Der schwarze Trainingsdress sitzt perfekt. Die Haare sind zu einem Dutt geknotet, damit ja keine Strähne verrutschen kann und während der Performance im Gesicht stört. Die eine oder andere trägt sicherheitshalber Knieschützer, um die Gelenke zu schonen. Fleißig dehnen sie in Reih und Glied die Beine mit einem elastischen Gummiband zum Spagat. Fehlen darf dabei aber trotz allem keineswegs das kleine Schwätzle nebenher.
So ist es üblich, wenn die Showgruppe der Rhythmischen Sportgymnastik des TSV Ötlingen mit dem Training beginnt. Die 13- bis 15-jährigen Mädels zeigen eindrucksvoll, dass Turnen ein Garant für hundertprozentige Fitness ist. Doch was für die meisten bereits nach unvorstellbaren Strapazen aussieht, ist für die sechs Nachwuchssportlerinnen gerade mal das Aufwärmprogramm. „Wir müssen uns sehr gründlich warmmachen, sonst könnte man sich schnell mal verletzen“, warnt Tugce Wenzel, die das Geschehen von außen beobachtet.
Die 28-Jährige trainiert seit zweieinhalb Jahren die jungen Gymnastinnen - und das mit riesigem Erfolg. In diesem Jahr wurden die Teenager-Mädels württembergischer Meister und erreichten im Juni bei den deutschen Meisterschaften in Koblenz den fünften Platz. „Wir haben ein gutes Jahr hinter uns. Wir sind zufrieden, wollen aber noch mehr“, sagt die Trainerin ehrgeizig.
Deshalb stellen sich die Turnerinnen nach dem Aufwärmen direkt in Position für die Hauptchoreografie. Mit dieser zweieinhalb Minuten langen Darstellung treten sie bei Wettkämpfen auf. „Die Choreo entwickle ich vor jeder Saison selbst. Aber noch sitzt sie nicht ganz perfekt“, bemerkt Tugce Wenzel. Doch die Mädels geben ihr Bestes, dass es bald klappt. Zu Hits wie „Billie Jean“ oder „Wake me up before you go go“ schlagen die Mädels imposant Räder, werfen sich Ringe zu und drehen und wenden sich grazil auf ihren Zehenspitzen wie kleine Ballerinen.
Alles funktioniert im Einklang. Die einzelnen Bewegungen sind perfekt aufeinander abgestimmt. Das muss es auch, denn die Mädchen vertrauen sich auf der Bühne blind. Das funktioniert übrigens nicht nur in der Halle: „Wir sind ein sehr harmonisches Team, da gibt es eigentlich nie einen Zickenkrieg“, schmunzelt Trainerin Wenzel, die in ihrem Heimatort Braunschweig selbst über 20 Jahre lang aktiv Rhythmische Sportgymnastik betrieben hat. „Aber klar, manchmal muss ich auch als Mama, Freundin oder Psychologin herhalten.“
Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft mit vielen weiteren Titeln ist groß. Dafür schuften die Mädels dreimal pro Woche für zweieinhalb Stunden auf der Trainingsfläche. Das soll zumindest für ein paar Jahre noch so weitergehen. „Problematisch wird es erst, wenn das Abitur oder das Studium ansteht. Daran zerfallen dann einige Gruppen, weil der Trainingsaufwand zu groß ist“, erklärt die hauptberufliche Mediendesignerin.
Bis dahin fliegen aber hoffentlich noch so einige Reifen und Bälle quer durch die Eduard-Mörike-Halle in Ötlingen.