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Sorgen Curryketchup und alkoholfreies Bier für Stress?

Die Heilpraktikerin für Psychotherapie Cornelia Stracke gibt Tipps für einen entspannten Alltag

Beim „Dettinger Gespräch“ ging es um Stress und Stressbewältigung. Angenehm ruhig und vollkommen stressfrei hielt Cornelia Stracke darüber einen Vortrag.

Dem Thema Stress auf den Grund ging Cornelia Stracke.Foto: Sabine Ackermann
Dem Thema Stress auf den Grund ging Cornelia Stracke.Foto: Sabine Ackermann

Dettingen. Eine Gartenparty steht an, die ersten Gäste trudeln ein. Ach ja, Curryketchup fehlt noch. Ist schnell geholt. Kaum am Platz, wünscht sich einer alkoholfreies Bier, jemand anderes bevorzugt abgekochtes Wasser. Kaum erledigt, raunzt Herbert „das Klopapier ist alle“ und die Kinder befinden sich lautstark im Baggerstreit. Wo ist eigentlich mein Mann? Dann fallen erste Tropfen, Hektik bricht aus. Ein Tablett mit Gläsern fällt klirrend zu Boden, alle flüchten ins Wohnzimmer. Das Baby will nicht schlafen und die Gastgeberin hat nur noch einen Gedanken: „Wann gehen die Leute?!“

Anschaulich lässt Cornelia Stracke eine fiktive Alltagssituation aufleben, die so oder so ähnlich jeder schon mal erlebt haben dürfte. Die meisten wollen alles perfekt machen, dadurch nehmen sich die Menschen zu viel vor, und am Ende ist man reif für die Insel. „Wenn mir alles über den Kopf wächst – Stress und Stressbewältigung“ lautet das Thema der Referentin. Erneut hatten Christen aus Dettingen und Umgebung mit Unterstützung der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde zu der beliebten Reihe „Dettinger Gespräch“ in die Schlossberghalle geladen. Doch mit Blick auf die etwa drei Dutzend Gäste scheinen sich fast ausschließlich Ältere für dieses Thema zu interessieren – ob die Jüngeren womöglich gerade alle im Stress waren? Stress ist häufig etwas, das man nicht selbst in der Hand hat, erklärt die Sozialarbeiterin und stellt sich in einer kurzen Vita vor. „Mittwoch ist immer Oma-Tag, da nehme ich mir Zeit für meine Familie. Wer von meinen vier Kindern und acht Enkeln Lust und Laune hat, kommt“, verrät Cornelia Stracke, die in Siegen auch als Heilpraktikerin für Psychotherapie eine eigene Praxis hat. Und da ist ihre Klientel bunt gemischt. Ob gestresst, typisches Burn-out-Syndrom, Pflegedienstleiter oder Interessierte, die eine Ausbildung machen – als Supervisorin hat sie schon über zahlreiche Fälle gesprochen und weist dementsprechend auf Literatur und CDs am Büchertisch hin.

Anhand einer unkomplizierten Powerpoint-Präsentation erfahren die Zuschauer, wie innere und äußere Anforderungen, sogenannte „Stressoren“, zu Stressreaktionen in Körper und Verhalten sowie in der Psyche führen. Mit einer der Gründe: das stetig wachsende Überangebot – von allem gibt es zu viel. Als Erstes beschleunigen sich Herzschlag und Atmung, Muskeln werden aktiviert, der Blutdruck steigt, kurzum: der Motor läuft auf Hochtouren. „Gefühle wie innere Unruhe, grüblerische Gedanken, Angst, Ärger, Enttäuschung, Denkblockaden, herunterschlingendes Essen sowie Betäubung durch Alkohol und Tabletten sind die Folge“, klärt die 58-Jährige auf. Des Weiteren lernen die Zuschauer den Unterschied zwischen positivem und negativem Stress. „Kippt der gute Eustress in schlechten Disstress, dann wird es ungesund“, warnt Cornelia Stracke und schiebt nach: „Es ist die Art, wie wir mit Ereignissen umgehen, Dinge bewerten.“

Sie nennt Hilfen zur Selbstorganisation. Zum Beispiel sollte man nie mehr als 60 Prozent der Arbeitszeit verplanen, vielmehr den Rest für Unvorhergesehenes freihalten. Circa eine Stunde täglich für niemanden erreichbar sein, ähnliche Tätigkeiten wie Telefongespräche zusammenfassen, feste Zeiten für regelmäßige Arbeiten reservieren, Checklisten anlegen und nur die Aufgaben in seinem Gesichtsfeld haben, die man auch am gleichen Tag erledigen kann. „Schaffen Sie sich eine schöne Umgebung, Unordnung erhöht den Stress. Zudem erzeugt übertriebener Perfektionismus enormen Druck – lernen Sie, kontrolliert zu vernachlässigen“, rät die Supervisorin und trifft bei den Anwesenden auch mit ihren Impulsen aus der Bibel stets den richtigen Ton.

Der Aufforderung von Moderator Wilfried Patz, Fragen zu stellen, kam nur eine Zuhörerin nach. Diese wollte aber mehr ihr Lob über Cornelia Strackes Arbeit bei Bibel TV loswerden. So gab es auch kaum jemanden im Saal, der die facettenreiche Referentin nicht aus diesem Format kannte.

Das nächste „Dettinger Gespräch“ findet am Freitag, 23. September, um 20 Uhr in der Schlossberghalle statt. Winrich Scheffbuch referiert über das Thema „Was können wir angesichts der großen Weltnöte tun?“.