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Tatsächlich fertig

Sanierung Neun Jahre – so lange hat es gedauert, bis die Straße zwischen Ohmden und Schlierbach geplant und gebaut wurde. Gestern konnte sie bei strahlendem Sonnenschein freigegeben werden. Von Iris Häfner

Großer Bahnhof auf der kleinen Kreisstraße: Das Band durchschneiden (von links) die Landtagsabgeordneten Andreas Kenner und Karl
Großer Bahnhof auf der kleinen Kreisstraße: Das Band durchschneiden (von links) die Landtagsabgeordneten Andreas Kenner und Karl Zimmermann, Bürgermeister Sascha Krötz, die Landräte Edgar Wolff und Heinz Eininger, Bürgermeisterin Barbara Born, MdL Andreas Schwarz und Thorsten König, Leiter des Straßenbauamts. Fotos: Markus Brändli

Eine illustre Runde hat sich gestern Morgen an der Kreuzeiche bei Ohmden eingefunden: Straßenbauer, Forstleute, zwei Landräte, zwei amtierende Bürgermeister und ein Altschultes, drei Landtagsabgeordnete, viele Gemeinderäte und jede Menge Bürger, die sich die Freigabe der runderneuerten Straße nicht entgehen lassen wollten. Knapp 20 Radfahrer waren eigens aus Schlierbach hergeradelt, denn die einstmals schmal und kurvige Kreisstraße ist nicht nur verbreitert und manche Kurve entschärft worden, sondern hat auch einen „begleitenden Geh- und Radweg“ bekommen.

Die Straße verbindet zwei Gemeinden - Ohmden und Schlierbach - in zwei Landkreisen: Esslingen und Göppingen. „Es kommt nicht so oft vor, dass ich mit einem Nachbarkollegen eine Straße einweihen darf“, erklärte Esslingens Landrat Heinz Eininger. Die wichtige Maßnahme sei lange geplant und jetzt endlich ins Ziel gebracht worden. „Vor neun Jahren habe ich anlässlich der Amtseinsetzung des damaligen Ohmdener Bürgermeis­ters Martin Funk erklärt, dass der Umbau der Straße unmittelbar bevorsteht. Jetzt haben Ohmden und Schlierbach neue Bürgermeister - und die Straße ist fertig“, feixte er und erinnerte an Haselmaus, Kröten und anderes Getier, auf die bei der Planung Rücksicht genommen wurde. Diese „divergierenden Interessen“ mussten alle unter einen Hut gebracht werden. Die Vorlaufzeit ebenfalls in die Länge gezogen hat der Radweg. „Die Planung hat einen erheblichen administrativen Energieaufwand gekostet, um allen Interessen gerecht zu werden“, erinnerte Heinz Eininger und konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Das zeigt, wie überreguliert wir längst sind - nicht nur bei Großprojekten.“

Ein großes Lob gab es für die Sanierungsmethode, die angewendet wurde. Die gesamte alte Straße ist wiederverwendet worden. Ursprünglich hat es eine Betonfahrbahn gegeben, die regelmäßig ausgebessert wurde. „Wir stehen hier auf einer Pilotstrecke mit hohem Recyclinganteil. Der Beton wurde vor Ort zerkleinert und aufbereitet. Rund 23 000 Tonnen alte Baustoffe wurden unterhalb der Asphaltschicht verwendet. Das ist vorbildlich und hat auch natürliche Ressourcen wie Schotter geschont“, sagte der Landrat. Er und sein Göppinger Kollege Edgar Wolff freuten sich, dass sowohl die Bauzeit als auch die Kosten eingehalten wurden. Die Baukosten für den Landkreis Esslingen belaufen sich auf insgesamt rund 2,5 Millionen Euro, Göppingen musste knapp 1,7 Millionen Euro berappen, und die Gemeinde Ohmden beteiligte sich mit 100 000 Euro. „Das ist für eine so kleine Kommune ein stolzer Betrag“, sagte Heinz Eininger, der mit täglich 2100 Fahrzeugen auf dieser Strecke rechnet.

