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Trommeln statt Tonleiter

Workshop Musikunterricht der anderen Art: Schüler der Eduard-Mörike-Schule und der Haldenschule singen, tanzen und musizieren mit den „African Vocals“. Von Melissa Seitz

„African Vocals“-Mitglied und Musiklehrer Joel Nambuli bringt den Schülern die afrikanische Musik spielerisch näher.Fotos: Marku
„African Vocals“-Mitglied und Musiklehrer Joel Nambuli bringt den Schülern die afrikanische Musik spielerisch näher. Foto: Markus Brändli

Schon auf dem Parkplatz der Eduard-Mörike-Schule in Ötlingen hört man die ersten Trommelklänge. Je näher man dem Musikraum der Schule kommt, desto mehr hat man das Gefühl, mitten in einem afrikanischen Dorf zu sein. Hier findet ein Musikunterricht der anderen Art statt: Zwar singen die Schüler der Halden- und Eduard-Mörike-Schule wie in jeder anderen Musikstunde auch - aber dieses Mal ist es kein deutsches Kinderlied, sondern ein rhythmischer Song in der afrikanischen Sprache Oshiwambo.

Über zwanzig Erstklässler sitzen auf den Bänken im Musikraum, vor ihnen steht Joel Nambuli, ein Mitglied der Band „African Vocals“. Die Kleinen haben etwas Großes vor: Noch am selben Abend werden sie gemeinsam mit der afrikanischen Band verschiedene Lieder performen. Und zwar mit allem, was dazugehört - den richtigen Bewegungen und den richtigen Instrumenten.

Freier Tag sinnvoll genutzt

„In einem Reiseforum bin ich auf die African Vocals aufmerksam geworden“, erzählt die pädagogische Assistentin der Eduard-Mörike-Schule, Gabriele Armingeon-Buchner. Auf Deutschland-Tournee im Jahr 2014 zeigte die achtköpfige Band bereits ihr Können auf der Kirchheimer Musiknacht. Auch dieses Jahr waren sie wieder dabei. „Bevor es für die Jungs aber weitergeht, dachten wir uns, wir nutzen den Tag sinnvoll und veranstalten ein Konzert mit den Schülern“, erklärt die Initiatorin.

Wenn man in die Gesichter der Kinder schaut, wird klar: Spaß macht dieser Workshop auf jeden Fall. Ein bisschen Vorarbeit haben die Schüler bereits in den vergangenen Musikstunden geleistet. Der Text sitzt, zumindest nach dem Ermessen der deutschen Lehrer. „Ti mamasa re ge kaisera mu gao“ klingt nach einer einfachen Liedpassage - doch das täuscht. Denn bei dem Wort „goa“ muss am Anfang geschnalzt werden, erklärt Musiklehrer und „African Vocals“-Mitglied Joel Nambuli. Das probieren die Schüler gleich mal aus, und plötzlich hört man von jeder Seite nur noch ganz viele Klicklaute. Die afrikanische Sprache scheint also kein Problem zu sein. Dann kann es ja losgehen. Schnell wird eine kleine Band zusammengestellt, drei Schüler dürfen auf dem Cajon trommeln, und zwei weitere geben den Takt mit Klanghölzern und einem Tamburin vor.

Musikalisch sind die Schüler für ihren Auftritt bestens ausgestattet, jetzt fehlen die Bewegungen. „Bei tschuku tschuku bewegt ihr eure Arme nach vorne und nach hinten“, erklärt der afrikanische Musiklehrer. Die Geste soll einem Zug ähneln, erklärt Sean Lee-Roy Dennis Beukes von den „African Vocals.“

Eine tiefere Bedeutung

Hinter dem fröhlich klingenden Lied steckt eine tiefere Bedeutung. Sean Lee-Roy Dennis Beukes erklärt: „Es handelt von einem Kind, das von seiner Mutter getrennt ist und sie eines Tages mit dem Zug besuchen möchte.“

Nach einem letzten Probedurchlauf ist Zeit für die nächste Klasse und ein neues Lied. Denn an dem afrikanischen Abend dürfen alle Klassen der Schulen ihr Können zur Schau stellen. Insgesamt 268 Schüler tauchen in die Welt der afrikanischen Musik ein.

Trommel - Workshop in der Eduard-Mörike-Schule in Ötlingen mit African Vokals
Die Kinder können einige Instrumente ausprobieren. Foto: Markus Brändli
Trommel - Workshop in der Eduard-Mörike-Schule in Ötlingen mit African Vokals
Foto: Markus Brändli
Trommel - Workshop in der Eduard-Mörike-Schule in Ötlingen mit African Vokals
Foto: Markus Brändli