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Stabile Kirche trotzt den Bläsern

Musik Der Bezirksposaunentag in Dettingen mit rund 100 Bläsern hat es gezeigt: Die Posaunenchöre im Kirchenbezirk sind quicklebendig. Von Peter Dietrich

Bläser aus verschiedenen Chören haben in Dettingen zusammen geprobt.Foto: Peter Dietrich
Bläser aus verschiedenen Chören haben in Dettingen zusammen geprobt.Foto: Peter Dietrich

Wenn es irgendwo etwas zu gewinnen gibt, sollte der kritische Konsument aufpassen: Wer will da an meine Daten ran? Auch bei der Verlosung beim Bezirksposaunentag ging es um Daten - aber nur um die beiden harmlosen Fragen, was die einzelnen am Posaunenchor schätzen und warum sie dazugekommen sind. Die Antworten reichten von familiärer Vorbelastung über Spaß an der Musik bis zur guten Gemeinschaft, vom Lob Gottes bis zu „mir gefällt der Sound“. Zwei Jugendliche schrieben, es seien „coole Leute dabei“, andere lobten die gemeinsamen Aktivitäten.

Eine Besonderheit der Posaunenchöre war in der Dettinger St. Georgskirche sofort zu sehen: Sie verbinden Generationen. Ein Bläser spielt schon seit 1962 mit, ein anderer immerhin seit 1967, daneben spielt die zwölfjährige Jungbläserin Chiara, und zwar dank ihrer Fähigkeiten schon bei den Erwachsenen. Nur der 13-jährige Jungbläser Marvin saß mit eingegipstem Arm bei den Zuhörern. Er hatte zwar zu Hause dennoch mit seinem Instrument probiert, wäre so gerne dabei gewesen, aber die Mama hatte abgelehnt: „Kommt gar nicht in Frage!“

Was musikalisch in Frage kommt und was nicht, schärfte Dirigent Reinhold Sander den rund 100 Bläsern aus vielen verschiedenen Chören bei der Probe nochmals ein, liebevoll und doch mit fester Hand. „Wir spielen das ohne Wiederholung von links oben nach rechts unten. Habt auch ihr da hinten an der Wand das verstanden?“ Er warnte: „Es gibt viele im Gottesdienst, die das Lied zur Jahreslosung noch nicht kennen. Es könnte sein, dass da kleine Überraschungen passieren.“ Er forderte, die Töne kürzer zu nehmen: „Ich habe den Eindruck, bei jedem Ton drückt ihr eine Tube Zahnpasta aus.“ Aber er ermutigte auch: „Seht ihr mich strahlen?“

Bis vor zwei Jahren wurde der Bezirksposaunentag von Bezirksposaunenwart Helmut Feuchter organisiert. Nun sind die Lasten auf mehrere Schultern verteilt: Der Leiter des gastgebenden Posaunenchors, diesmal also Dettingen, übernimmt jeweils die musikalische Leitung. Die drei Bezirksposaunenwarte Monika Röhm, Melanie Kiltz und Heike Gökeler übernehmen die gesamte Organisation.

2018 ist wieder der große Landesposaunentag in Ulm im Kalender, 2019 ist im Bezirk dann Owen an der Reihe. Der dortige CVJM-Posaunenchor zählt rund 70 Bläser und arbeitet bei der Nachwuchsförderung mit der Musikschule zusammen. Gelernt wird in der Stimmung für Posaunenchöre, wer daneben auch noch in einer Band spielt, lernt parallel auch diese Stimmung. „Ein Profi muss transponieren können“, sagte Reinhold Sander.

Dekanin Renate Kath erzählte, wie erstaunt sie anfangs über die Posaunenchöre im Kirchenbezirk war, als sie plötzlich zehn Chorleiter auf einmal traf. „So viele Mitspieler hatte der Posaunenchor in meinem kleinen Dorf.“ Bürgermeister Rainer Haußmann sagte, es komme nicht allzu häufig vor, dass ein Grußwort von ihm schon ein Jahr vorher gebucht werde. „Das spricht für die Tüchtigkeit der Organisatoren.“ In der Bibel hätten Bläser ganze Stadtmauern zum Einsturz gebracht, aber keine Sorge, die Kirche sei stabil gebaut. Bezirksjugendpfarrer Dirk Schmidt, er teilte sich die Feier mit Pfarrer Daniel Trostel, verwendete eine verbeulte Trompete als Anschauungsobjekt für seine Predigt. Damit ein verbeultes Leben wieder neu werde, brauche es mehr als menschlichen Willen. Gottes Geist gebe die Kraft, allem Lebensfeindlichen die Stirn zu bieten.

Mit Landesreferent Friedrich Veil studierten die Bläser im Workshop Werke von Komponisten mit „G“ ein, von Gabrieli bis Gutscher. Das Gelernte gab es am Nachmittag beim Abschlussblasen vor der Kirche zu hören. Damit ging ein zweitägiges Treffen zu Ende, eröffnet hatte es bereits am Samstagabend das Konzert des Teckbläserdienstes mit geistlicher Musik von Barock bis Pop.