Weilheim · Lenningen · Umland
Unterensinger ist Honorarkonsul in Mexiko

Ehrenamt Vor 24 Jahren ist Thomas Wagner ausgewandert. Nun wurde der 47-Jährige zum Honorarkonsul ernannt. 

Unterensingen/Mexiko-Stadt. „Der Tag fängt für mich immer früh an, wegen der Zeitverschiebung in Deutschland“, sagt Wagner, der es als Unternehmensberater täglich mit deutschen Firmen zu tun hat. Doch an diesem Tag ist nicht alles wie immer. Denn seit wenigen Stunden ist Thomas Wagner auch Honorarkonsul in Mexiko. „Die ersten Aufgaben warten schon“, sagt er lächelnd.

Der in Esslingen geborene und in Unterensingen aufgewachsene Wagner ist nun für die Regionen Querétaro, Hidalgo und San Luis Potosí zuständig. In den drei Bundesstaaten leben insgesamt rund 8,2 Millionen Menschen. Als Honorarkonsul ist der 47-Jährige erste Anlaufstelle für deutscher Bürger und Unternehmen in Mexiko. „Man ist Ansprechpartner für Deutsche, die in Not geraten“, nennt er als Beispiel. „Wenn Bescheinigungen benötigt werden oder es um Passangelegenheiten geht.“

Honorarkonsuln werden von der Bundesrepublik dort eingesetzt, wo es keine Botschaften in der Nähe gibt, an die man sich wenden kann. Mit dem Ehrenamt geht für den Familienvater ein Traum in Erfüllung. „2001 habe ich zum ersten Mal von diesem Amt gehört. Ich wusste, dass ich das irgendwann auch machen möchte.“ Doch was hat den damals 24-Jährigen dazu bewogen, Familie und Freunde in Unterensingen hinter sich zu lassen und ein neues Leben in einem völlig fremden Land zu beginnen?

 

„Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu Deutschland und bin stark in Unterensingen verankert.
Thomas Wagner
Der 47-Jährige über seine Wurzeln in der schwäbischen Heimat

 

Er habe Deutschland und Unterensingen nie komplett den Rücken gekehrt, stellt Wagner klar: „Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu Deutschland und bin stark in Unterensingen verankert.“ Regelmäßig ist er in der alten Heimat zu Besuch. Lange Zeit war er Mitglied bei der Unterensinger Blasmusik und der Handballmannschaft des SKV Unterensingen, die von seiner Firma noch immer gesponsert wird. Doch die Sehnsucht, Neues zu entdecken und über den Tellerrand hinaus zu schauen, war schon während seines Studiums zum Diplom-Betriebswirt groß. „Mir war immer klar, dass ich ins Ausland möchte.“ Als der kaufmännische Leiter von seinem damaligen Arbeitgeber schließlich die Chance bekam, nach Ungarn, in die Ukraine oder nach Mexiko zu gehen, musste Wagner nicht lange überlegen. „Ich wollte schon immer Spanisch lernen.“

Über eine Rückkehr nach Deutschland habe er nie nachgedacht. „Das war nie eine Option. Ich war von Anfang an glücklich hier.“ Nach zwei Jahren lernte Wagner seine heutige Frau in Mexiko kennen. Gemeinsam mit ihr wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, mittelständische Firmen, die sich in Mexiko niederlassen, zu unterstützen.

Neben der wirtschaftlichen Förderung ist für Wagner auch der kulturelle Austausch zwischen Mexiko und Deutschland wichtig. 2010 gründete er das Sprach- und Kulturzentrum „Centro Alemán Querétaro“, wo mexikanische Bürger Deutschkurse belegen können. Ihm ist es aber auch ein Anliegen, die deutsche Kultur in Mexiko greifbarer zu machen. „Wir veranstalten jährlich ein Oktoberfest, einen Weihnachtsmarkt und hatten auch schon deutsche Bands aus der Region Stuttgart zu Besuch.“

Obwohl er mit seinem Unternehmen und dem Kulturzentrum alle Hände voll zu tun hat, hegte Wagner schon lange den Wunsch, ehrenamtlich als Honorarkonsul tätig zu sein. Für den Posten bringt er alle nötigen Voraussetzungen mit. Er setzt sich seit Langem für wirtschaftliche und kulturelle Belange in der Region ein und ist gut vernetzt. „Man möchte jemanden haben, der sich im Amtsbezirk gut auskennt.“ Dass Wagner genau der Richtige für den Job ist, fand auch Peter Tempel, der ehemalige deutsche Botschafter in Mexiko. Er schlug dem Auswärtigen Amt in Berlin Wagner vor. Vor wenigen Tagen wurde der Unterensinger schließlich in der deutschen Botschaft in Mexiko-Stadt von dem aktuellen Botschafter Wolfgang Dold vereidigt. Matthäus Klemke