Weilheim · Lenningen · Umland

Sein Hund half ihm Brücken zu bauen

Porträt Pädagoge Thomas Henzler verlässt nach zehn Jahren das Jugendhaus Ebersbach.

Kirchheim. So kennt man Thomas Henzler: Sportlich leger gekleidet, in Nase und Augenbraue je ein Piercing, in beiden Ohren trägt er jeweils einen Tunnelohrring. Zehn Jahre war der Diplom-Pädagoge im Ebersbacher Kinder- und Jugendzentrum E 3 tätig, seit 2011 als Leiter. Nun hört er dort auf. Immer mit dabei, auch bei seinem Abschiedsinterview, ist sein Hund. Mit Elan und voller Hingabe ist er an den Schnürsenkeln seines Herrchens zugange. „Milo ist der Neue. Mogli, so hieß mein vorheriger Hund, war ein sehr wichtiger Partner in meiner Arbeit als Pädagoge. Er hat mir oft Zugänge zu Kindern verschafft, die am Anfang sehr ruhig und zurückhaltend waren. Er lies sich streicheln und baute damit Brücken.“

Henzler ist gebürtiger Kirchheimer. In der Teckstadt wurde er 1963 geboren, begann dort eine Lehre als Zimmermann und Bauzeichner. Wenige Jahre später kam er durch Freunde dazu, seinem Leben noch einmal eine ganz neue Richtung zu geben. Er studierte an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen Pädagogik mit Abschluss Diplom. Seine Arbeit im Jugendhaus Ebersbach begann er im Jahr 2008 als kommissarische Honorarkraft. Zeitgleich arbeitete er als Pädagoge bei einem freien Träger. 2011 übernahm Henzler gemeinsam mit einer Kollegin die Hausleitung des Jugendhauses, beide hatten ihren eigenen Arbeitsschwerpunkt. „Ich entdeckte schon früh meine Leidenschaft für die Erlebnispädagogik und habe mich auf dieses Feld spezialisiert. Besonders das Klettern war eines der Highlights während meiner Arbeit mit Jugendlichen“.

Henzler absolvierte Weiterbildungen, als Natursport- und Erlebnispädagoge sowie als Kletterbetreuer. Seine Tätigkeit begann er damals noch im alten, ab 2009 dann im neuen Jugendhaus „Kinder- und Jugendzentrum E 3“ in der Kanalstraße. „Dort hatten wir viel mehr Möglichkeiten“, erinnert sich Henzler. Für ihn war es wichtig, dass alle Angebote freiwillig und niederschwellig waren. Die Zielgruppen sind Jugendliche ab der 5. Klasse sowie Kinder zwischen der 1. und 4. Klasse. In den vergangenen Jahren haben auch immer mehr Mädchen ihren Weg ins Jugendhaus gefunden, was früher selten war, erzählt er. „Unser Ziel war immer die Gemeinschaftlichkeit, die bei unseren Angeboten herrscht. Wenn wir kochen, dann hilft jeder mit. Wer nicht mithilft bekommt auch nichts zu essen“, sagt er und lacht.

Was ihn als Pädagoge auszeichnet? Thomas Henzler überlegt, lächelt und sagt dann: „Meine authentische Art und mein offenes Ohr für die Jugendlichen. Es war mir immer wichtig, Angebote auszusprechen und Optionen aufzuzeigen, aber nie bis zur eigenen Selbstaufgabe.“ Weitere wichtige Eigenschaften sind Flexibilität, Geduld und der gegenseitige Respekt füreinander. „Im Jugendhaus gibt es feste Regeln, an die sich die Jugendlichen wie auch Betreuer halten müssen, das schafft eine gute Orientierung und Basis für die Zusammenarbeit“, sagt er.

Wenn er drei Wünsche frei hätte, wären es diese: „Dass Bedarfe erkannt werden würden, dass Eigenverantwortlichkeit erkannt wird und dass es im Studium mehr Qualifikationen und Schwerpunkte in Richtung Jugendarbeit gäbe, um noch besser auf dieses Arbeitsfeld hinzuarbeiten.“

Warum er im Jugendhaus aufhört: „Irgendwann kommt man in ein Alter, in dem man sich zwangsläufig verändern muss, um für sich neue Wege zu beschreiten.“ Die neuen Wege haben auch mit seiner alten Tätigkeit zu tun: unter anderem als Coach und Pädagoge in Bissingen. Katja Frey