Eine illustre Runde hat sich gestern Morgen an der Kreuzeiche bei Ohmden eingefunden: Straßenbauer, Forstleute, zwei Landräte, zwei amtierende Bürgermeister und ein Altschultes, drei Landtagsabgeordnete, viele Gemeinderäte und jede Menge Bürger, die sich die Freigabe der runderneuerten Straße nicht entgehen lassen wollten. Knapp 20 Radfahrer waren eigens aus Schlierbach hergeradelt, denn die einstmals schmal und kurvige Kreisstraße ist nicht nur verbreitert und manche Kurve entschärft worden, sondern hat auch einen „begleitenden Geh- und Radweg“ bekommen.
Die Straße verbindet zwei Gemeinden - Ohmden und Schlierbach - in zwei Landkreisen: Esslingen und Göppingen. „Es kommt nicht so oft vor, dass ich mit einem Nachbarkollegen eine Straße einweihen darf“, erklärte Esslingens Landrat Heinz Eininger. Die wichtige Maßnahme sei lange geplant und jetzt endlich ins Ziel gebracht worden. „Vor neun Jahren habe ich anlässlich der Amtseinsetzung des damaligen Ohmdener Bürgermeisters Martin Funk erklärt, dass der Umbau der Straße unmittelbar bevorsteht. Jetzt haben Ohmden und Schlierbach neue Bürgermeister - und die Straße ist fertig“, feixte er und erinnerte an Haselmaus, Kröten und anderes Getier, auf die bei der Planung Rücksicht genommen wurde. Diese „divergierenden Interessen“ mussten alle unter einen Hut gebracht werden. Die Vorlaufzeit ebenfalls in die Länge gezogen hat der Radweg. „Die Planung hat einen erheblichen administrativen Energieaufwand gekostet, um allen Interessen gerecht zu werden“, erinnerte Heinz Eininger und konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Das zeigt, wie überreguliert wir längst sind - nicht nur bei Großprojekten.“
Ein großes Lob gab es für die Sanierungsmethode, die angewendet wurde. Die gesamte alte Straße ist wiederverwendet worden. Ursprünglich hat es eine Betonfahrbahn gegeben, die regelmäßig ausgebessert wurde. „Wir stehen hier auf einer Pilotstrecke mit hohem Recyclinganteil. Der Beton wurde vor Ort zerkleinert und aufbereitet. Rund 23 000 Tonnen alte Baustoffe wurden unterhalb der Asphaltschicht verwendet. Das ist vorbildlich und hat auch natürliche Ressourcen wie Schotter geschont“, sagte der Landrat. Er und sein Göppinger Kollege Edgar Wolff freuten sich, dass sowohl die Bauzeit als auch die Kosten eingehalten wurden. Die Baukosten für den Landkreis Esslingen belaufen sich auf insgesamt rund 2,5 Millionen Euro, Göppingen musste knapp 1,7 Millionen Euro berappen, und die Gemeinde Ohmden beteiligte sich mit 100 000 Euro. „Das ist für eine so kleine Kommune ein stolzer Betrag“, sagte Heinz Eininger, der mit täglich 2100 Fahrzeugen auf dieser Strecke rechnet.
Mit dem Radweg hat sich für den Landkreis Göppingen eine der letzten Radwege-Lücken geschlossen. Am vergangenen Freitag hat Göppingen die Rezertifizierung „Fahrradfreundlicher Landkreis“ bekommen. Zum Schulverbund „Westliche Voralb“ gehören die Gemeinden Aichelberg, Albershausen, Hattenhofen, Schlierbach und Zell. „Schüler und Rad-Berufspendler ins große Schlierbacher Gewerbegebiet können jetzt sozialsicher ihr Ziel erreichen. Sie müssen nicht mehr durch den Wald fahren“, erklärte Edgar Wolff.
„Das könnte die Freigabe einer Bundesstraße sein, so viele Leute wie heute da sind“, sagte Schlierbachs Bürgermeister Sascha Krötz. Die lange Geschichte der Kreisstraße war auch ein bedeutendes Wahlkampfthema bei der Bürgermeisterwahl vor rund eineinhalb Jahren, die Sascha Krötz für sich entschied. Der Schultes war ebenfalls mit dem Rad da. „Ganz ohne elektronische Unterstützung, das geht nämlich auch noch“, erklärte er.
„Heute ist ein guter Tag für Ohmden“, begrüßte Bürgermeisterin Barbara Born die Gäste auf ihrer Markung. Sie ist überzeugt, dass sich die Verkehrssituation spürbar verbessern wird. „Straßen sind Lebensadern, sie bringen Menschen zusammen“, sagte sie. Eine gute Verkehrsanbindung sei für eine Kommune wie Ohmden eine wichtige Voraussetzung. „Erst recht bei einem so lückenhaften ÖPNV-Angebot“, sagte Barbara Born. Der lange herbeigesehnte Geh- und Radweg sei nun fertiggestellt, ebenso die verbreiterte Straße mit ihrer neuen, entschärften Spurführung.