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„Sprache ist das Wichtigste“

Der Landkreis beklagt akute Platznot bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Marianne Gmelin vom Kirchheimer AK Asyl erklärt, warum es den Menschen im Containerdorf an einfachen Dingen fehlt.

Marianne Gmelin
Marianne Gmelin

Frau Gmelin, was sind die größten Probleme, mit denen Sie bei der Betreuung in der Dettinger Straße zu kämpfen haben?

Gmelin: Das Hauptproblem ist die Enge. Es gibt für uns Ehrenamtliche keine Möglichkeit, sich mit den Leuten zu Gesprächen zu treffen, außer unter freiem Himmel. Wir bräuchten einen eigenen Container, damit wir nicht ständig in die ohnehin bescheidene Privatsphäre der Menschen eindringen müssen. Auch fehlt es bisher an überdachten Aufenthaltsbereichen im Freien. Der Landkreis hat inzwischen zugesagt, dass hier im Juni nachgerüstet wird.

Wie sieht es mit Sprachkursen aus?

Gmelin: Das ist ein großes Problem. Die einmalige Pauschale von 91,36 Euro, die der Landkreis vom Land für die Basis-Kurse erhält, reichen bei Weitem nicht aus. Die ehrenamtlichen Kräfte können dies allein nicht leisten. Zwar gibt es genügend Anbieter von Kursen, aber das kostet alles Geld. Der Arbeitskreis versucht etwa über Spenden, Kurse bei der Volkshochschule zu buchen. Jeder Landkreis verfährt anders mit seinem Zuschuss. Hier bräuchte es ein klares Konzept und eine engere Verzahnung von Ehrenamt und professionellen Anbietern. Das Beherrschen der Sprache ist das Wichtigste, wenn Integration funktionieren soll.

Wie schwer ist es, Ehrenamtliche für die Betreuung zu gewinnen?

Gmelin: Wir sind sehr froh, dass es seit 1. April die Koordinierungsstelle mit Frau Ringwald gibt. Allein durch die Vorstellung in der Presse haben sich etwa zehn Personen gemeldet, ohne dass wir groß Werbung gemacht haben. Das ist erfreulich, reicht aber nicht aus. Mitte Juni ist eine Info-Veranstaltung geplant. Davon versprechen wir uns einiges.

Sie werben um Paten, die Flüchtlinge im Alltag begleiten. Was sollten diese Leute wissen?

Gmelin: Die Leute müssen wissen, dass sie sich auf einen Menschen einlassen, dessen Schicksal sie nicht entscheidend beeinflussen können. Für Paten ist es bei allem Engagement wichtig, eine gesunde Distanz zu halten, damit einen die Aufgabe nicht auffrisst. Jeder sollte für sich entscheiden, wie weit er gehen will. Eine solche Aufgabe ist aber auch Bereicherung. Man kann von diesen Menschen viel lernen. Eine andere Sicht auf die Dinge. Wie man auch ohne gesicherte Existenz Optimismus bewahrt.