Mit einer Magnetschwebebahn soll die Lücke zwischen den S-Bahn-Trassen auf den Fildern und im Neckartal geschlossen werden – zumindest wenn es nach der CDU im Esslinger Kreistag geht. Ob es dafür ein realistisches und vor allem schneller zu verwirklichendes Szenario als den Weiterbau einer S-Bahn-Strecke gibt, soll mit einer Machbarkeitsstudie untersucht werden.
Diese will die CDU im Zuge der Haushaltsberatungen am Donnerstag in der Kreistagssitzung beantragen, kündigt Fraktionsvorsitzender Sieghart Friz an.
Nach einem jahrelangen Verfahren wurde vor einigen Wochen endlich der Bau der S-Bahn-Verlängerung von Bernhausen nach Neuhausen auf den Weg gebracht. Wie es von dort aus ins Neckartal weitergehen soll, dafür gibt es verschiedene Vorschläge, zum Teil jedoch mit vielen Hemmnissen, zum Beispiel des Natur-, Landschafts- und des Lärmschutzes. Aber auch immense Kosten lassen den Grad der Wirtschaftlichkeit, gemessen an zu erwartenden Fahrgastzahlen, bei manchen Varianten unter den geforderten Schwellenwert sinken. Auch eine Verlängerung der Bahn-Verbindung Karlsruhe – Stuttgart über die ICE-Schnellbahntrasse und einen noch zu realisierenden Übergang zur Schnellbahntrasse nach Kirchheim beurteilt die CDU wegen zu viel Verkehr auf der Trasse als unsicher.
Ringschluss notwendig
Wenn die Verlängerung der circa vier Kilometer langen Trasse nach Neuhausen mit Kosten von rund 210 Millionen Euro Sinn machen soll, ist für Friz der Ringschluss zwingend notwendig. Und er pocht darauf: „Das muss deutlich schneller gehen als bisher, wenn die Verkehrswende als Teil der Klimawende wirksam werden soll.“ Lange Genehmigungs- und Finanzierungsverfahren für eine S-Bahn-Trasse könnten sich noch Jahrzehnte hinziehen. „Das können wir uns nicht leisten“, betont er.
In dieser Situation hält es die CDU-Kreistagsfraktion für sinnvoll, die Option einer Magnetschwebebahn prüfen zu lassen. Einige CDU-Kreisräte reisten deshalb in die Oberpfalz nach Sengenthal zum Sitz der Firma Transport System Bögl, die dort eine 800 Meter lange Teststrecke betreibt. Kreisrat Thaddäus Kunzmann, der sich mit der Technik näher beschäftigt hat, beeindruckt das Konzept: „Die Bahn ist auf Stelzen gebaut, die Flächen werden nicht zerschnitten und wesentlich weniger in Anspruch genommen, womit man Problemen mit dem Landschafts- und Naturschutz zum Teil aus dem Weg gehen und auch neuralgische Kreuzungspunkte vermeiden könnte.“ Die Fahrzeuge könnten wohl größere Steigungen als eine S-Bahn bewältigen, wodurch sich zu akzeptablen Kosten auch die Zahl möglicher Anschlussstellen erhöhen könnte. Ein weiterer kostensenkender Faktor gegenüber einer S-Bahn sei der geringere Verschleiß und weniger Personalkosten durch fahrerlose Fahrzeuge. Es handle sich auch nicht mehr um größere Züge, sondern um kleinere Einheiten, die flexibel eingesetzt werden könnten, je nach S-Bahn-Anschlüssen und Fahrgastaufkommen.
Das Konzept soll auf den Nahverkehr zugeschnitten werden
Die Magnetschwebebahntechnik war mit dem Transrapid bereits vor 20 Jahren für den Raum München im Gespräch, kam jedoch nur in Schanghai zur Anwendung. Hemmnis waren vor allem die Kosten. Kunzmann betont jedoch: „Der Transrapid war als Hochgeschwindigkeitszug gedacht.“ Die Firma Bögl setzt jedoch auf einen Einsatz im Nahverkehr mit wesentlich geringeren Geschwindigkeiten.
Sieghart Friz verkennt nicht die Risiken: „Das System ist im Praxisbetrieb bisher nicht getestet und zugelassen.“ Das könnte aber auch eine Chance sein, er könne sich eine Strecke als Modellprojekt vorstellen. Dies und andere Voraussetzungen inklusive zu erwartender Kosten für ein solches Projekt sollen geprüft werden. Für die Machbarkeitsstudie sollen der Landkreis und möglichst auch beteiligte Kommunen und der Verband Region Stuttgart Geld in die Hand nehmen.