbeit aufnahm.

Ibrahim Ezz El-Din, Ägypten

In der Nacht des 11. Juni 2019 nahmen Sicherheitskräfte in Zivil Ibrahim Ezz El-Din in seinem Viertel Moqattam in Kairo auf der Straße fest. Seither ist er „verschwunden“. Nach seiner Festnahme erkundigte sich die Familie gemeinsam mit Anwälten auf der Polizeiwache von Moqattam nach seinem Verbleib, die Behörden bestritten jedoch, ihn in Gewahrsam zu halten. Darüber hinaus schickte die Familie ein Telegramm an die Staatsanwaltschaft und erstattete wegen des Verschwindens Anzeige. Ibrahim Ezz El-Din arbeitet bei der Ägyptischen Kommission für Rechte und Freiheiten zum Recht auf Wohnen (ECRF). Er untersucht, ob die Behörden allen Menschen Zugang zu sicherem und bezahlbarem Wohnraum bieten, dokumentiert rechtswidrige Zwangsräumungen und Stadtplanungsmaßnahmen. Die Festnahme von Ibrahim Ezz El-Din belegt einmal mehr die Menschenrechtskrise in Ägypten. Die Behörden gehen hart gegen die Zivilgesellschaft vor und haben bereits Hunderte festgenommen, die eine legitime Tätigkeit ausübten oder ihre Rechte auf friedliche Meinungsäußerung und Versammlung wahrgenommen haben. Viele der Festgenommenen wurden inhaftiert oder fielen dem „Verschwindenlassen“ zum Opfer, ehe man sie wegen unbegründeter Terrorvorwürfe anklagte und monate- oder gar jahrelang in Untersuchungshaft festhielt, ohne sie jemals vor Gericht zu stellen. pm