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Spätes Geständnis nach Mordversuch

Anstifter der Schüsse am Schlierbacher Maisfeld räumt als Zeuge alle Vorwürfe ein

Spektakuläre Wende im Fall der Schüsse von Schlierbach: Der bereits verurteilte Auftraggeber hat am Montag alle Vorwürfe eingeräumt. Er gab den Mordauftrag.

Schlierbach/Ulm. Vor dem Landgericht Ulm muss sich derzeit eine junge Frau aus Heiningen verantworten, die der Mittäterschaft beim Mordversuch in Schlierbach am 21. August 2013 bezichtigt wird. Damals war ein 45-jähriger Mann am Rande eines Maisfelds niedergeschossen worden, als er in der Mittagspause seinen Hund ausführte. Der Anstifter hatte vor Gericht stets seine Unschuld beteuert, wurde dennoch zu 13 Jahren Haft verurteilt. Am Montag nun die spektakuläre Wende – der 27-Jährige aus Kirchheim war als Zeuge geladen und räumte nach einer „Bedenkpause“, wie es der Vorsitzende Richter Gerd Gugenhan nannte, alles ein: Ja, er habe den Wagen gefahren, in dem der Schütze saß. Ja, er habe die Waffe besorgt. Und ja, er habe einen Mordauftrag vergeben.

Das Erstaunen der Kammer hielt sich allerdings in Grenzen, schließlich war das Gericht im vergangenen Jahr genau davon ausgegangen – zu viele Indizien hatten gegen den damaligen Angeklagten gesprochen. Auf der Anklagebank sitzt nun die 23-jährige Schwester des zu zehn Jahren Haft verurteilten Schützen. Das Verfahren der Heiningerin war vom Hauptprozess abgetrennt worden. Sie soll nach Meinung der Staatsanwaltschaft als Vermittlerin fungiert haben. Auf eine entsprechende Frage habe sie dem Anstifter ihren eigenen Bruder als potenziellen Mörder empfohlen, der Kirchheimer wollte ihm und einem Komplizen jeweils 1 000 Euro bezahlen. Auch soll die Frau das Auto, das bei der Tat verwendet wurde, organisiert haben.

Als Motiv für den Mordauftrag gab der als Zeuge geladene Anstifter an, das spätere Opfer sei mit seiner Ex-Freundin zusammen gewesen und habe Gerüchte über ihn verbreitet. „Sollte er getötet werden?“, fragte Richter Michael Lang. Die Antwort war kurz aber klar: „Ja.“ Die Angeklagte aus Heiningen, mit der der Kirchheimer vor der Tat nach eigener Aussage liiert war, habe dies auch gewusst: „Sie hat es von mir erfahren.“ Daraufhin habe sie ihm ihren Bruder vorgestellt. Sie selbst habe auch „ein Hühnchen“ mit dem späteren Opfer zu rupfen gehabt, behauptete der 27-Jährige, konnte dies aber nicht konkretisieren.

Auch seinen früheren Mitarbeiter und Freund belastete der Zeuge am Montag schwer: Der Mann ist bereits zu einer mehrjährigen Haftstrafe wegen Beihilfe verurteilt worden – nun sagte der Auftraggeber, dass der Mann tatsächlich die Tatwaffe besorgt hatte, was bislang immer bestritten worden war.

Mit der umfassenden Aussage des Pferdehofbetreibers sind nun auch alle zuvor kolportierten Räuberpistolen und Verschwörungstheorien Makulatur: Der Anwalt des Anstifters hatte während des Prozesses immer darauf hinauswollen, dass der Heininger Schütze und dessen ebenfalls verurteilter Komplize von Drogengeschäften hätten ablenken wollen. Der Hintermann sei ein anderer Mann gewesen, der den Mordauftrag ursprünglich hätte ausführen wollen. Der Kirchheimer Anstifter hatte stets beteuert, am Tattag ununterbrochen auf seinem Pferdehof gewesen zu sein.

Warum aber hat der Anstifter während seines eigenen Prozesses trotz offensichtlicher Indizien und Beweise standhaft gelogen oder geschwiegen? Er erklärte dies am Montag so: „Das tut mir alles leid. Beim Prozess hat mein Verteidiger gesagt, ich soll meine Gosch halten.“ Ein Urteil gegen die Heiningerin wird am 11. Januar 2016 erwartet.