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Stadt setzt auf drei Säulen: Mieten, kaufen, bauen

Neun neue Standorte sind in Kirchheim für die Unterbringung von Flüchtlingen im Gespräch

Der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen stellt Kirchheim vor große Herausforderungen. Momentan leben in der Innenstadt rund 700 Menschen, die hier auf Asyl oder ein dauer­haftes Bleiberecht hoffen.

Kirchheim. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker ist besorgt: „Die Situation verschärft sich, da die Standorte in der Dettinger Straße und der Kreisberufsschule bis Ende 2016 aufgegeben werden müssen. Wir sind dann in der Pflicht, mit dem Kreis für mindestens 370 Menschen Ersatz für die Erstunterbringung zu finden. Mit Landrat Eininger bin ich einig, dass dies nur in enger Abstimmung geschehen kann.“

Hinzu kommt, dass anerkannte Flüchtlinge, die ein Bleiberecht erhalten haben, eine feste Unterkunft brauchen. Angelika Matt-Heidecker stellt klar: „Im Jahr 2016 werden vo­raussichtlich rund 230 Menschen ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten. 2017 wird geschätzt, dass zwischen 500 und 700 Menschen ebenfalls in die sogenannte Anschlussunterbringung kommen und dauerhaft hier wohnen und arbeiten. Wie hoch der Familiennachzug sein wird, ist derzeit nicht absehbar“.

„Die Stadt setzt auf drei Säulen. Das Anmieten von Wohnraum, dabei tritt die Stadt als Zwischenvermieter auf, Erwerb von Wohnungen und Häusern und die Erstellung von Häusern. Das muss zeitnah geschehen, da für die Erst- und Anschlussunterbringung in den Jahren 2016 und 2017 für zu erwartende 1 300 Menschen Wohnraum zu schaffen ist. Hinzu kommen rund 300 Flüchtlinge, die bereits in der Erstunterkunft in der Charlottenstraße leben“, sagt Matt-Heidecker. Um Wohnraum zu schaffen, müsse die Stadt zeitnah bauen und Wohnungen anmieten und kaufen. 2016 sind 5,15 Millionen Euro und für die Jahre 2017 bis 2019 jährlich zwei Millionen Euro in die Haushaltsplanentwürfe zur Flüchtlingsunterbringung eingestellt. Dabei, so betont die Oberbürgermeisterin, gehe es nicht darum, Wohnraum ausschließlich für Flüchtlinge zu schaffen, sondern auch für Menschen mit geringem Einkommen.

In einem ersten Schritt habe die Stadtverwaltung neun mögliche Standorte zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen ausgewählt. Es handele sich um stadteigene Grundstücke, auf denen neue Wohngebäude gebaut werden können. Die Standorte erstrecken sich über das gesamte Stadtgebiet und die Teilorte. Infrage kommen: die Wiesenfläche und der Bolzplatz Kitteneshalde, ein Teilbereich der Klosterwiese, ein Standort in Nabern an der Alten Kirchheimer Straße in Verlängerung der Bebauung in Richtung Kirchheim, die Isolde-Kurz-Straße 3/1 in Ötlingen, der Bodelschwinghweg hinter dem Kreisbaugebäude, die Ortsverwaltung Jesingen als Übergangslösung in der Neuen Weilheimer Straße 15 sowie eine Baufläche im Hafenkäs beim Schulsportplatz der Freihofschule und Henriettenstift, der Dreschplatz in Lindorf und ein Teilbereich des alten Sportplatzes in Jesingen.

Darüber hinaus wird die Stadt Baugebiete in der Innenstadt erschließen. Bereits vom Gemeinderat beschlossen ist der Wohnungsneubau im „Steingauquartier“. Mit der Erschließung wird die Stadt noch in diesem Jahr beginnen. Gezielt können dort auch Wohnungen für junge Familien und Menschen mit einem geringeren Einkommen gebaut werden. Auf dem stadteigenen Güterbahnhof-Areal wird ebenfalls Wohnfläche geschaffen.

Für den Bau von Flüchtlingsunterkünften hat die Stadt für eine zeitnahe Umsetzung zunächst drei Standorte ausgewählt: einen Teilbereich des alten Sportplatzes in Jesingen, den Dreschplatz in Lindorf und ein Grundstück im Hafenkäs. In Veranstaltungen informierte die Oberbürgermeisterin die Anwohner über das Vorgehen. Die sechs anderen möglichen Standorte will die Verwaltung je nach Bedarf zur Bebauung freigeben. Auch hier wird es zuvor Bürgerinformationen und eine Abstimmung im Gemeinderat geben.pm

 

Abschließend entscheidet der Gemeinderat am Mittwoch, 3. Februar, ob an den drei favorisierten Standorten gebaut wird. Der Vorschlag der Verwaltung sieht eine Umsetzung in Lindorf und im Gebiet Hafenkäs für 2016 und in Jesingen in 2017 vor.