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Tafelläden sind finanziell unter Druck

Krise Der Landkreis erhöht den jährlichen Zuschuss auf 15 000 Euro. Diakonie-Geschäftsführer Eberhard Haußmann weist darauf hin, dass man von Bundesprogrammen nicht berücksichtigt werde. Von Uwe Gottwald

Die Tafelläden sind mehr denn je gefragt. Doch auch sie bleiben nicht von der Inflation und steigenden Energiepreisen verschont. Die SPD im Esslinger Kreistag beantragte deshalb einen Energiekostenzuschuss des Landkreises für die Tafelläden im Kreis in Höhe von insgesamt 15 000 Euro. Dem wollte die Kreisverwaltung in der Sitzung des Sozialausschusses zwar nicht entsprechen, schlug jedoch vor, den bisher schon gewährten Zuschuss in Höhe von jährlich 9000 Euro ab dem Jahr 2023 auf 15 000 Euro zu erhöhen.

Sonja Spohn vertrat den Antrag der SPD mit dem Hinweis, dass die Tafeln neben der Versorgung von Menschen mit wenig Geld auch eine wichtige Anlaufstelle als Orte der Begegnung seien. Die Tafeln könnten die steigenden Kosten für Benzin, Heizung und Strom nicht mehr durch Spenden auffangen. Auch rechneten die Tafelläden neben weiteren Kunden verstärkt mit einem Zulauf von Menschen, die einen warmen Ort benötigten, hieß es.

 

Im Vergleich zum Vorjahr haben wir dieses Jahr 30 Prozent mehr Kunden.
Eberhard Haußmann
Der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands zum Ansturm auf die Tafeln

 

Landrat Heinz Eininger wies auf das Problem hin, eine Unterstützung der Tafelläden an die gestiegenen Energiepreise zu koppeln. Das wäre eine richtungsweisende Entscheidung für andere soziale Einrichtungen, die mit denselben Problemen zu kämpfen hätten. Eininger bemerkte zudem, dass auf Bundesebene derzeit verschiedene Entlastungsprogramme aufgelegt werden, um soziale Träger bei den Energiekosten zu entlasten.

Andererseits erkenne man das Angebot der Tafelläden als wichtigen Beitrag für die Gesellschaft an, betonte der Landrat. Die Läden böten bedürftigen Menschen die Möglichkeit, einwandfreie Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs zu einem günstigen Preis zu erstehen. Auch die Begegnungsmöglichkeiten seien gerade in Krisenzeiten wertvoll.

Durch die Corona-Pandemie und den Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine sei die Anzahl der Personen, die in den Läden einkaufen, stark gestiegen, weiß man auch bei der Kreisverwaltung. Mit der steigenden Zahl an Kunden begründet die Kreisverwaltung denn auch ihren Vorschlag, den jährlichen Zuschuss um 6000 Euro zu erhöhen. Dieser erfolge jedoch unter der Voraussetzung, dass keine vorrangigen Förderungen von Bund oder Land erfolgen.

Diakonie-Geschäftsführer Haußmann beschreibt die Notlage

Dass dies noch der Fall sein könnte, glaubt Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands, nach derzeitigem Stand der Dinge nicht. Die Diakonie ist gemeinsam mit der Caritas hauptsächlicher finanzieller Träger der sechs Tafelläden im Landkreis. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Haußmann, dass die aktuellen Programme für soziale Einrichtungen aufgelegt sind, die über gesetzlich geregelte Förderungen finanziert werden. Das sei bei den Tafelläden nicht der Fall, bei dem Zuschuss des Kreises handle es sich um eine Freiwilligkeitsleistung. Deshalb sei man derzeit mit Blick auf Bundesprogramme nicht antragsberechtigt.

Die Energiekrise und die steigende Zahl an Bedürftigen verursachten steigende Kosten. „Im Vergleich zum letzten Jahr haben wir dieses Jahr 30 Prozent mehr Kunden“, so Haußmann. Einsparpotenzial gebe es dagegen kaum. Benzin für die Transporter, um gespendete Ware abzuholen, brauche man mehr denn je, auch stromfressende Kühlketten dürften nicht gefährdet werden.

Sonja Spohn anerkannte, dass die Verwaltung die Intention des SPD-Antrags aufgegriffen habe. Der Ausschuss gab für die Erhöhung des jährlichen Zuschusses ohne Gegenstimmen grünes Licht.