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Sieben Sänger in weißen Mönchskutten

Gregorianischer Chor begeistert in der Kirchheimer Schlosskapelle

Kirchheim. Gregorianische Musik in der Kirchheimer Schlosskapelle war angekündigt für vergangenen Sonntag. Sieben Sänger in weißen

Mönchskutten vor einer nebelumwaberten Waldkulisse – das ließ das Schlimmste befürchten. Ganz so geschmacklos war es dann aber nicht. Im Gegenteil!

Ein respektabler bis hervorragender Männerchor begeisterte die zahlreichen Besucher in der Schlosskapelle, die inzwischen eine angenehm asketische innenarchitektonische Umgestaltung erfahren hat und dem Vokalensemble aus der Westukraine einen optisch idealen Rahmen bot. Ohne die schallabsorbierende Decke hätte sich sogar eine mittelalterliche Kathedral-Anmutung einstellen können. So aber musste der Chor mit farbigem Licht nachhelfen und mit dem Schmelz seiner wunderschönen Stimmen ausgleichen, was der Raum an akustischer Brillanz nicht hergeben konnte. Sogleich entstand eine Art sakraler Atmosphäre, die es bei den ersten Gesängen verbot, Beifall zu klatschen. Erst bei einem Marienlied (Tenor Solo mit Summchor) löste sich die Starre. Von Stück zu Stück wurde dann der Applaus kecker.

Als der musikalische Leiter des Ensembles, Oleksiy Semenchuk, mit Ehrfurcht gebietender Tiefbassstimme die Pause angesagt hatte, so wie zuvor die einzelnen Gesangstitel, war auch Gelegenheit, mit den Sängern ins Gespräch zu kommen. Sie sind alle Absolventen des Konservatoriums von Lwiw (Lemberg) und widmen sich ausschließlich den Tourneen mit ihrem „Gregorianika“ genannten Chor. Diese Bezeichnung hat zwar mit der sogenannten Gregorianik weniger als nichts zu tun, ist aber bei der Vermarktung offensichtlich erfolgreich. Die Agentur der Gruppe nennt sich auch großspurig „Weltmusik“ und bespielt mit den sieben Ukrainern erfolgreich eine Marktlücke.

Nachdem sich die Sänger gewissermaßen in den Fußstapfen der Donkosaken bewegen, gehören Volkslieder unbedingt zum Repertoire. Im zweiten Teil des Programms waren sie dann auch zu hören; zum Teil in sehr aparten Arrangements: Querflöte plus Männerchor und, man glaubt es kaum, Melodika mit Summchor (klang übrigens erstaunlich gut). Bewundernswert, wie die Männer auf die unvermeidlichen Intonationsprobleme reagierten und sich dabei als echte Profis bewiesen.

Zwischen „Leib Christi“ und „Mädchen am Fluss“ wurden die Zuhörer immer gut bei Laune gehalten. Vom Text war zwar kaum etwas zu verstehen, weder bei lateinischen, englischen oder deutschen Texten und schon gar nicht bei den alten griechisch-orthodoxen Kirchengesängen. Über Texte und Komponisten schwieg sich der rudimentäre Programmzettel auch aus. Das Einzige, was in Erfahrung zu bringen war: Der Weltmusik-Manager Michael Schönert aus Erlangen hatte einige Arrangements beigesteuert und machte damit eine ganz gute Figur.

Natürlich erwartet man bei einem Tourneechor von Männerstimmen keine musikalischen Neuigkeiten, doch so tief ins 19. Jahrhundert hätte es auch nicht gehen müssen. Weiter vorwagen als bis zum Beatles-Song „Yesterday“ durften sich die begabten Sänger leider nicht. Es ist ihnen zu wünschen, dass die „Weltmusik“ sie in Zukunft auch wirklich Weltmusik singen lässt. Doch ob sie dann noch davon leben könnten?