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Seehofer ist stolz auf Ugur Altun

Alltagshelden Busfahrer der Kirchheimer OVK bekommt vom Bundesinnenminister den XY-Preis des ZDF für Zivilcourage verliehen. Im Dezember 2017 rettete Altun einer Frau das Leben. Von Thomas Zapp

Ugur Altun erhielt gestern die Auszeichnung. Mit ihm auf dem Bild sind Aktenzeichen-Moderator Rudi Cerne (links), Patin Katrin J
Ugur Altun erhielt gestern die Auszeichnung. Mit ihm auf dem Bild sind Aktenzeichen-Moderator Rudi Cerne (links), Patin Katrin Jaene von der „Soko Potsdam“ und Bundesinnenminister Horst Seehofer. Foto: ZDF

Ich würde es heute genauso wieder tun“, sagt Ugur Altun. Fast ein Jahr ist es her, dass der 36-jährige Busfahrer der Kirchheimer OVK-Betriebe am Wendlinger Bahnhof einer jungen Frau das Leben gerettet hat. Das ZDF ist auf die Heldentat aufmerksam geworden und hat Altun gestern bei einem Festakt im Berliner Hauptstadtstudio mit Bundesinnenminister Horst Seehofer mit dem „XY-Preis - Gemeinsam gegen das Verbrechen“ für Zivilcourage ausgezeichnet.

Am frühen Morgen des 29. Dezember 2017 hatte ein psychisch verwirrter Mann versucht, eine 27-Jährige an den Haaren vor eine hereinfahrende S-Bahn zu zerren. Ugur Altun zögerte damals keine Sekunde und stürzte sich mit seinem Kollegen Mario Landwehr auf den Mann, um ihn von der Frau zu trennen. Der hünenhafte Mann griff zunächst Landwehr an und dann Altun. Den beiden gelang es, den Mann auf dem Boden zu fixieren. Altun verletzte sich dabei aber schwer an der Schulter. Sie wurde ausgekugelt und ein Knochen splitterte ab. Er musste operiert werden und spürt bis heute die Folgen. „Es wird nie wieder so sein wie vorher, aber ich kann meinen Beruf heute wieder ohne Probleme ausüben“, freut er sich.

Zivilcourage hält der Busfahrer für eine Selbstverständlichkeit. Damals habe niemand am Bahnhof reagiert, erinnert er sich. „Die haben nur zugeschaut“, sagt er. Für ihn gab es kein Zögern. „Ich habe gedacht: was, wenn es meine Schwester wäre.“ Auch wenn man sich nicht traue einzugreifen, schreien und andere Leute aufmerksam machen, würde schon mal helfen.

Zu dem Opfer gab es in der ersten Zeit nach dem Vorfall noch Kontakt. „Sie hatte sich vor der Gerichtsverhandlung bei mir gemeldet, sich bedankt und dabei geweint“, erinnert er sich. Altun sagte vor Gericht als Zeuge aus. Der Täter wurde als schizophren eingestuft und kam in eine psychiatrische Klinik.

Nach dem Vorfall war der Wendlinger fünf Monate dienstunfähig. Auch wenn die Berufsgenossenschaft einsprang, musste er finanzielle Einbußen hinnehmen. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis des ZDF ist nun aber eine großzügige Kompensation. Altun war übrigens völlig von der Nominierung überrascht. „Meine Schwester hat mich heimlich angemeldet und mir nichts erzählt“, sagt er. Die Unterstützung durch den Reutlinger Polizeipräsidenten Professor Alexander Pick tat ihr Übriges, aber auch davon bekam Altun zunächst nichts mit. Umso überraschter war er, als er von der Nominierung und dann auch noch von dem Preis erfuhr.

Gemeinsam mit der Patin, der Fernsehkommissarin Katrin Jaene von der TV-Einheit „Soko Potsdam“, hat der Busfahrer nun von Innenminister Horst Seehofer den Preis überreicht bekommen. „Ich war sehr aufgeregt und kann mich kaum erinnern, was er gesagt hat“, erzählt Ugur Altun. Stolz sei er, habe Seehofer gesagt, wenn die Bürger des Landes so viel Zivilcourage zeigten.

Die Auszeichnung wurde 2002 vom ZDF und der „Aktenzeichen XY. . . ungelöst“-Produktionsfirma Securitel ins Leben gerufen. In diesem Jahr hat die Fachjury aus mehr als 150 Vorschlägen von Zuschauern, Angehörigen oder Freunden von Opfern sowie von den Polizeidienststellen die Preisträger ermittelt. Am Mittwoch, 14. November 2018, werden die Preisträger ab 20.15 Uhr in der Livesendung „Aktenzeichen XY. . . ungelöst“ zu Gast sein.