Weilheim · Lenningen · Umland

Sie würden gleich morgen noch mal heiraten

Diamanthochzeit Tilli und Eduard Bosch sind seit 60 Jahren verheiratet. Morgen wird gefeiert.

Das „Hochzeitspaar“ an seinem Lieblingsplatz auf der eigenen Terrasse.Foto: Carsten Riedl
Das „Hochzeitspaar“ an seinem Lieblingsplatz auf der eigenen Terrasse.Foto: Carsten Riedl

Notzingen. Schon als Kinder haben sich Tilli und Eduard Bosch kennengelernt. Ihre Eltern waren in der Landwirtschaft tätig und hatten Grundstücke direkt nebeneinander. Da habe die beiden „Wies‘ an Wies“ miteinander gespielt und geschafft. 1958 haben sie dann geheiratet, nachdem sie drei Jahre miteinander ausgegangen waren. Sobald der etwas jüngere Eduard 21 und damit volljährig wurde, ging‘s zum Standesamt.

Die Hochzeit fand in kleinem Rahmen mit nur 15 Leuten statt. „Es waren arme Zeiten“, meinen die Eheleute. Ein bisschen extravagant musste es dann aber doch sein: Das Paar lieh sich einen Mercedes aus und fuhr damit zur Trauung vor.

In der Ehe wurde es nicht langweilig. Bei Boschs ist auch heute immer was los. Dafür sorgen die drei Töchter, fünf Enkel und zwei Urenkel. Sie sind eine Großfamilie und wohnen auch alle nahe beieinander. „Full House gibt es immer“, lachen sie. Die Töchter sind zur Stelle, falls die beiden mal Unterstützung brauchen. „Da hemmer‘s gut“, meint Tilli Bosch.

Ihren Hochzeitstag haben die Eheleute immer gefeiert. Und jedes Jahr hat Eduard Bosch Blumen mitgebracht. Außer einem einzigen Mal: Am siebten Jahrestag hat er den Strauß glatt vergessen. Gefeiert haben sie dann aber umso mehr. Auch dieses Mal wird es ein Fest geben. Die Töchter haben eine Überraschung angekündigt.

Fleißig war das Ehepaar ein Leben lang. Eduard Bosch hat lange im Schichtbetrieb gearbeitet und war im Gemeinderat aktiv. Wenn sie dann doch mal eine Pause brauchen, gehen die beiden sehr gerne wandern. Zum Lieblingsurlaubsziel haben sie das Lechtal auserkoren. Oft mehrmals im Jahr sind sie über das Wochenende hingefahren und immer im gleichen Gasthaus gewesen. Dort haben sie Anschluss an die Familie, es ist „wie daheim“, erzählen sie. Und während man die höchsten Berge erklimmt, erlebt man einiges. Ob ein gebrochener Finger oder ein im Weg stehender Hirsch - nach dem Urlaub hatten die Boschs immer viel zu erzählen. Jedes Jahr an Pfingsten wird die Wandertradition fortgeführt, und es geht los zum großen Familienausflug.

Eine weitere Tradition stellt das jährliche gemeinsame Äpfel auflesen dar. „Da braucht man jeden Mann“, denn die hauseigene Streuobstwiese versorgt sich nicht von selbst. Abwechslung ist garantiert: Einmal musste die Familie die Äpfel schon im Schnee aufsammeln. Danach wird zusammen gegrillt. Und spätestens an Silvester sitzen wieder alle gemeinsam vor dem Feuer, mit ein bisschen Erdbeerbowle, die es in jedem Jahr gibt.

Tilli und Eduard Bosch freuen sich darüber, zusammen alt zu werden. Nachtragend sind sie nicht. Manchmal „reinigt ein Gewitter die Luft“, aber nach dem Streit ist es dann wieder vorbei. Schicksalsschläge habe sie gemeinsam verkraftet und vieles zusammen entdeckt und gefeiert. „Ich würde ihn noch mal heiraten, gleich morgen“, meint Tilli Bosch. Und ihr Mann ergänzt „gleich drei Mal“. Anna-Leah Gebühr