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Sind Altkleidersammlungen sozial?

Aktion Bei der Sammlung von Altkleidern wird gerne damit geworben, dass der Erlös für soziale Zwecke bestimmt ist. Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung macht darauf aufmerksam, dass das nicht zwangsläufig so ist.

Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung will beim Thema Altkleider sensibilisieren.Foto: pr
Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung will beim Thema Altkleider sensibilisieren.Foto: pr

Da läuft ein Karton, schau mal.“ Mit diesem Ausruf macht eine Mutter ihre kleine Tochter aufmerksam auf einen Mann, der mit einem großen, weißen Karton auf dem Kopf durch die Fußgängerzone in Kirchheim läuft. Vorne am Karton ist ein kleines Guckfenster. Darunter steht: „Brauchst dich nicht verstecken beim Kleiderschrankchecken.“ Und auf einer anderen Seite: „Ihre Altkleider für soziale Projekte.“

Immer häufiger verbergen sich hinter vermeintlich karitativen Sammlungen von Alttextilien dubiose Firmen. Darauf will die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) mit ihrer Aktion aufmerksam machen. Die Verbraucher würden gezielt in die Irre geführt, um an deren Altkleider zu kommen. Sämtliche Kleidung wird dann zu Geld gemacht, das in den eigenen Taschen der dubiosen Sammler landet. Die KAB zeigt, wie die Aktion Hoffnung mit Altkleidern soziale Projekte unterstützt.

Verantwortungsvolle Verwertung

Eine weitere Aktion hatte sich die KAB für die Alleenstraße ausgedacht. Dort wurde ein Auto auf dem Parkplatz gegenüber des Finanzamts abgestellt, auf dessen Autodach ebenfalls ein weißer Karton prangte. Diese Aktionen fallen den Passanten auf. „Es ist ein Hingucker“, meinen viele, die stehen bleiben und die Beschriftung aufmerksam lesen.

„Die Aktion Hoffnung sammelt mit über 1 500 Containern in Württemberg und mit zehn Containern auf der Gemarkung Kirchheim gebrauchte Kleider, Schuhe und Daunendecken“, berichtet Michael Zink, Vorsitzender der KAB-Gruppe Kirchheim. Die gesammelten Kleider werden ausschließlich von einem zertifizierten Sortierbetrieb in Langenenslingen nahe Riedlingen sortiert. Dieser Betrieb hat sich wie die Aktion Hoffnung den strengen Kriterien des Dachverbands Fair-Wertung angeschlossen und garantiert eine verantwortungsvolle Weiterverwertung.

Was aus qualitativen Gründen nicht in den Handel gehen kann, wird einem teilweise hochtechnologischen Recycling zugeführt. Aus den Fasern und Stoffen nicht mehr tragbarer Kleidung werden Malervliese, Dämmmaterialien oder Teile für die Automobilindustrie gefertigt. „Auf diese Weise wird gewährleistet, dass mit den der Aktion Hoffnung anvertrauten Kleiderspenden bis zum Ende der textilen Kette verantwortungsbewusst und sinnvoll gearbeitet wird“, informiert KAB-Sekretär Ákos Csernai-Weimer.

Langfristige Projekte

Mit den Erlösen aus den Kleidersammlungen unterstützt die Aktion Hoffnung Eine-Welt-Projekte ihrer katholischen Mitgliedsorganisationen von Kirchengemeinden und Partnern. Das sind zum einen langfristig angelegte Entwicklungsprojekte von Verbänden in benachteiligten Ländern des Südens.

Dazu gehören etwa Projekte in Uganda. „Durch die ersten sechs Container-Lieferungen konnten in Uganda zwanzig Shops eröffnet werden, in denen jeweils eine Familie eine Beschäftigung findet, berichtet Ákos Csernai-Weimer. Darüber hinaus sind Arbeitsplätze entstanden bei der Anpassung der Ware an den dortigen Markt. Zwanzig Prozent der Kleidung wurden an Bedürftige abgegeben. Die KAB in Uganda erzielte weitere Erlöse in Höhe von knapp 15 000 Euro, die für Nothilfe für arme Familien aufgewendet wurde. pm