Weilheim · Lenningen · Umland
Übung: Funkenflug verursacht „Brand“

Hauptübung Die Freiwillige Feuerwehr Neidlingen hat bei der Schreinerei Hepperle mit einem vorstellbaren Szenario den Ernstfall geprobt. Die Wehr bekommt ein gutes Zeugnis ausgestellt. Von Peter Dietrich

„Genau dieser Unfall ist mir schon passiert“, sagte Johannes Hepperle. Er hatte sich als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Neidlingen das Szenario der Hauptübung am Samstag ausgedacht. In der Schreinerei Hepperle war es an der Kreissäge zu einem Unfall gekommen. Funken in der Absauganlage führten zu einem Brand,

 

Ich bin selber erschrocken, aber das ist halt realistisch.
Thomas Polster
Der Holzmadener Kommandant
zu dem lauten Knall.

 

so die Annahme. Ein verletzter Schreiner lag bewusstlos am Boden und musste aus dem verrauchten Gebäude gerettet werden.

Johannes Hepperle ist nicht nur Feuerwehrmann, sondern inzwischen auch der junge Chef der Schreinerei Hepperle. Seniorchef ist der Gemeinderat Uli Hepperle. Die Schneiden seien auf dem Sägeblatt der Kreissäge aufgelötet, erklärte Johannes Hepperle. Bei einem echten Unfall – womöglich durch einen Metalleinschluss im Holz – hatte sich einmal so eine Schneide gelöst und war in seiner Backe gelandet. „Das blutet wie die Sau“, meinte er mit drastischen Worten. Dass, wie in der Übung angenommen, einem Schreiner deshalb schlecht geworden und er umgekippt war, erschien also durchaus realistisch. Die eigentliche Absaugung, die Schleifstaub und Hobelspäne sammelt, steht nicht direkt in der Werkstatt, aber es gibt eine Rückführung der Luft. Dadurch, so die Annahme, kam es in der Werkstatt zu dichtem Rauch, die Sicht war gleich Null. Der Selbstversuch des Reporters beim Fotografieren bestätigte dies. Zum Glück war der Kunstrauch angenehm geruchlos.

Übung vor rund 100 Zuschauern

Kurz nach dem Alarm rückte der erste Einsatzwagen an, beobachtet von rund 100 großen und kleinen Zuschauern, darunter sehr viele junge Familien. Der Wagen parkte so, dass dahinter noch Platz für eine Drehleiter gewesen wäre. Gleich danach kam die Jugendfeuerwehr. Ihre Aufgabe war, für eine Riegelstellung zwischen der Schreinerei Hepperle und einer Nachbarhalle zu sorgen, damit das „Feuer“ nicht übergreifen kann. Die Jugendfeuerwehr stellte auch den Freiwilligen, der als „verletzter Schreiner“ aus dem Gebäude gerettet und den Sanitätern übergeben wurde.

In der Übung gab es einen angenommenen zweiten Verletzten. Es war ein Feuerwehrmann, der den Deckel der Abzugsanlage öffnete. Das hätte er nicht tun sollen: Dadurch bekam das Feuer Luft und startet erst richtig durch. Um die Verpuffung darzustellen, gab es in der Hauptübung einen lauten Knall. „Ich bin selber erschrocken, aber das ist halt realistisch“, sagte der Holzmadener Kommandant Thomas Polster, der die Übung beobachtete und deren Ablauf bei der späteren Manöverkritik als „sehr sauber“ lobte.

Was im Einzelnen bei der Hauptübung geschah, erläuterte der Neidlinger Kommandant Jochen Schmid den Zuschauern perMikrofon. Die letzte Hauptübung sei 2018 gewesen. Nach der langen Corona-Pause sei es wieder höchste Zeit, so der Kommandant. Obwohl der Schreiner im Szenario alleine am Werk war, schauten die Feuerwehrleute auch im Obergeschoss der Schreinerei, ob dort noch jemand auf Rettung wartete.

Bei der Manöverkritik zeigten sich alle zufrieden, der Neidlinger Kommandant ebenso wie Johannes Hepperle und Bürgermeister Jürgen Ebler. „Die Neidlinger können sich auf ihre Wehr verlassen“, stellte der Bürgermeister fest. Thomas Polster äußerte als Beobachter keinerlei öffentliche Kritik. Eventuelle Kleinigkeiten würde er unter vier Augen mit dem Neidlinger Kommandanten besprechen, sagte er. Vielleicht gehört ja die verwendete Trage dazu, die für den hoch gewachsenen geretteten Feuerwehrmann ein wenig kurz erschien.

Seniorchef Uli Hepperle beobachte die Übung in seiner Schreinerei sehr entspannt. Er wusste, dass das Wasser nur bis zum Verteiler gelangte und in der Werkstatt alles trocken blieb.