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Umweltzentrum Neckar-Fils feiert 25-jähriges Bestehen

Jubiläum Vor 25 Jahren wurde der Trägerverein für das Umweltzentrum Neckar-Fils gegründet. Seitdem stand die Einrichtung auf dem Bruckenwasen in Plochingen einige Male auf der Kippe. Doch demnächst sind die Schulden abbezahlt. Von Karin Ait Atmane

Ein gemeinsames Projekt von Vereinen, Verbänden und Einzelpersonen: man kann sich ausmalen, dass das keine einfache Sache wird. Tatsächlich stand das auf dem Plochinger Bruckenwasen angesiedelte Umweltzentrum Neckar-Fils in seiner 25-jährigen Geschichte einige Male auf der Kippe. Aber im Jubiläumsjahr ist es kerngesund.

 

Wir haben ziemlich viele Vorstände gehabt.
Matthias Weigert
Der aktuelle Vorsitzende über die
bewegten Zeiten des Trägervereins
 

„Es war von Anfang an nicht einfach, die verschiedenen Gruppierungen unter einen Hut zu bringen“, sagt Hubert Arnold. Er war als Vertreter der Plochinger Grünen schon in der Bauzeit für das Umweltzentrum aktiv. Und er erinnert sich an seinen ersten freiwilligen Arbeitseinsatz auf der Baustelle: Einige Helfer waren da, aber kein Schlüssel, kein Material und auch keiner, der den Überblick hatte. Das ärgerte ihn, was er den Verantwortlichen kundtat – und schon hatte er die Aufgabe übernommen, die Ehrenamtlichen zu koordinieren. Später wurde Hubert Arnold in Nachfolge von Reiner Schurr Vorsitzender des Trägervereins.

In der Nacht vor der Gartenschau-Eröffnung noch Platten verlegt

In der Bauzeit hat Arnold alles erlebt: hoch engagierte Menschen mit handwerklichem Geschick, Sponsoren, die ihre Produktionshallen zur Verfügung stellten, aber auch heiße Luft. So sprangen diejenigen, die die Elektroinstallation verlegen wollten, kurzfristig ab und verursachten damit zusätzliche finanzielle Turbulenzen. Der Trägerverein bekam zwar einen weiteren Kredit von der Kreissparkasse, allerdings zu schwierigen Konditionen. „Auf alle Fälle liefen die Zahlen davon“, sagt Hubert Arnold. Die Zeit lief ebenfalls davon, in der Nacht vor der Gartenschau-Eröffnung im Bruckenwasen wurden noch die Natursteinplatten am Eingang des Umweltzentrums verlegt.

Das Haus wurde später für seine Architektur und für seine innovative, nachhaltige Haustechnik ausgezeichnet. Aber neben den finanziellen Problemen zogen sich auch die strukturellen durch. Unterm Strich seien einige Ehrenamtliche „verschlissen“ worden, sagt Arnold. Im Trägerverein trafen unter anderem mehrere Nabu-Ortsgruppen und ihr Kreisverband, der BUND, die Naturfreunde, der VCD, der Landesnaturschutzverband und Einzelpersonen zusammen, zeitweise auch der Plochinger Hafen. Aber der Gedanke, dass die Vereine das Haus nutzen und beleben würden, sei „ein Trugbild“ gewesen, sagt Arnold im Rückblick.

Konflikte mit den Dauermietern

Die Mitgliedsvereine blieben in ihren angestammten Domizilen. Einnahmen brachten die festen Mieter wie der Nabu-Kreisverband oder ein Planungsbüro, aber auch die Vermietungen für Privatfeiern am Wochenende. Diese gingen nicht nur mit nächtlichen Telefonanrufen einher, wenn eine Sicherung raussprang oder die Klospülung nicht funktionierte, sie führte auch zu Konflikten mit den Dauermietern. Dann kam noch eine schwierige Personalie hinzu, die die Stimmung im Haus drückte. So zog Hubert Arnold schließlich 2007/2008 als Vorsitzender, in Absprache mit dem gesamten Vorstand, die Reißleine: Er stellte den Verkauf des Hauses zur Diskussion. Damit kam Bewegung in die Sache, auch ohne Verkauf. Der damalige Vorstand trat geschlossen zurück, es folgten weitere personelle Wechsel, bevor das Umweltzentrum vor rund 15 Jahren wieder auf ruhigeren Kurs kam. „Wir haben ziemlich viele Vorstände gehabt“, sagt Matthias Weigert, der seit zwei Jahren Vorsitzender des Trägervereins ist. Er stieß in der Zeit des Umbruchs zum Vorstandsteam und konnte die Kredite umschulden, was eine große Entlastung brachte.

Nur noch 60 000 Euro Restschulden

Die finanzielle Lage blieb dennoch schwierig, auch Mieterwechsel waren noch einige zu verzeichnen. „Vor acht Jahren hatten wir einen Investitionsstau und noch 200 000 Euro mehr Schulden als jetzt“, sagt Weigert. Inzwischen sind die Restschulden auf überschaubare 60 000 Euro geschrumpft. Und in den Corona-Jahren fielen zwar Einnahmen weg, aber gleichzeitig wurden mit viel Eigenleistung unter anderem das Flachdach, die Fassade und der Balkon saniert.

Gleichzeitig spielten die Inhalte eine große Rolle. Das Jahresprogramm wird mit jeder Runde umfangreicher und findet großen Zuspruch. Weigerts Frau Brigitte Beier, selbst Biologin, koordiniert es. Immer ist eine Jahresausstellung dabei und gibt das Gesamtmotto vor. Die Kurse sprechen Kinder, Familien oder die breite Öffentlichkeit an, sie decken vom Mähen mit der Sense bis hin zu Kochkursen und Naturkosmetik ein breites Spektrum ab. Weigert und Beier sind stolz, dass das Programm dieses Jahr keine roten Zahlen mehr schreibt. Die inhaltliche Arbeit wird anerkannt und hat beim Erschließen neuer Geldquellen geholfen. Der Landkreis und die Kreissparkassen-Stiftung zählen seit einigen Jahren zu den regelmäßigen Geldgebern; die Stadt Plochingen bezahlt für die Vorlandpflege am Neckarufer, die Ehrenamtliche vom Umweltzentrum übernehmen. Die Stadt habe das Haus ohnehin von Anfang an wohlwollend begleitet, sagt Hubert Arnold, der dem Umweltzentrum nach wie vor verbunden ist und sich über dessen Entwicklung freut. „Da wird gut gewirtschaftet und es werden viele Umweltthemen vermittelt, ganz im ursprünglichen Sinn“, sagt er.

Dieses Jahr stehen blühende Heuwiesen im Mittelpunkt

Die Jahresausstellung im Umweltzentrum in diesem Jahr widmet sich dem Thema „Blühende Heuwiesen“. Sie hat am 1. Mai sowie an den darauffolgenden Sonntagen geöffnet, begleitend dazu finden verschiedene Vorträge zu Blumenwiesen, Insekten und Vögeln statt.

Sensen- und Dengelkurse passen zum Thema der Jahresausstellung ebenso wie die Kurse zur Kräuterküche, die am 5. April mit dem Thema „Heilendes und Leckeres aus der Streuobstwiese“ beginnen und dann in den folgenden Monaten unterschiedliche Themenbereiche aufgreifen.

No-Waste-Workshops sind ein weiterer Schwerpunkt in diesem Jahr. Speziell für Kinder und Familien werden Workshops zu Kunst in der Natur, zum Löwenzahn oder zum Thema Feuer angeboten.

Weitere Infos gibt es auf der Website www.umweltzentrum-neckar-fils.de.