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Umsteigen statt Aussteigen

Die Gruppe „GANZ unter Teck“ will ein Miniökodorf mitten in der Stadt errichten

Daniel Hughes und Jonathan Lamp haben Visionen. Mit ihren Mitstreitern wollen sie ein Haus in Kirchheim mieten und dort ein kleines Ökoparadies errichten – inklusive Foodsharing, Umsonstladen, Gemeinschaftsgärten und jeder Menge Engagement.

GANZ unter Teck in Owen
GANZ unter Teck in Owen

Kirchheim. Sie sind keine Aussteiger. Denn mit ihrem Projekt wollen Daniel Hughes und Jonathan Lamp nicht aus der Gesellschaft raus, sondern mittendrin etwas anders machen. Sie steigen praktisch um. Von Schnelllebigkeit, Burn-out-Ängsten und Isolation haben sie genug. Deswegen suchen sie ein Haus, in dem sie nach ihren eigenen Vorstellungen leben können und gleichzeitig eine Plattform für soziales Engagement in der Umgebung bieten können – am liebsten in Kirchheim und näherem Umfeld. „GANZ unter Teck“ heißt ihr Projekt: Gemeinsam, aktiv und nachhaltig in die Zukunft. „Das Vorhaben ist bewusst städtisch angelegt“, erklärt Daniel Hughes. „Wir wollen damit in die Mitte der Gesellschaft.“ Das, was die Gruppe um die beiden plant, ist zwar an sich nichts Neues. Trotzdem, sagt Hughes, gebe es im Großraum Stuttgart bis jetzt kein vergleichbares Projekt.

In dem Haus sollen allerlei verschiedene Projekte untergebracht und vereint werden: Auf der einen Seite dient es den Umsteigern als Herberge, auf der anderen Seite Gleichgesinnten und Neugierigen als Treffpunkt und Anlaufstelle. Es sollen ein Umsonstladen eingerichtet, Food- und Carsharing organisiert und verschiedene Kurse angeboten werden. Das Projekt will auch mit dem Flüchtlingswohnheim kooperieren und ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe leisten. Außerdem wollen die Umsteiger in einem Gemeinschaftsgarten Obst und Gemüse anbauen, damit sie sich wenigstens zum Teil selbst versorgen können.

Das Leben im Haus soll möglichst ohne Geld funktionieren: Nicht weil sie es müssen, sondern weil sie es können. „Es ist möglich, nicht hundertprozentig auf Geld angewiesen zu sein“, ist Daniel Hughes‘ feste Überzeugung. Das will er der Welt mit dem Projekt zeigen.

Auch Jonathan Lamp hatte irgendwann genug davon, sein Leben nach seinem Verdienst zu richten. Im Anschluss an sein Studium hat er im textilen Einzelhandel gearbeitet. „Nach teilweise zehnstündigen Arbeitstagen musste ich feststellen, dass ich viel Zeit in etwas stecke, was mich weder motiviert, morgens aufzustehen, noch wirklich stolz macht.“ Am Ende des Monats sei dann zwar eine gewisse Summe Geld auf dem Konto gewesen, mit der er sich kleine Belohnungen für harte Wochen leisten konnte. Mittlerweile ist ihm seine Lebenszeit aber wichtiger als das Geld. Maximale Flexibilität ist für ihn ein Muss: „Ich finde es toll, jeden Tag aufs Neue entscheiden zu können, wie ich meine Zeit gestalte.“

Kirchheim sehen die beiden als optimalen Standort für ihr Vorhaben – praktisch als verlängerten Arm von Freiburg und Tübingen. „Die Stadt hat ein riesiges Potenzial, was leider nicht ausgeschöpft wird“, findet Jonathan Lamp. Doch langsam erkennt er etwas Bewegung in der Teckstadt: Leute mit ähnlichen Idealen verknüpfen sich mehr und mehr, und einige Projekte mit verwandten Zielen entstehen. „Wir gehen Hand in Hand mit allen, die in dieselbe Richtung gehen“, betont Daniel Hughes.

Am Freitag, 12. Juni, findet um 19.15 Uhr im Großen Saal der Freien Waldorfschule Kirchheim, Fabrikstraße 33 – 35 in Ötlingen, ein Infoabend zum Projekt „GANZ unter Teck – Gemeinsam, aktiv und nachhaltig in die Zukunft“ statt. Alle Neugierigen sind eingeladen.

Daniel Hughes (rechts) und Jonathan Lamp (3.v.l.) mit Familien und Mitstreitern: Der Trupp hat genug von Schnelllebigkeit und wi
Daniel Hughes (rechts) und Jonathan Lamp (3.v.l.) mit Familien und Mitstreitern: Der Trupp hat genug von Schnelllebigkeit und will mitten in Kirchheim ein innovaties Projekt gründen. Fotos: Jean-Luc Jacques