Mit dem Radweg hat sich für den Landkreis Göppingen eine der letzten Radwege-Lücken geschlossen. Am vergangenen Freitag hat Göppingen die Rezertifizierung „Fahrradfreundlicher Landkreis“ bekommen. Zum Schulverbund „Westliche Voralb“ gehören die Gemeinden Aichelberg, Albershausen, Hattenhofen, Schlier­bach und Zell. „Schüler und Rad-Berufspendler ins große Schlier­bacher Gewerbegebiet können jetzt sozialsicher ihr Ziel erreichen. Sie müssen nicht mehr durch den Wald fahren“, erklärte Edgar Wolff.

„Das könnte die Freigabe einer Bundesstraße sein, so viele Leute wie heute da sind“, sagte Schlierbachs Bürgermeister Sascha Krötz. Die lange Geschichte der Kreisstraße war auch ein bedeutendes Wahlkampfthema bei der Bürgermeisterwahl vor rund eineinhalb Jahren, die Sascha Krötz für sich entschied. Der Schultes war ebenfalls mit dem Rad da. „Ganz ohne elektronische Unterstützung, das geht nämlich auch noch“, erklärte er.

„Heute ist ein guter Tag für Ohmden“, begrüßte Bürgermeis­terin Barbara Born die Gäste auf ihrer Markung. Sie ist überzeugt, dass sich die Verkehrssituation spürbar verbessern wird. „Straßen sind Lebensadern, sie bringen Menschen zusammen“, sagte sie. Eine gute Verkehrsanbindung sei für eine Kommune wie Ohmden eine wichtige Voraussetzung. „Erst recht bei einem so lückenhaften ÖPNV-Angebot“, sagte Barbara Born. Der lange herbeigesehnte Geh- und Radweg sei nun fertiggestellt, ebenso die verbreiterte Straße mit ihrer neuen, entschärften Spurführung.

Zahlreiche Bäume wurden für den Radweg westlich der K¿1203 gefällt und die Linkskurve bei den Ohmdener Lindenhöfen entschärft.
Zahlreiche Bäume wurden für den Radweg westlich der K1203 gefällt und die Linkskurve bei den Ohmdener Lindenhöfen entschärft.

(Noch) kein Fahrverbot für schwere Brummis

Sorgen bereitet den Anwohnern, dass über die Kreisstraße ab sofort auch 40-Tonner fahren dürfen. „Wir werden das beobachten“, verspricht Thorsten König, Leiter des Straßenbauamts. Sollte es regelmäßig zu kritischen Situationen kommen oder die Bankette beschädigt werden, behält sich die Behörde Änderung vor. „Ein Lkw-Fahrverbot können wir nicht von Anfang an verhängen. Das wäre sonst förderschädlich“, erklärt Thorsten König.

Naturschutz wurde großgeschrieben: Der Schlierbach-Durchlass wurde verbreitert und aufgeweitet, der Aubach-Durchlass neu gebaut und gleichzeitig verlängert. Damit keine Kröten auf ihrer Wanderung zu den Laichplätzen überfahren werden, stellten die Straßenbauer Amphibienleiteinrichtungen her. Auch an die Naturdenkmale Königslinde und die namensgebende Linde am Lindenhof wurde gedacht: Sie erhielten Wurzelschutzbrücken.

Die Kosten für die rund 2,65 Kilometer lange und 5,5 Meter breite Straße - plus 2,5 Meter breiter Radweg - blieben im vorgesteckten Rahmen: 2,52 Millionen Euro für den Landkreis Esslingen, 1,77 Millionen Euro für Göppingen. Ohmden beteiligte sich mit 100 000 Euro. Für den Radweg bekam Esslingen 0,65 Millionen Euro, Göppingen 0,41 Millionen Euro. Bundesmittel gab es in Höhe von 0,63 Millionen Euro. Die maximale Steigung liegt bei 8 Prozent. ih