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Straßenbau 4.0 setzt erste Zeichen

Technologie Die Landstraße zwischen Notzingen und Hochdorf wurde mit einem Flächenscanner vermessen. Sie war eine mögliche Strecke für ein Pilotprojekt, wurde jedoch verschmäht. Von Iris Häfner

Weiße Kreuze mit einem Metallherzen zieren die Landstraße zwischen Notzingen und Hochdorf. Foto: Carsten Riedl
Weiße Kreuze mit einem Metallherzen zieren die Landstraße zwischen Notzingen und Hochdorf. Foto: Carsten Riedl

Wer die steile Ortsdurchfahrt in Notzingen mit 30 Stundenkilometern erfolgreich erklommen hat und in Richtung Hochdorf fährt, kann sie nicht übersehen: viele weiße Kreuze, in deren Mitte ein kleiner runder Stahlkopf in der Sonne glitzert. In regelmäßigen Abständen zieren die Markierungen den Straßenbelag in beiden Fahrtrichtungen.

„Zur exakten Aufnahme des Bestands wurde die Straße mit einem Flächenscanner vermessen“, erklärt Babett Waschke, Pressesprecherin beim Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg. Die Metallnägel dienten als „vermessungstechnische Referenzpunkte“ und haben keine weitere Funktion. Dabei geht es um ein Pilotprojekt im Rahmen des Straßenbaus 4.0. Die Strecke zwischen den Sportanlagen Eichert und Aspen war zwar auch in der Auswahl für dieses Projekt, wurde aber nicht ausgewählt.

Hinter dem Begriff Straßenbau 4.0 verbirgt sich - der Name lässt es vermuten - branchentypisches Begrifflichkeiten und Entwicklungen. Es geht um eine Prozessverbesserung im Asphaltstraßenbau. „Die entsteht durch die digitale Vernetzung der Straßenbauprozesse von der Asphaltherstellung bis zur Asphaltverdichtung mithilfe mobiler Geräte und einer damit verbundenen Online-Qualitätssteuerung und einem Online-Monitoring“, führt Babett Waschke ziemlich technokratisch aus. Dabei werden unter anderem die digitale Anbindung der Mischanlage mit digitalen Lieferscheinen, eine Lkw-Steuerung mit „dynamischer“ Taktkarte in einer mobilen Prozessdarstellung und -steuerung umgesetzt. Dazu gehört auch das 3-D-Fräsen und der lagegenaue sowie thermoüberwachte Asphalteinbau mit Positionsbestimmung.

Das Baureferat Süd des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart hat in Abstimmung mit dem Ministerium für Verkehr die infrage kommenden Straßenabschnitten ausgewählt, die sich möglicherweise für Pilotprojekte eignen. Die Kreuze auf die Straße „malte“ die damit beauftragte Baufirma. „Die Strecke wurde aufgrund günstiger Randbedingungen untersucht“, begründet Babett Waschke, weshalb die Wahl auf die L 1201 gefallen ist.

Bei den Pilotprojekten zum Straßenbau 4.0 soll untersucht werden, wie die eingesetzten Systeme im Praxisbetrieb funktionieren und wo gegebenenfalls Anpassungen erforderlich sind. Das langfristige Ziel: die Prozesse standardisiert einzusetzen. „Die Punkte dienen ausschließlich der Erfassung der Straßenfläche“, sagt die Pressesprecherin. Sie haben nichts mit möglichen selbstfahrenden Autos zu tun.