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„Unterwegs gibt es keine Grenze zwischen Mensch und Natur“

Abenteuer Von Gran Canaria bis nach Ohmden: Jennifer Mögerle hat die Corona-Krise genutzt und auf ihrem Motorrad rund 4000 Kilometer zurückgelegt. Von Daniela Haußmann

Mutig und abenteuerlustig: Die 28-jährige Jennifer Mögerle hat den Corona-Lockdown genutzt und ist mit ihrem Motorrad von Gran C
Mutig und abenteuerlustig: Die 28-jährige Jennifer Mögerle hat den Corona-Lockdown genutzt und ist mit ihrem Motorrad von Gran Canaria bis nach Ohmden gefahren. Foto: Daniela Haußmann

Der Fahrtwind weht um die Nase, die Maschine gleitet geschmeidig durch die Kurven und das Gefühl von Freiheit kribbelt im Bauch: Von all dem können Motorradfahrer nicht genug bekommen. Auch nicht Jennifer Mögerle aus Ohmden. Kurze Trips nach Feierabend oder am Wochenende, darauf will sich die 28-Jährige nicht beschränken. Sie will ihre Leidenschaft ausgiebig genießen. Dass ihr Traum von einer langen Reise auf zwei Rädern nun endlich in Erfüllung ging, liegt nicht zuletzt an der Corona-Pandemie.

Vor fast zwei Jahren wanderte Mögerle nach Gran Canaria aus. Dort arbeitet sie als Direktions­assistentin in einem Hotel, das zuletzt jedoch wegen der Pandemie für mehrere Wochen seine Türen schloss. Für Jennifer Mögerle bedeutete dies die Chance, ihre Taschen zu packen, die Yamaha vollzutanken und durchzustarten, um ihre Eltern in Ohmden zu besuchen. Als sie Anfang August dort einrollte, lagen rund 4000 Kilometer spektakulärer Landschaften und ein Hauch von Abenteuer hinter ihr. Neun Tage zuvor setzte sie mit der Fähre von Las Palmas aufs spanische Festland über. Von der Küs­tenstadt Cádiz fuhr die 28-Jährige nach Jerez de la Frontera - einem Highlight ihrer Tour. Zusammen mit El Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda bildet die südspanische Stadt das „goldene Sherry-Dreieck“ Andalusiens. Bekannt ist die Metropole nicht nur wegen ihrer Königlich-Andalusischen Reitschule.

Nach einem Abstecher zu der im 11. Jahrhundert von den Mauren erbauten Festung Alcázar, die als herausragendes Zeugnis arabischer Baukunst gilt, fuhr Jennifer Mögerle weiter ins Landesinnere. Auf verschlungen Pfaden ging es nach Ronda, eine kleine Stadt auf einem Felsplateau, unter dem sich eine Schlucht ausbreitet. Mögerle kommt in Schwärmen: „Von der Puente Nuevo hatte ich einen fantastischen Ausblick über die Berglandschaft Serranía de Ronda.“

Abseits vielbefahrener Straßen rollte die Maschine der jungen Frau über Bergkämme, deren schroffe Felsen sanft in die Täler abfallen. „Auf dem Motorrad gibt es unterwegs keine Grenze zwischen Fahrer, Natur und Wetter“, erzählt sie. „Auch zu den Menschen knüpft man dank des Bikes schnell Kontakt.“ Das Reiseerlebnis ist intensiver, findet sie. Als die 28-Jährige eines Abends keinen Campingplatz findet, lässt ein Mann sie in seinem Garten ihr Zelt aufschlagen.

Im Garten übernachtet

Vorbei am Naturschutzgebiet El Torcal bei Antequera ging es jenseits von Granada in die Gebirgsregion Las Alpujarras. Am Rand der Sierra Nevada folgte Mögerle den Spuren von Iberern, Kelten, Römern und Westgoten. Die Region, in der die höchsten Gipfel der iberischen Halbinsel liegen, hat die Bikerin beeindruckt. Noch heute trägt die Region eine arabische Handschrift: Die verschachtelte Bauweise der Dörfer mit zahlreichen Brunnen erinnern an die Berberdörfer im Atlasgebirge. 400 bis 600 Kilometer legte Jennifer Mögerle täglich zurück. Angst vor einer Panne hatte die junge Frau, obwohl sie keine Schrauberkenntnisse mitbringt, nicht. „Da findet sich dann schon eine Lösung“, sagt sie selbstbewusst.

Von Sot de Chera und Peñíscola ging es noch ins französische Chamonix zu Freunden und dann über die Schweiz nach Ohmden. Ihr Vater, Thomas Mögerle, hatte nie Angst um sie: „Die Jennifer kann auf sich aufpassen.“